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0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

Titel: 0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Schatten kommt auf leisen Sohlen
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Wolkenkratzers. Der liegt auf dieser Seite. Hier werden wir euch erwarten.«
    Die Kollegen nickten. Schnell verteilten wir noch die Walkie-Talkies, die tragbaren und drahtlosen Sprechfunkgeräte, dann machten sich alle Gruppen auf die Strümpfe. Phil, Peter und ich, wir klemmten uns wieder in den Jaguar. Jetzt galt es, den ahnungslosen Mister Heller von dem zu unterrichten, was seiner Firma heute nacht bevorstand. Denn bisher hatten wir ja noch keine Zeit dazu gehabt.
    Zum Glück gibt es ja Telefonbücher. Wir hatten also Hellers Adresse leicht ausfindig machen können. Um so größer war unsere Enttäuschung, als wir acht Minuten vor zehn bei Heller klingelten und seine Frau uns auf unsere Frage hin sagte:
    »Das tut mir aber leid. Mein Mann ist nämlich nicht zu Hause.«
    Ohne Heller war unser ganzer Plan zum Scheitern verurteilt.
    ***
    In einer Riesenstadt wie New York kann auch das Rathaus nicht ohne Nachtdienst auskommen. In der Nähe des Eingangs saß in dieser Nacht der Kriegsinvalide John Prudence und blätterte gelangweilt in einer bekannten amerikanischen Militärzeitschrift, als der Mann an ihm vorbeiwollte.
    »Stop, Mister!« rief Prudence und warf die Zeitung beiseite. »Wo wollen Sie denn hin?«
    Der Mann trug einen schäbigen Staubmantel.
    Auf dem Kopf saß eine Reisemütze aus graukariertem Stoff. Da in der Halle nur die schwache Nachtbeleuchtung brannte, konnte Prudence das Gesicht des Mannes im Schatten des Mützenschirms nur undeutlich erkennen.
    »Ich?« erwiderte der Mann mit einer ungewöhnlich leisen Stimme.
    »Ja, Sie! Tagsüber kann hier jeder rein und raus wie er will. Aber nachts geht das nicht. Sie gehören doch nicht zum Wahlausschuß — oder?«
    Der Mann stutzte, schien einen Augenblick zu zögern und sagte dann: »Doch. Ja. Natürlich. Ich bin Mitglied des Wahlausschusses.«
    »Ach so«, murmelte Prudence. »Die Herren haben aber schon um neun angefangen!« fügte er hinzu.
    »Ja, ich weiß«, sagte der Mann mit seiner ungewöhnlich leisen Stimme. »Es ging einfach nicht früher.«
    »Dritter Stock, Sir. Zimmer 316.«
    »316«, wiederholte der Mann. »Ja. Danke.«
    Er wandte sich ab und durchquerte die Halle. Als er schon fast die andere Seite erreicht hatte, rief Prudence laut:
    »Sir, das ist die falsche Richtung! Der Lift ist doch da drüben!«
    Prudence zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf die andere Wand.
    Der Mann schien zu nicken. Aber er änderte seine Richtung und ging zu den Fahrstühlen. Der Mann drückte den Knopf und wartete auf den Lift. Das gab Prudence Gelegenheit, den Mann verstohlen zu mustern.
    Er ist wenigstens sechzig Jahre alt, dachte er und verschätzte sich damit um rund ein Jahrzehnt. Außerdem scheint er nicht sehr gesund zu sein. Die ganze Haltung… Na ja, was geht es mich an.
    Er wandte sich wieder seiner Zeitschrift zu. Das graue Päckchen, das der Mann unter dem Arm trug, hatte Prudence nicht beachtet. Der Fahrstuhl erschien, und der Mann entschwand nach oben.
    Aber bereits eine Viertelstunde später kam er wieder mit dem Fahrstuhl herab.
    »Ist die Sitzung denn schon vorbei?« fragte Prudence.
    »Ja«, sagte der Mann und ging schnell an Prudence vorbei. »Die anderen kommen auch gleich.«
    Und damit hatte er auch schon die Haustür erreicht. Ungehindert verließ er das Rathaus wieder.
    Verdammt noch mal, schoß es dem Kriegsverletzten plötzlich durch den Kopf, wo hat er denn jetzt das graue Päckchen gehabt, das er vorhin unter dem Arm trug? Jetzt hatte er es nicht mehr.
    Prudence geriet ins Schwitzen.
    Hatte er nun etwa einen Mann eingelassen, der gar nicht zum Ausschuß gehörte?
    Entschlossen griff er zum Telefon und wählte den Hausanschluß für das Zimmer, in dem der Wahlausschuß tagte.
    »Lindeman«, sagte eine Stimme.
    »Hier ist der Pförtner. Entschuldigen Sie, bitte, Mister Lindeman, daß ich Sie störe. Hier ist vor zwanzig Minuten ein Mann vorbeigegangen, der behauptet hat, er gehörte zum Wahlausschuß. Jetzt, vor knapp drei Minuten, ist er wieder rausgegangen und hat gesagt, die Sitzung bei Ihnen wäre beendet. War der Mann wirklich ein Ausschußmitglied?«
    »Wir tagen seit neun. Der letzte von uns kam ein paar Minuten nach neun. Seither hat niemand wieder diesen Raum betreten.«
    Die Stimme klang ein wenig mürrisch.
    Prudence bedankte sich schnell und legte auf.
    Er rieb sich das Kinn und grübelte.
    Wenn der Fremde sich unter einem Vorwand ins Haus geschlichen hatte, konnte es auch etwas mit dem Päckchen auf sich haben.
    Er mußte

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