03 Die Auserwählten - In der Todeszone
Hintergrund der Variablen beobachten, um ihn zu ermitteln. Die fehlenden Daten erhalten wir durch eine Vivisektion, bei der dein Körper voll funktionsfähig bleibt. Natürlich wirst du keine Schmerzen spüren, wir werden dich stark betäuben, bis du …«
Er musste nicht weitersprechen. Seine Worte verloren sich in der Stille und die drei Wissenschaftler warteten auf Thomas’ Antwort. Doch er war nicht im Stande zu sprechen. In dem Teil seines Lebens, an den er sich erinnern konnte, hatte er dem Tod unzählige Male ins Auge geblickt, immer in der verzweifelten Hoffnung zu überleben. Er hatte immer sein Letztes gegeben, um einen weiteren Tag durchzuhalten. Das hier war anders. Er musste nicht einfach noch einen Test durchstehen, bis seine Retter auftauchten. Diesmal gab es kein Zurück für ihn. Wenn der Rechte Arm nicht kam, war es aus.
Aus dem Nichts tauchte ein schrecklicher Gedanke auf: Wusste Teresa darüber Bescheid?
»Thomas?«, fragte Janson und unterbrach seine düsteren Gedanken. »Ich weiß, dass das ein ziemlicher Schock für dich sein muss. Du musst dir klar darüber sein, dass das hier kein Test ist. Das ist keine Variable, und ich lüge nicht. Wir sind der Meinung, dass wir den Masterplan für die Heilung abschließen können, indem wir dein Hirngewebe analysieren und mit Hilfe der gesammelten Muster untersuchen, wie es dem Brandvirus widersteht. Die Experimente wurden durchgeführt, damit wir nicht alle Versuchspersonen aufschneiden müssen. Unser Ziel war es, Menschenleben zu retten, statt sie zu verschwenden.«
»Wir sammeln und analysieren die Muster seit Jahren und deine Reaktionen auf die Variablen waren mit Abstand die … robustesten«, fuhr Dr. Wright fort. »Wir wissen seit langem – und das durften die Versuchspersonen auf keinen Fall erfahren –, dass am Ende der beste Kandidat für diesen letzten Eingriff ausgewählt werden muss.«
Dr. Christensen erläuterte den Vorgang, während Thomas schweigend zuhörte. »Du musst dazu am Leben sein, aber nicht wach. Wir betäuben dich und die Einschnittstelle, aber da es im Gehirn keine Nerven gibt, ist die ganze Operation sowieso relativ schmerzfrei. Leider wirst du dich von der neuralen Untersuchung nicht wieder erholen – der Eingriff verläuft mit hundertprozentiger Sicherheit tödlich. Aber die Ergebnisse werden von unschätzbarem Wert für uns sein.«
»Und wenn es nicht funktioniert?«, fragte Thomas. Er konnte nur noch an Newts letzte Momente denken. Was wäre, wenn er tatsächlich unzählige Menschen vor diesem grausamen Tod bewahren konnte?
Unbehagen blitzte in den Augen der Psychologin auf. »Dann werden wir … weiter daran arbeiten. Aber wir haben vollstes Vertrauen …«
Thomas schnitt ihr das Wort ab, er konnte sich nicht beherrschen. »Haben Sie eben nicht , stimmt’s? Sie haben Leute bezahlt, um noch mehr immune … Versuchspersonen zu kidnappen«, sagte er mit eiskalter Verachtung, »damit Sie wieder von vorne anfangen können.«
Zuerst sagte niemand etwas. Dann erwiderte Janson: »Wir werden alles tun, um die Heilung zu verwirklichen. Mit so geringem Verlust an Menschenleben wie möglich. Mehr gibt es zu dieser Angelegenheit nicht zu sagen.«
»Warum reden wir dann überhaupt noch?«, wollte Thomas wissen. »Warum schnallen Sie mich nicht einfach fest und reißen mir das Gehirn raus?«
Dr. Christensen antwortete: »Weil du der Auserwählte bist. Du bildest eine Brücke zwischen den Schöpfern und unserem heutigen Team. Wir versuchen dir den nötigen Respekt zu zollen, in der Hoffnung, dass du selbst die richtige Entscheidung treffen wirst.«
»Thomas, brauchst du einen Moment?«, fragte Dr. Wright. »Ich weiß, dass die Entscheidung nicht einfach ist, und ich versichere dir: Wir nehmen diese Sache nicht auf die leichte Schulter. Wir verlangen ein immenses Opfer von dir. Spendest du dein Gehirn der Wissenschaft? Gibst du uns die Möglichkeit, die fehlenden Puzzleteile zusammenzusetzen? Einen weiteren Schritt in Richtung einer Heilung zu gehen, zum Wohle der Menschheit?«
Thomas wusste nicht, was er sagen sollte, so unfassbar kam ihm dieses ganze Gespräch vor. Konnte es wirklich sein, dass nach allem, was geschehen war, nur noch ein Mensch sterben musste? Er?
Der Rechte Arm war unterwegs. Newts Gesicht tauchte kurz vor seinem inneren Auge auf.
»Ich muss einen Moment allein sein«, brachte er schließlich heraus. »Bitte.« Zum ersten Mal gab es einen Teil von ihm, der nachgeben wollte, der sie
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