03 Die Auserwählten - In der Todeszone
Widerstand ist zwecklos.« Wie eine riesige Spinne, die ihn ersticken wollte, hing die metallene Maske mit ihren Drähten und Schläuchen über ihm.
»Ich will das Ding nicht auf meinem Gesicht.« Thomas’ Herz hämmerte jetzt wie verrückt, die Angst, die er ständig verdrängt hatte, drohte ihn zu überwältigen und raubte ihm das letzte bisschen Verstand, mit dem er sich vielleicht noch aus der schrecklichen Lage retten könnte.
Der Wärter drückte Thomas’ Handgelenke mit seinem ganzen Körpergewicht auf die Matratze, damit er nicht entkommen konnte. »Spritz das Beruhigungsmittel.«
Thomas zwang sich, ruhiger zu atmen und sich seine Kräfte für einen letzten Fluchtversuch aufzusparen. Brenda zu sehen tat fast körperlich weh. Wenn sie ihn jetzt gegen seinen Willen zu der Prozedur zwang, dann gehörte auch sie zu seinen Feinden. Allein der Gedanke brach ihm das Herz.
»Bitte, Brenda«, flehte er. »Tu’s nicht. Lass es nicht zu, dass sie mir das antun.«
Sie trat dicht neben ihn und berührte zärtlich seine Schulter. »Alles wird gut. Es stimmt gar nicht, dass dir hier alle was Böses wollen. Später wirst du mir dankbar sein. Jetzt hör auf rumzuflennen und entspann dich.«
Er konnte ihren Gesichtsausdruck einfach nicht enträtseln, nicht um alles in der Welt. »Das war’s dann? Nach allem, was wir zusammen in der Brandwüste erlebt haben? Wie oft sind wir in der Stadt beinah draufgegangen? Wie viel haben wir zusammen durchgemacht, und jetzt lässt du mich einfach im Stich?«
»Thomas …« Sie war sichtlich frustriert. »Das war mein Job.«
»Ich hab deine Stimme in meinem Kopf gehört! Du hast mich gewarnt, dass es nicht gut für mich aussieht. Bitte, bitte sag mir, dass du nicht auf ihrer Seite bist!«
»Als wir nach dem Einsatz in der Brandwüste zurück im Hauptquartier waren, habe ich mich in das Telepathiesystem reingehackt, weil ich dich warnen wollte. Damit du vorbereitet bist. Ich hätte nie erwartet, dass wir in der Hölle da Freunde werden.«
Zu hören, dass sie ihn als Freund bezeichnete, machte sein Schicksal in gewisser Weise schon ein wenig erträglicher, und jetzt platzte es aus ihm heraus: »Hast du Den Brand?«, fragte er.
Sie antwortete in abgehackten Sätzen: »Das war gefakt. Jorge und ich sind immun – wissen wir seit langem. Deswegen haben sie uns benutzt. Und jetzt Klappe.« Sie verdrehte die Augen ganz leicht in Richtung Wärterin.
»Jetzt mach schon!«, schrie der Wärter plötzlich los.
Brenda sah den Mann finster an, sagte aber nichts. Als sie Thomas in die Augen starrte, verblüffte sie ihn mit einem angedeuteten Zwinkern. »Sobald du die Spritze mit dem Beruhigungsmittel bekommst, bist du in Sekundenschnelle eingeschlafen. Verstanden ?« Sie betonte das letzte Wort und zwinkerte dann kaum merklich noch mal. Zum Glück hielten die beiden Wachen den Blick auf ihren Gefangenen gerichtet und nicht auf sie.
Thomas verstand gar nichts, verspürte aber einen Hoffnungsschimmer. Irgendetwas führte sie im Schilde.
Brenda trat an die Arbeitsfläche hinter ihr und bereitete das Nötige vor, während der Wärter sich weiter mit dem vollen Gewicht auf Thomas und seine Handgelenke stützte und ihm die Blutzufuhr abschnitt. Schweiß tropfte dem Mann von der Stirn, aber er würde seinen Griff offensichtlich erst lockern, wenn Thomas bewusstlos war. Die Wärterin stand nur daneben, die Waffe noch immer auf Thomas’ Gesicht gerichtet.
Brenda drehte sich wieder zu ihnen um, eine Spritze in der linken Hand, deren Nadel nach oben zeigte, den Daumen auf dem Drücker. Eine gelbliche Flüssigkeit war in dem Fenster der Spritze zu sehen. »Gut, Thomas. Wir bringen es jetzt ganz schnell hinter uns. Bist du so weit?«
Er nickte ihr zu, ohne zu wissen, was sie meinte, aber er wollte unbedingt so weit sein.
»Gut«, erwiderte sie.
Brenda lächelte und bewegte sich auf Thomas zu, stolperte aber plötzlich und fiel nach vorn. Mit der rechten Hand fing sie sich am Bett ab, aber die Nadel landete im Unterarm des Wärters, der Thomas’ Handgelenke umklammert hielt. Blitzschnell drückte sie auf die Pumpe, so dass ein Zischen zu hören war, bevor der Mann seinen Arm wegriss.
»Was soll daaaaa–!«, schrie der Mann, aber seine Augen waren schon glasig.
Thomas reagierte sofort. Von dem eisernen Griff befreit, stützte er sich mit den Armen am Bettrand ab, ließ beide Beine hochschnellen und trat die Wärterin, die gerade erst aus ihrer Schockstarre erwachte. Mit einem Fuß traf er den
Weitere Kostenlose Bücher