03 Arthur und die Stadt ohne Namen
Dichter.
»Ach, so seht Ihr das also? Ihr wisst, was das bedeutet? Ihr werdet auf ewig verflucht sein!«
»Das bin ich bereits«, sagte McGonagall mit einem resignierten Ton in der Stimme. »Zudem habt Ihr doch auch nicht vor, zu Eurem Wort zu stehen.«
»Ihr enttäuscht mich. Bislang habe ich Euch nicht belogen. Allerdings habt Ihr in einem recht: Ich kann es mir nicht erlauben, die jungen Leute entwischen zu lassen. Schließlich ist es meine Pflicht, mich und die Meinen zu schützen.«
McGonagall hatte seinen Stock wieder wie einen Degen gehoben. »Lauft!«, rief er uns zu. Als er merkte, dass wir zögerten, ihn allein zurückzulassen, versetzte er Larissa einen Stoß. »Geht schon! Und macht euch um mich keine Sorgen. Ich weiß, was ich tue.«
Burke und Hare hielten ihre Messer vor sich und näherten sich dem Dichter in geduckter Haltung. Der sprang wie ein Fechter vor und zog mit einer für sein Alter erstaunlich schnellen Handbewegung einen Degen aus seinem Stock. Seine Angreifer wichen für einen Moment überrascht zurück, setzten sich aber nach der Schrecksekunde sofort wieder in Bewegung.
Larissa zog mich am Ärmel. Widerwillig drehte ich mich von der Szene weg und wir liefen die Gasse bis zum Ende hinunter. Bevor wir das letzte Haus betraten, blickte ich mich noch einmal um. McGonagall hielt seine Position. Fragte sich nur, wie lange er das alleine gegen drei Gegner durchhalten konnte. Aber seine Ansage an uns war klar gewesen. Ich hoffte, er hatte wirklich noch ein Ass im Ärmel, das ihm gegen Knox und seine Spießgesellen half.
Wir stürmten die Treppe in den ersten Stock hoch und kamen in einen großen Raum, der bis auf zwei Schränke an den Wänden leer war. Von einem Durchbruch oder einem zweiten Ausgang war nirgendwo etwas zu sehen.
»Vielleicht ein Stockwerk höher«, schlug Larissa atemlos vor. Aber auch da fand sich keinerlei Hinweis auf einen Ausweg aus dem unterirdischen Labyrinth. Entmutigt ließ ich die Taschenlampe sinken. »Knox hat uns reingelegt«, sagte ich. »Es war alles nur eine Lüge.«
»Er hat aber beteuert, er habe nicht gelogen«, widersprach sie mir heftig. »Zumindest nicht bis zu jenem Zeitpunkt.«
»Du siehst es doch selbst! Hier gibt es keinen Ausgang. Da können wir genauso gut zu McGonagall zurückgehen und ihm helfen.«
Larissa schüttelte den Kopf. »Lass uns noch mal runtergehen und suchen.«
Ich folgte ihr ohne Widerrede. Hektisch tasteten wir die Wände ab und pochten dagegen, ob es irgendwo eine hohle Stelle geben mochte. Ohne Ergebnis.
Ich ging zum Fenster und sah hinaus. McGonagall schlug sich immer noch tapfer gegen Burke und Hare. Wenn er auch nicht mehr der Jüngste war, so hielt er seine Angreifer doch erstaunlich gut in Schach. Allerdings war es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn überwältigen und dann hinter uns herkommen würden. Der Dichter schwang seinen Degen im Halbkreis hin und her. Immer wieder mussten seine Angreifer ausweichen, um nicht davon getroffen zu werden. Doch sie warteten nur darauf, dass sein Arm ermüdete und ihn einer von den beiden mit dem Messer erwischte. Knox sah dem Schauspiel mit einem kalten Grinsen zu.
Ich drehte mich um. Larissa hatte die Suche noch immer nicht aufgegeben. Sie stand neben einem der Schränke und inspizierte die Wand zum dritten oder vierten Mal. Ich wollte mich gerade wieder zum Fenster wenden, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel.
»Die Schränke!«, rief ich.
Larissa begriff sofort, was ich meinte. Ich lief zu ihr, und gemeinsam wuchteten wir den ersten Schrank zur Seite. Die Wand dahinter sah genauso undurchdringlich aus wie alle anderen auch. Larissa pochte mit der Taschenlampe dagegen, aber es gab kein Zeichen auf einen Hohlraum.
Wir nahmen uns den zweiten Schrank vor. Von draußen hörte ich einen Schrei. Ich lief zum Fenster zurück. McGonagall stand nicht mehr in der Mitte der Gasse, sondern mit dem Rücken an eine Hauswand gelehnt. Mit der linken Hand hielt er sich die Seite, während er mit dem Degen in der Rechten die Angriffe von Hare abwehrte. Burke war an den beiden vorbeigelaufen und befand sich schon kurz vor unserem Haus. Als ich ihn anleuchtete, blickte er zu mir hoch. Seine Lippen waren zu einem wölfischen Grinsen verzogen und er schwenkte sein Messer in meine Richtung.
Ich raste zu Larissa zurück. Ohne groß zu überlegen, kippten wir den zweiten Schrank einfach nach vorn. Mit einem lauten Krachen stürzte er auf den Boden. Dahinter klaffte ein schmales Loch in der
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