0299 - In diesem Zimmer haust die Angst
dicker während seines Fluges und erreichte fast die Umrisse eines Baumstamms.
Gleichzeitig drängten drei weitere Arme aus der Öffnung, dünnere, mehr an Schlangen erinnernd, und sie suchten ebenfalls ihr Ziel bei Kara.
Konnte sie sich dagegen anstemmen?
Kara versuchte es.
Sie wirbelte zur Seite, schlug mit dem Schwert zu, teilte auch zwei Arme, doch den dicken erwischte sie nicht.
Er hieb voll gegen ihre Brust - und hindurch!
Das sah ich sehr deutlich. Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte sich die Schöne aus dem Totenreich entmaterialisiert, und mir kam eine Unterhaltung in den Sinn, die ich vor langer Zeit einmal mit ihr geführt hatte.
Da hatte mir Kara berichtet, daß sie durch die Einnahme des Trank übermenschliche Kräfte bekam und diese auch regulieren und in Richtungen lenken konnte, wie sie es wollte.
Für Gegner war sie nicht existent, aber sie bewies bei ihrem nächsten Angriff, daß der Feind sie sehr wohl zu spüren bekam.
Der Schlag traf voll. Beim Zurückweichen erwischte es den dicken Krakenarm.
Ich hörte ein klatschendes Geräusch. Eine dicke gelbgrüne Flüssigkeit schoß aus der Trennstelle hervor, und die schleimigen Tropfen patschten bis unter die Decke, wo sie klebenblieben.
Kara wirbelte weiter. Sie gab noch längst nicht auf und erwischte den dicken Krakenarm zum zweitenmal.
Auch Krol wollte nicht zulassen, daß man seine Magie zerstörte. Er mobilisierte die Kraft des Zimmers.
Plötzlich ruckte der Ofen vor, drehte sich dabei und wischte auf Kara zu.
Das ging sehr schnell, Kara kam nicht mehr weg, das wollte sie auch nicht, sie blieb stehen und hieb mit ihrem Schwert von oben nach unten zu.
Ein heftiger Schlag. Ich sah die Klinge nur als hellen Schatten, als sie durch die Luft pfiff und auf die Platte des Ofens prallte.
Zerschlug das Schwert das Metall?
Normalerweise nicht, dennoch geschah dies, denn der Ofen war gefüllt mit Schwarzer Magie.
Und die Klinge hielt dagegen.
Im Zimmer wurde es strahlendhell. Ein blendender Blitz strahlte durch den Raum, so überraschend, daß ich die Augen schloß, denn ich konnte nicht hineinschauen.
Als ich sie wieder öffnete, war der Blitz zusammengesunken und der Ofen zerstört.
Kara hatte ihn tatsächlich in zwei Hälften gehauen und die in ihm wohnende Kraft zerstört. Dieser magische Fixpunkt existierte nun nicht mehr. Aber Krol war nicht erledigt und wir nach wie vor hilfloser als zwei Neugeborene.
Im Gegensatz zu den magisch beeinflußten Dingen war Krol ein Wesen, das denken konnte.
Und das bewies er in den nächsten Augenblicken. Urplötzlich, Kara hatte sich kaum erholt, verwandelte er sich. Die menschliche Gestalt interessierte ihn nicht mehr. Er wurde zu einem Kraken.
Vor meinen Augen platzte er auseinander. Eine gewaltige Schleimwolke, wie ich sie noch nie erlebt hatte, erfüllte das Zimmer wie eine Wasserwand. Sie raubte mir die Sicht, ich fühlte mich innerhalb eines unheimlichen Zentrums und war den fremden, feindlichen Kräften hilflos ausgeliefert, denn sie hoben mich vom Boden ab und schleuderten mich in die Höhe, so daß ich Angst hatte, gegen die Wände oder Decke geschmettert zu werden.
Auch Kara hatte es nicht mehr gehalten. Diesen Kräften konnte selbst sie nicht widerstehen, und ich sah sie dicht vor meinem Gesicht daherwischen.
Ebenso erging es Suko. Mein Partner stand auf dem Kopf, als ich ihn entdeckte, das Gebäude erzitterte in seinen Grundfesten, ich hatte eine schreckliche Angst, daß mich nun alles in die Tiefe reißen würde, da meine Hilflosigkeit mir erst jetzt so richtig zu Bewußtsein kam, doch ich nahm seltsamerweise keinen Schaden.
Als alles vorbei war, so schnell und abrupt, fand ich mich wieder auf dem Boden liegend und fast in der gleichen Position wie vor dem unheimlichen Ereignis.
Das Zimmer hatte sich so gut wie nicht verändert. Die Wände standen, die Decke war auch vorhanden.
Nur der Boden zeigte nicht mehr die Transparenz. Es war kein Krake mehr zu sehen. Völlig normal lag er unter uns, und ich spürte wieder seine Härte.
Auch Kara war noch da.
Zwar konnte ich mich nicht bewegen, dennoch sah ich sie, denn sie stand an meiner Seite.
Wir schauten uns an.
Ich versuchte, ihr mit den Augen Zeichen zu geben, sie zu bitten und ihr meine Hilflosigkeit anzudeuten. Ob sie verstand, wußte ich nicht. Jedenfalls zeigte sie keine Reaktion.
Sie stand nur da.
Dann tat sie etwas, das ich nicht begriff. Ich hatte nicht einmal Zeit, Angst zu empfinden, sie hob ihr Schwert und
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