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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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mit Giftgrün.
    Wir gingen den schmalen Bürgersteig hinab, bis wir vor Campbells Antiquariat standen. Er hatte sich für einen karmesinroten Farbton entschieden, gegen den sich eine pechschwarze Eingangstür deutlich absetzte. Durch das einzige verschmutzte Fenster konnte man in einen hell erleuchteten Raum blicken, in dem alle Wände von Bücherregalen verdeckt wurden. Hinter einer kleinen Theke mit einer altmodischen Kasse saß ein Mann über ein Buch gebeugt. Kunden waren keine zu sehen.
    Ich schob die Tür auf und wir traten ein. Im Laden war es angenehm warm. Der Mann hinter der Kasse blickte erst auf, als wir direkt vor ihm standen. Er mochte zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt sein und war von gedrungener Statur. Sein Gesicht glänzte so rosig wie sein kantiger Schädel, der nur von einem sparsamen Haarkranz umgrenzt war. Dadurch und durch seinen fleischigen Nacken sah er eher wie Metzger als wie ein Buchhändler aus. Er hatte lang gezogene Augenbrauen und eine Nase, die der eines Boxers ähnelte, der zu viele Schläge kassiert hat.
    »Good evening« , grüßte ich.
    Jetzt erst ließ er sein Buch, in das er vertieft war, sinken und blickte uns an.
    »Guid eenin. What can I dae for ye?«
    Ich erriet die Bedeutung seiner Worte mehr, als dass ich sie verstand, so stark war sein schottischer Akzent.
    »Wir suchen Craig Campbell«, sagte ich.
    Er verzog überrascht das Gesicht. »Ach, yer the wee ones from Germany.« Dann schien er sich zu besinnen und wechselte in ein akzentfreies Englisch. » Sorry , ihr habt wahrscheinlich Probleme, mein Schottisch zu verstehen. Ich bin Craig Campbell. Willkommen in Edinburgh.«
    Er erhob sich und streckte uns seine Hand entgegen. Sie war dick, mit fleischigen Fingern, und passte zum Bild des Metzgers. Wir schüttelten uns die Hände, und er bat uns zu einem kleinen Tisch mit drei Stühlen hinüber, der rechts von seiner Kasse stand.
    »Möchtet ihr etwas trinken? Ihr müsst sicher erschöpft von der Reise sein.« Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwand er in einem Raum hinter der Theke und kehrte mit einer großen Flasche Mineralwasser und zwei Gläsern zurück. Nachdem er uns eingeschenkt und wir anstandshalber ein paar Schlucke getrunken hatten, klemmte er die Daumen hinter die breiten roten Hosenträger, die seine ein wenig altmodische Hose hielten, und wandte sich an Larissa.
    »Der Bibliothekar hat mir vom Unfall deines Großvaters erzählt ...«
    »Das war kein Unfall«, unterbrach ihn Larissa vehement. »Das war ein Mordversuch.«
    Campbell schreckte zurück. »Natürlich, natürlich«, sagte er entschuldigend. »Eine schreckliche Sache. Und jetzt seid ihr hier, um den Tätern ein für alle Mal das Handwerk zu legen?«
    Ich nickte. »Wenn wir Larissas Großvater retten wollen, müssen wir ein bestimmtes Buch finden, von dem wir hoffen, dass es hier in Edinburgh versteckt ist.«
    Er zupfte an seinen Hosenträgern herum und machte ein ernstes Gesicht. »Ihr müsst hier besonders wachsam sein. Edinburgh kann eine ziemlich gefährliche Stadt sein, wenn man in die falschen Ecken gerät. Nach welchem Buch sucht ihr denn?«
    Die Frage war so unauffällig in seinen Gesprächsfluss eingebettet, dass ich automatisch antwortete: »Das Buch der Leere.« Erst als ich die Worte ausgesprochen hatte, merkte ich, dass ich ihm auf den Leim gegangen war. Offenbar hatte ihm der Bibliothekar diese Information vorenthalten. Und ich hatte nichts Besseres zu tun, als sie ihm freiwillig zu liefern.
    Campbells Augen, deren Blau schon vorher unergründbar war, nahmen einen noch distanzierteren Ausdruck an. »Das Buch der Leere«, murmelte er. »Seid ihr sicher, dass es sich in Edinburgh befindet?«
    »Wir vermuten es«, sagte Larissa und warf mir einen bösen Blick zu. »Sicher sind wir nicht. Dazu haben wir nicht genügend Hinweise.«
    »Wir dachten, Sie könnten uns vielleicht ein paar Tipps geben, wo wir danach suchen sollten«, fügte ich hinzu.
    »Ach«, erwiderte er. »Wo soll man da anfangen? Edinburgh war immer schon die Stadt der Bücher. Wusstet ihr, dass es hier 1867 nur 43 Friseure, aber 128 Buchhandlungen gab? Hier wurden die ersten Bücher Schottlands gedruckt und die Encyclopaedia Britannica , das umfangreichste Lexikon der Welt, verfasst. Ich könnte euch eine meterlange Liste machen, wo in dieser Stadt überall Bücher eine Rolle gespielt haben.«
    Entmutigt sah Larissa mich an. »Das klingt mal wieder sehr vielversprechend.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Irgendwo

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