03 Die Auserwählten - In der Todeszone
Granatwerfer, mit dem anderen ihre Schulter. Sie stieß einen Schrei aus, dann landete ihr Kopf mit einem dumpfen Knall auf dem Boden.
Thomas hechtete dem Granatwerfer hinterher, bekam ihn zu packen, bevor er wegrutschte, und richtete ihn auf die Frau, die sich den schmerzenden Kopf hielt. Brenda war ums Bett herumgerannt, packte die Waffe des Mannes und richtete sie auf seinen erschlafften Körper.
Thomas schnappte schwer atmend nach Luft, während das Adrenalin durch seinen Körper raste. So gut hatte er sich seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt. »Ich wusste, dass du –«
Bevor er aussprechen konnte, feuerte Brenda eine Granate ab.
Ein hohes, an Lautstärke zunehmendes Jaulen erfüllte einen Sekundenbruchteil die Luft, bevor sich die Granate löste. Der Rückstoß ließ Brenda nach hinten stolpern. Eine der glänzenden Granaten schoss aus dem Lauf in die Brust der Wärterin, wo sie explodierte. Ein Geflecht aus Blitzen überzog ihren Körper. Sie fing an wie wahnsinnig zu zucken und zu qualmen.
Thomas bekam den Mund nicht mehr zu. Was der Granatwerfer mit dem Opfer machte, war einfach grauenhaft – genau wie die Tatsache, dass Brenda ohne jedes Zögern geschossen hatte. Falls er noch einen weiteren Beweis gebraucht hatte, dass Brenda nicht hundertprozentig hinter ANGST stand: Das war er. Er schaute sie ungläubig an.
Sie erwiderte seinen Blick mit der Andeutung eines Grinsens im Gesicht. »Das wollte ich schon ewig mal machen. Ein Glück konnte ich Janson davon überzeugen, mich für die Prozedur einzuteilen.« Sie nahm dem Bewusstlosen die Schlüsselkarte ab und steckte sie sich in die Tasche. »Damit kommen wir überall durch.«
Thomas musste sich schwer beherrschen sie nicht sofort zu küssen.
»Komm«, sagte er. »Wir müssen Newt und Minho rausholen. Und dann die anderen.«
Sie rannten durch die verwinkelten Gänge, Brenda vorneweg. Thomas musste daran denken, wie sie ihn durch die unterirdischen Tunnel in der Brandwüste geführt hatte. Er drängte sie zur Eile – denn er wusste, dass die Verstärkung der Wachen jede Minute auftauchen konnte.
Sie kamen an eine Tür, die Brenda mit der Ausweiskarte öffnete. Ein kurzes Zischen, dann ging das schwere Metall einen Spalt weit auf. Thomas stürmte hindurch, Brenda direkt hinter ihm.
Auf einem Stuhl saß Rattenmann und sprang auf; erst wirkte er noch verblüfft, dann zeichnete sich Grauen auf seinem Gesicht ab. »Was in Gottes Namen wollt ihr hier?«
Doch Brenda hatte schon zwei Granaten auf die Wachen abgefeuert. Ein Mann und eine Frau gingen zu Boden und wanden sich umzuckt von Lichtblitzen in einer Rauchwolke. Newt und Minho rangen den dritten nieder, Minho schnappte sich dessen Waffe.
Thomas richtete den Granatwerfer auf Janson und legte den Finger auf den Abzug. »Her mit Ihrer Ausweiskarte, dann auf den Boden, Hände über den Kopf.« Seine Stimme war fest, obwohl sein Herz wie rasend klopfte.
»Das ist doch völliger Schwachsinn«, sagte Janson. Er händigte Thomas seine Schlüsselkarte aus. Gemessen an den Umständen wirkte er erstaunlich ruhig. »Ihr habt keinerlei Chancen, lebendig aus dem Komplex herauszukommen. Weitere Wachen sind bereits unterwegs.«
Thomas wusste, dass sie keine guten Karten hatten, aber was sollten sie sonst tun? »Kinderspiel, nach allem, was wir schon hinter uns gebracht haben.« Als er merkte, dass das noch nicht mal gelogen war, musste er lächeln. »Danke für das Training. So. Ein weiteres Wort von Ihnen, und Sie dürfen – wie haben Sie es so schön ausgedrückt? – ›die unangenehmsten fünf Minuten Ihres Lebens‹ erleben.«
»Wie kannst du es –«
Thomas drückte auf den Auslöser. Das hohe Sirren erfüllte die Luft, dann ging die Granate los. Sie traf den Mann in die Brust und explodierte in blitzender, zuckender Elektrizität. Schreiend fiel Janson zu Boden, wand sich, Rauch stieg aus seinen Haaren und Kleidern auf. Ein fürchterlicher Geruch breitete sich aus – der Gestank erinnerte Thomas an die Brandwüste, als Minho vom Blitz getroffen worden war.
»Das kann nicht angenehm sein«, sagte Thomas zu seinen Freunden. Es klang so trocken, dass es ihm selbst bedenklich vorkam. Als er ihren Erzfeind am Boden zucken sah, schämte er sich fast, dass er keine Schuldgefühle verspürte. Fast.
»Na, es wird ihn schon nicht umbringen«, sagte Brenda.
»Schade, das«, gab Minho zurück. Er richtete sich auf, als er den unverletzten Wärter mit seinem Gürtel gefesselt hatte. »Auf den kann die
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