03 Die Auserwählten - In der Todeszone
nicht mehr alle. Na, jedenfalls war der Rechte Arm auf der Suche nach einem Insider, der sich im Hauptgebäude auskennt – die Sicherungssysteme und so Zeug. Also haben sie das Auto überfallen, in dem ich abtransportiert wurde, und haben mich entführt. Haben mich hierher gebracht. Und woher ich über eure Ankunft Bescheid wusste? Wir haben eine anonyme Nachricht über den Netblock gekriegt. Ich dachte, die würde von euch stammen.«
Thomas sah Brenda fragend an, aber sie zuckte nur die Achseln.
»Ihr wart es also nicht«, sagte Gally. »Dann hat vielleicht jemand im Hauptquartier eine Warnung losgelassen, um die Kopfgeldjäger auf den Plan zu rufen, was weiß ich. Jedenfalls brauchten wir uns dann nur noch in das Flughafensystem reinzuhacken, um rauszufinden, wo ein Berk gelandet war.«
»Und du hast uns herbestellt, um über die Vernichtung von ANGST zu reden?«, fragte Thomas. Auch wenn eine solche Idee noch so unwahrscheinlich wirkte – der Gedanke erfüllte ihn mit neuer Hoffnung.
Gally nickte bedächtig. »Ganz so einfach ist die Sache zwar nicht. Aber: Ja, du hast’s auf den Punkt gebracht. Wir haben allerdings zwei beklonkte Probleme.«
Brenda wurde ungeduldig. »Ja und was? Nun spuck’s schon aus.«
»Immer schön mit der Ruhe, Süße.«
»Was für Probleme?« Thomas ließ nicht locker.
Gally warf Brenda einen wütenden Blick zu, dann sah er Thomas an. »Erstens wird gemunkelt, dass Der Brand sich bereits überall hier in dieser Neppstadt eingenistet hat. Angeblich gibt es jede Menge Korruption, um das zu vertuschen, weil die Infizierten hohe Tiere aus der Regierung sind. Dass sie erkrankt sind, verstecken sie, indem sie sich mit dem Segen zudröhnen. Damit wirkt die Seuche langsamer, und die Infizierten können sich unauffällig unter die Leute mischen. Dadurch verbreitet sich der Virus natürlich unaufhörlich. Ich würde vermuten, dass es auf der ganzen Welt ähnlich läuft. Es ist einfach unmöglich, diese unsichtbare Pest auszusperren.«
Angst erfasste Thomas. Die Vorstellung einer Welt, die von Crankhorden überrannt wurde, war grauenhaft. Er mochte sich nicht ausmalen, wie aussichtslos die Lage noch werden konnte – immun zu sein, würde ihnen dann auch nichts mehr nützen.
»Und das andere Problem?«, fragte Minho. »Als ob das erste nicht schlimm genug wäre.«
»Leute wie wir.«
»Leute wie wir?«, wiederholte Brenda mit verwirrtem Gesichtsausdruck. »Du meinst Immune?«
»Haargenau.« Gally beugte sich vor. »Sie verschwinden. Werden entführt oder rennen weg oder lösen sich in Luft auf – niemand weiß es. Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass sie in Scharen an ANGST verkauft werden, damit die Organisation mit den Tests weitermachen kann. Wenn nötig, wieder von vorne anfangen kann. Ob da nun was dran ist oder nicht – Tatsache ist, dass die Anzahl an Immunen in dieser und anderen Städten im letzten halben Jahr auf die Hälfte geschrumpft ist. Und die meisten verschwinden spurlos. Das sorgt für eine Menge Schwierigkeiten. Die Stadt ist stärker auf die Munis angewiesen, als man gedacht hatte.«
Thomas wurde immer panischer. »Ja, aber die Munis werden doch gehasst? Vielleicht werden sie einfach klammheimlich abgemurkst.« Die andere Erklärung, die nahelag, war genauso schrecklich: dass die Leute von ANGST sie womöglich kidnappten, um ihnen genau das anzutun, was er mitgemacht hatte.
»Ich bezweifle es«, antwortete Gally. »Mein Vögelchen ist eine verlässliche Quelle. Die Sache stinkt nach ANGST, durch und durch. Zusammengenommen sind die beiden Probleme eine riesige Katastrophe. Der Brand ist überall in der Stadt, obwohl die Regierung behauptet, alles sei clean. Und die Immunen verschwinden. Egal wie: Bald ist niemand mehr übrig in Denver. Wer weiß, wie es in den anderen Städten aussieht.«
»Und was hat das mit uns zu tun?«, wollte Jorge wissen.
Gally wirkte erstaunt. »Was, es ist dir schnuppe, dass die menschliche Zivilisation demnächst ausstirbt? Die Städte verfallen. Ziemlich bald wird es eine Welt voller Wahnsinniger sein, die dich zum Abendbrot verspeisen wollen.«
»Natürlich ist uns das nicht egal«, antwortete Thomas. »Aber was sollen wir unternehmen?«
»Was weiß ich? Ich weiß nur, dass ANGST ein einziges Ziel hat – eine Heilung zu finden. Es ist mittlerweile ziemlich offensichtlich, dass das nie klappen wird. Wenn wir ihr Geld, ihre Möglichkeiten hätten, dann könnten wir wirklich etwas tun. Zum Schutz der Gesunden. Ich
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