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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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logisch«, nickte ich.
    »Wenn du magst, dann können wir uns ja mal treffen, und ich zeige dir ein paar Ecken, die in den Reiseführern nicht drinstehen.«
    »Äh ... ja, warum nicht?«, antwortete ich. Einen ortskundigen Führer konnten wir bestimmt gebrauchen, wenn unser Helfer vor Ort, falls wir ihn überhaupt finden sollten, wirklich so schwierig war, wie der Bibliothekar behauptet hatte. Das würde Larissa sicher verstehen.
    »Warte, ich schreib dir meine Telefonnummer auf«, sagte sie. Sie zog aus ihrer Handtasche einen kleinen Block mit einem daran befestigten Mini-Kugelschreiber. Auf einen Zettel schrieb sie »Fiona« und darunter die Rufnummer. »Das ist die Nummer meines schottischen Mobiltelefons«, erklärte sie, als sie mir das Blatt reichte. »Schreibst du mir deine Nummer auch auf?« Sie hielt mir Block und Kuli hin.
    »Ja, natürlich«, sagte ich, während ich meine Mobiltelefonnummer notierte.
    Sie steckte den Block wieder weg und zog eine Frauenzeitschrift aus ihrer Tasche. »Und jetzt lasse ich dich lesen.«
    Erleichtert vertiefte ich mich in den Reiseführer. Gleichzeitig ärgerte ich mich, dass ich nicht in der Lage war, ein vernünftiges Gespräch mit einem attraktiven Mädchen zu führen. Außerdem hatte ich bestimmt rote Ohren bekommen, und das wurmte mich noch mehr.
    Larissa schlief während des gesamten Fluges. Fiona unterbrach mich alle paar Minuten mit einer Bemerkung zu einem Foto in meinem Reiseführer oder zeigte mir ein Bild oder einen Text in ihrer Zeitschrift, zu dem sie meine Meinung wissen wollte. Meine Befangenheit ihr gegenüber nahm leider nicht ab, und so kam mir unsere Reise endlos vor.
    Endlich kündigte das Bordpersonal die bevorstehende Landung an. Wir flogen von Süden an der Küste entlang, vorbei an den Hügeln des Grenzgebiets zu England, die fast alle noch weiße Schneehauben trugen und aussahen wie glänzende Zuckerkegel. Ihre Hänge waren gespickt mit Windrädern.
    Das Flugzeug machte einen großen Linksschwenk, der uns genau über den Firth of Forth brachte, einen Meeresarm, der sich von der Nordsee aus fast fünfzig Kilometer in die schottische Halbinsel hinein zieht. Der Himmel war klar und strahlend blau, lediglich unterbrochen von ein paar weißen Wolkenfetzen.
    Dann tauchte links von uns Edinburgh auf. Die großen Hafenkräne von Leith und Newhaven glitzerten in der Sonne. Dahinter erstreckte sich die schottische Hauptstadt, von hier oben eine Ansammlung von Spielzeuggebäuden, die immer wieder von grünen Flecken, ihren Parks, unterbrochen wurde. Weiter in der Ferne ragte eine Reihe schneebedeckter Hügel auf.
    Im Nu waren wir an der Stadt vorbei und setzten zur Landung an. Jetzt erst erwachte Larissa. Sie gähnte und reckte ihre Arme, und als sie ihren Pullover übergezogen hatte, waren wir bereits beim Terminal ausgerollt. Sie würdigte mich keines Blickes.
    Ich holte Fionas Koffer und unsere Taschen aus der Gepäckablage. Während ich noch auf Larissa wartete, die nicht aus ihrem Sitz kam, drückte mir Fiona einen leichten Kuss auf die Backe. »Ciao, Arthur«, flüsterte sie. »Und viel Spaß in Edinburgh.« Dann reihte sie sich in die Schlange der Fluggäste ein, die zum Hinterausgang des Flugzeugs strebten.
    Als alle an unserer Sitzreihe vorbei waren, bequemte sich auch Larissa aufzustehen. Wortlos nahm sie die Tasche entgegen, die ich ihr reichte. Wir zogen unsere Jacken aus der Ablage und verließen ebenfalls die Maschine.
    Ich war froh, als ich das Flugzeug verlassen konnte und wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Zum Glück hatte meine Flugangst, die mich noch im vorigen Jahr gequält hatte, inzwischen nachgelassen, aber wirklich wohl fühlte ich mich in diesen fliegenden Blechbüchsen nicht.
    Obwohl Großbritannien Teil der EU ist, mussten wir durch eine Passkontrolle, vor der sich lange Schlangen bildeten. Fiona war schon weit vor uns. Eine große Uhr an der Wand erinnerte uns daran, dass es hier eine Stunde früher war als daheim. Während wir darauf warteten, an die Reihe zu kommen, zogen wir unsere Mobiltelefone heraus und änderten die Zeiteinstellung. Nach zehn Minuten hatte ein Beamter schließlich unsere Pässe gesichtet und uns durchgewunken.
    Am Gepäckband ging es dafür richtig schnell. Wir holten unsere Koffer, ich zog ein paar Dutzend britische Pfund aus einem Geldautomaten, und wir machten uns auf zur Bushaltestelle, die direkt vor dem Terminal lag.
    Larissa hatte es tatsächlich fertiggebracht, die ganze Zeit zu schweigen.

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