0299 - Das Lagunen-Monstrum
einmal das Blut. Das werden wir gleich haben…!« Mit diesen Worten ritzte er leicht Michael Ullichs Arm, daß ein dünner roter Faden aus der geringfügigen Wunde hervor trat. Dann zog er eine Feder aus der Tasche seiner Jacke und tauchte sie in das langsam rinnende Blut des Jungen. Interessiert beobachtete Amun-Re den Vorgang. Er wollte sich am Tun dieses Dämons, der in seinen Augen ein kompletter Narr war, noch etwas ergötzen. Außerdem würde das alles die Qualen des Jungen nur noch steigern.
Leopold von Sterzing war ganz in seinem Element. Er achtete nicht darauf, daß Amun-Re ihm gefährlich werden konnte. Für ihn gab es nur eins. Auf irgendeine Art wenigstens einen korrekten Seelenpakt zu bekommen, um das Lob seines Vorgesetzten einzuheimsen.
»Wanns bittschön hier unterschreiben möchten!« sagte er und hielt Michael Ullich ein beschriebenes Pergament aus Menschenhaut und die mit seinem Blut gefüllte Feder hin.
»Erklär mir mal, wie ich schreiben soll, du Hirni!« fauchte ihn Michael Ullich an. »Ich bin mit beiden Händen festgebunden.«
»Wanns weiter nichts ist!« sagte der Dämonenanwärter gemütlich. »Das haben wir gleich geregelt!« Er überhörte den wütenden Aufschrei von Amun-Re. Bevor der Herrscher des Krakenthrons es verhindern konnte, hatte Leopold von Sterzing den rechten Arm des Jungen losgeschnitten.
Michael Ullich handelte rein instinktiv. Bevor der Dämonenanwärter die Hand zurückziehen konnte, griff er zu. In seinen Fäusten lag die Kraft von Stahlklammern. Mit einer geschickten Drehung gelang es ihm, den Dolch an sich zu reißen.
Ein mächtiger Fausthieb traf das Dämonenwesen und schleuderte es zurück. Dreimal blitzte die Messerklinge auf. Dreimal fand die Schneide ihr Ziel. Die Lederriemen, die den Jungen fesselten, fielen zu Boden.
»Das hab’ ich nicht tun wollen…!« zeterte der ehemalige Österreicher. »Wer hat denn daran gedacht, daß dieser freundlich blickende junge Mann solche Schwierigkeiten macht!«
»Laß das Messer fallen, Michael Ullich, oder sie stirbt!« krächzte Amun-Re. Seine Hand lag auf Tanjas Hals. Und die langen Fingernägel hatten die Spitzen von Nadeln.
Unschlüssig wog der Junge das Messer in der Hand. Er wußte, daß Amun-Re seine Drohung sofort wahrmachen würde. Wenn er sich ergab, bedeutete das jedoch nur einen kurzen Lebensaufschub für sie.
»Bitte, Micha!« flehte Tanja König. »Ich habe Angst!«
»Sie! Des könnens net machen mit dem Madel!« zeterte Leopold von Sterzing. »Das laß ich net zu, daß dem Madel so was Grausiges passiert!«
»Schweig, du Narr!« zischte Amun-Re. Doch das brachte den ehemaligen Österreicher erst richtig in eine Rage, die sich mit der sprichwörtlichen Wiener Gemütlichkeit nicht vereinbaren ließ.
»So könnens mit mir net reden, der Herr!« sagte er. »Wanns glauben, daß i ein Depp bin…!«
»Ich sagte, du sollst schweigen!« fauchte Amun-Re. Alle Kraft legte er in den einen Schlag. Der Dämonenanwärter taumelte rückwärts, als hätte ihn der Hufschlag eines Fiakerpferdes getroffen.
Doch diesen Moment der Unaufmerksamkeit, als Amun-Re die Hand von Tanjas Hals wegnahm, um sie gegen Leopold von Sterzing zu gebrauchen, nutzte Michael Ullich. Aus dem Stand machte er einen Sprung wie ein angreifender Leopard.
Ein kräftiger Fausthieb fegte den Zauberer von Tanjas Seite. Bevor er sich wieder erheben konnte, hatte Michael Ullich das Mädchen losgeschnitten.
Er zerrte Tanja König vom Eichentisch herab und schob sie hinter sich. Dann stand er, das Messer in Angriffsposition, zum Kampf bereit.
»Die Karten sind jetzt anders gemischt, Amun-Re!« klirrte seine Stimme. »Und ich glaube, daß du nicht mehr alle Trümpfe besitzt. Wie ist es? Pokern wir weiter?«
»Du kannst mich nicht aufhalten, Michael Ullich!« zischte der Zauberer. »Ich bin zu stark für dich!«
»Ohne deine Zauberkräfte bist du höchstens ein Gegner zum Warmtrainieren!« sagte Ullich sehr selbstbewußt.
»So, das ist ja sehr interessant!« dröhnte es von der Tür her. Lautlos war sie durch die dämonischen Kräfte von Asmodis aufgegangen. Amun-Re hatte sich in seinem Palazzo so sicher gefühlt, daß er ihn nicht magisch abgesichert hatte. Carsten Möbius hatte über den Peilstrahl seines Transfunkgerätes den Weg hierhergefunden, weil er wußte, daß der Freund bei einer etwaigen Trennung immer das Gerät aktiviert hatte. Damit wurde Entführungen von irdischen Gangstern vorgebeugt. Carsten Möbius dachte noch mit Grauen
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