0299 - In diesem Zimmer haust die Angst
spürte ich den Schlag. Das Ende des Tentakels saugte sich fest, ich spürte schon den gewaltigen Druck und auch einen ätzenden Schmerz, aber er durchdrang den Körper nicht. Er zitterte und zog sich zurück wie der erste.
Krol stand da und staunte.
In seinem Gesicht zuckte es. Er schüttelte den Kopf, ballte seine Hände und stieß ein drohendes Knurren aus, als stünde ein Hund vor mir. »Ich bin Krol«, sagte er. »Ich bin der Kraken-Götze! Man hat mich damals schon nicht überwinden können und man wird es heute auch nicht können. Ich haben die Leichenstadt verlassen, einen menschlichen Körper angenommen, während mein anderer noch in einem abwartenden Schlaf liegt. Weshalb habe ich keinen Erfolg?«
Da brauchte er mich nicht zu fragen. Ich war heilfroh, daß es anders gekommen war.
Er schaute auf Suko.
Dann ging er zu ihm.
Meine Befürchtungen verstärkten sich. Wenn er merkte, daß der Chinese nicht geschützt war, gab ich für dessen Leben keinen Pfifferling mehr.
Krol bückte sich bereits, als etwas anderes geschah. Auch diesen Vorgang konnte ich nicht sehen, ich hörte ihn nur, denn er spielte sich hinter mir ab.
Ein Fluch erklang. An der Stimme erkannte ich den Einäugigen. Im nächsten Augenblick peitschte ein Schuß, der Einäugige begann zu lachen, was mir bewies, das nur er geschossen haben konnte.
Wahrscheinlich war jemand in das Haus eingedrungen und erwischt worden. So bekam Suko noch eine Galgenfrist, denn Krol ließ sich ablenken. »Was ist denn?« rief er und ging zwei Schritte vor.
Der Einäugige gab die Antwort auf seine Weise. Ein schreckliches Röcheln drang aus seinem Mund, und im gleichen Augenblick stolperte er an mir vorbei, beide Hände auf die Brust gepreßt.
Sie verdeckten eine Wunde, konnten allerdings das Blut nicht stoppen, das unter seinen Handballen hervorquoll.
Jemand hatte ihm eine Wunde beigebracht.
War sie tödlich?
Sein Gesicht verzerrte sich. Er wollte noch einen Schritt zurückgehen, den aber schaffte er nicht mehr, denn die Verletzung war zu stark.
Sie riß ihn von den Beinen.
Neben mir schlug er auf. Die Hände lösten sich von der Brust, und ich sah die klaffende Wunde, die ihm eine Kugel nicht beigebracht haben konnte.
Das sah mir eher nach einem Messerstich aus oder einer ähnlichen Stichwaffe.
Was war geschehen?
Auch Krol wußte es nicht. Er stierte nach vorn. Für den Einäugigen, der neben mir starb, wobei ein letzter schwerer Atemzug über seine Lippen drang, hatte er keinen Blick mehr übrig. Über meinen Körper schaute er hinweg und sprach jemanden an, den ich leider nicht sehen konnte, weil er hinter mir stand.
Aber ich hörte die Schritte der Person.
Sehr leichte Schritte.
Meinem Gefühl nach zu urteilen, mußte sich mein vorläufiger Retter bereits in dem Raum befinden.
Jetzt verstummten die Geräusche.
Auch Krol ging nicht vor.
Die beiden starrten sie nur an, wobei ich zwischen ihnen lag. Etwas klatschte dicht neben mir zu Boden. Es war ein dunkler Blutstropfen, wahrscheinlich hatte er sich von der Waffe gelöst.
»Wer bist du?« fragte Krol.
Er bekam Antwort. Und zwar von einer Frau. »Ich heiße Kara. Man nennt mich auch die Schöne aus dem Totenreich…«
***
Kara! Mein Gott, ich konnte es kaum fassen. Sie hatte als einzige den Weg zu uns gefunden. Wußte sie denn, in welche Schwierigkeiten sie uns durch die Einnahme des Tranks gebracht hatte? Wenn ja, war es auch egal, für Suko und mich jedenfalls waren die Chancen wieder gestiegen, auch wenn wir uns nicht rühren konnten.
Krol lachte leise. »Kara«, wiederholte er. »Ich kann mit dir nichts anfangen, obwohl ich mich irgendwie an einen Namen, der so lautet, erinnern kann. Aber das muß weit zurückliegen.«
»Möglich.«
»Sage es mir.«
»Atlantis!« hörte ich Karas Antwort. »Vor mehr als 10 000 Jahren. Geht dir jetzt ein Licht auf, Krol?«
»Nein.«
»Delios!« Kara ging noch einen Schritt zur Seite. »Er war mein Vater, und von ihm müßtest du gehört haben.«
»Das kann sein…«
»Delios war ein Mensch, der sein Leben dem Guten und der Weißen Magie geweiht hatte. Er hat sich gegen die schwarzmagischen Kräfte gestemmt, gegen die schrecklichen Dämonen, die auch in Atlantis ihr Reich gefunden hatten.«
»Aber nicht gegen mich.«
»Das stimmt, denn die Großen Alten waren auch für ihn unantastbar. Er kam nicht gegen sie an. Ich aber habe das Erbe meines Vaters übernommen, und ich werde mich den Ur-Götzen stellen. Du bist der erste, Krol, das schwöre
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