0299 - In diesem Zimmer haust die Angst
ich dir.«
Wieder war ich überrascht worden. Daß Krol etwas Besonderes sein mußte, damit hatte ich ja rechnen müssen, aber daß er zu den Großen Alten gehörte, war für mich neu. Irrte sich Kara?
Nein, denn Krol gab ihr recht. »Es stimmt, daß ich zu den Großen Alten gehöre. Und ich habe, wie auch die anderen fünf, überlebt. Die Leichenstadt nahm uns auf. Wir teilten sie in sechs Gebiete ein. Jeder bekam die gleiche Größe zugewiesen. Nun aber ist die Zeit reif, um Atlantis und dessen Magie wieder an die Oberfläche steigen zu lassen. Die Kräfte der Leichenstadt haben lange genug geruht. Sie kehren zurück, und ich wundere mich, daß du so lebensmüde bist, dich mir in den Weg zu stellen. Dein Vater war schlauer. Er wußte, daß er gegen uns nicht ankam, du aber willst es versuchen. Dann mußt du auch deinen Tod in Kauf nehmen.«
»Da bin ich nicht sicher«, erwiderte Kara gelassen. »Mein Vater hat mich gewarnt. Obwohl er den Großen Alten nie direkt gegenüberstand, wußte er dennoch, wie er sie besiegen konnte. Leider hat er dies erst am Ende seines Lebens erfahren, so daß er selbst nicht mehr eingreifen konnte. Ich aber stehe am Zweitbeginn, denn auch ich überlegte die große Katastrophe…«
»Wie willst du denn etwas erreichen?«
Kara gab eine Antwort. »Hast du schon einmal vom Trank des Vergessens gehört?«
Die Schöne aus dem Totenreich konnte ich nicht sehen, dafür Krol. Auch wenn das Licht schlecht war, erkannte ich an seiner Reaktion, daß Kara ins Schwarze getroffen hatte, denn der Kraken-Götze zuckte zusammen.
»Ja, ich habe davon gehört. Ich weiß über ihn Bescheid. Man muß vorsichtig sein, wenn man ihn zu sich nimmt. Ich kenne zwei Menschen, die haben es versucht. Sie liegen beide hier im Raum und sind schon so gut wie gestorben.«
»Das ist mir auch mittlerweile klar geworden«, erwiderte Kara. »Ich hätte meine Freunde warnen sollen, denn der Trank des Vergessens ist für normale Menschen ungeeignet. Aber noch ist nicht alles verloren. Ich werde es rückgängig machen.«
»Dazu müßtest du mich besiegen!«
»Das werde ich auch.«
Ich konnte mich über Karas Sicherheit nur wundern. Wo nahm sie diese nur her? Oder überschätzte sie sich vielleicht? Schließlich stellte sie sich gegen einen Dämon, der zu den Großen Alten gehörte.
Je mehr ich darüber nachdachte, um so positiver sah ich die Sachlage schließlich. Kara war eine Frau, die sich nicht einfach ins Unglück stürzte. Sie reagierte kalt, entschlossen und auch konsequent. Von ihren Gefühlen ließ sie sich kaum leiten. Wenn sie auftrat wie jetzt, hatte sie noch einen Trumpf in der Hinterhand.
Ich schaute wieder auf Krol. Ein Großer Alter, ein Ur-Götze in der Gestalt eines Menschen!
Das konnte ich einfach nicht begreifen. Dann fiel mir Arkonada ein, der ebenfalls zu diesem gefährlichen Club gehörte, und er hatte auch die Gestalt eines Menschen besessen.
»Dieses Zimmer!« flüsterte Krol, »ist mit seiner Magie getränkt.«
»Das weiß ich«, erwiderte Kara.
»Dann wirst du auch wissen, wie gefährlich die Krakenmagie ist. Man konnte sie damals nicht besiegen. Mit den Kraken kam das Leben. Es entwickelte sich auf dieser Erde aus dem Wasser, und wir kommen aus dem Wasser, das solltest du dir immer vor Augen halten.«
Kara lachte nur. »So wie du haben schon viele versucht, mir Angst einzujagen. Sie schafften es nicht…«
»Es waren keine Kraken!« schrie Krol und griff an.
Nicht er selbst sprang auf Kara zu, er hatte seine Diener. Und die steckten im Ofen.
Mir war es gelungen, einem Krakenmonstrum die Kraft zu nehmen. Zwei Tentakeln waren wieder zurückgepeitscht, aber wer konnte wissen, wie viele noch lauerten.
Einer ringelte sich hervor, bekam Geschwindigkeit und peitschte auf Kara zu.
Ich sah es deutlich, der Arm wollte sie packen, aber ich sah auch Kara, die Schöne aus dem Totenreich. Hatte ich sie in London noch, deprimiert erlebt, so war dies nun verschwunden. Gedankenschnell warf sie sich vor und sprang genau in die Schlagrichtung des Tentakels. Er würde sie erwischen, konnte gar nicht anders, doch Kara besaß das Schwert mit der goldenen Klinge.
Sie verstand es meisterhaft, diese Waffe zu führen. Einen Halbbogen schlug sie, und bevor der Krakenarm sie auch nur berühren konnte, hatte sie ihn schon gekappt.
Ein Teil wirbelte durch die Luft und klatschte zu Boden. Damit war der Angriff jedoch nicht ausgestanden, denn der nächste Arm huschte aus der Öffnung hervor.
Er wurde noch
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