03 Die Auserwählten - In der Todeszone
Zeitpunkt war es schon zu spät und sie legten sich alle schlafen; Thomas und Minho mussten auf dem Boden liegen, die anderen beiden bekamen die Betten.
Am nächsten Morgen duschten sie, aßen und zogen ihre neu gekauften Sachen an. Dann hielten sie wieder ein Taxi an und fuhren geradewegs zu der Adresse, an der Hans angeblich wohnte – ein Wohnblock, der in nur wenig besserem Zustand als der von Gally war. Sie gingen hinauf in den dritten Stock und klopften an eine graue Stahltür. Die Frau, die ihnen öffnete, wiederholte immer wieder, sie kenne keinen Hans, aber Jorge ließ nicht locker. Schließlich spähte ein grauhaariger Mann mit breitem Kinn über ihre Schulter.
»Lass sie rein«, sagte er mit heiserer Stimme.
Kurz darauf saßen Thomas und seine drei Freunde in der Küche um einen wackligen Esstisch und blickten den abweisend wirkenden Mann namens Hans erwartungsvoll an.
»Freut mich, dass es dir gut geht, Brenda«, sagte er. »Und dir, Jorge. Aber ich bin nicht in Plauderstimmung. Sagt einfach, was ihr wollt.«
»Ich vermute, du weißt, warum wir hier sind«, antwortete Brenda und nickte in Richtung Thomas und Minho. »Aber wir haben gerade erfahren, dass ANGST ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt hat. Wir müssen die Prozedur schnell hinter uns bringen, und dann musst du von hier fliehen.«
Hans schien den letzten Teil mit einem Schulterzucken abzutun und wandte seine Aufmerksamkeit den beiden Patienten zu. »Die Implantate sind noch drin, was?«
Thomas nickte nervös. Aber es musste ja sein. »Ich will nur das Ding loswerden, mit dem wir kontrolliert werden. Mein Gedächtnis will ich nicht wiederhaben. Außerdem will ich vorher wissen, wie die Operation funktioniert.«
Hans verzog angewidert das Gesicht. »Was erzählst du da für einen Müll? Was ist das für ein Hasenfuß, den du mir hier angeschleppt hast, Brenda?«
»Ich bin kein Hasenfuß«, gab Thomas zurück, bevor Brenda etwas sagen konnte. »Mir haben einfach schon zu viele Leute im Hirn rumgemurkst.«
Hans nahm die Hände hoch und ließ die Handflächen auf den Tisch klatschen. »Und wer hat gesagt, dass ich die Operation mache? Wer hat gesagt, dass ich dich überhaupt leiden kann?«
»Gibt’s gar keine netten Leute in Denver?«, brummte Minho vor sich hin.
»Ihr Komiker steht ganz kurz davor, hochkant aus dieser Wohnung rauszufliegen.«
»Seid einfach mal alle still!«, schrie Brenda. Sie beugte sich zu Hans vor und redete leise und eindringlich auf ihn ein. »Bitte hör mir zu. Die Sache ist sehr wichtig. Thomas ist sehr wichtig, und ANGST wird keinerlei Mittel scheuen, ihn wieder in die Hände zu bekommen. Wir dürfen auf keinen Fall riskieren, dass sie ihm oder Minho so nahe kommen, dass sie ihn kontrollieren können.«
Hans sah Thomas abschätzig an und musterte ihn wie ein Wissenschaftler ein Versuchsobjekt. »Wichtig aussehen tut er nicht.« Kopfschüttelnd erhob er sich. »Gebt mir fünf Minuten Vorbereitungszeit«, sagte er und verschwand dann ohne weitere Erklärungen durch eine Tür. Thomas hatte keinen blassen Schimmer, ob der Mann ihn erkannte, ob er wusste, welche Rolle Thomas vor dem Labyrinth bei ANGST gespielt hatte.
Brenda lehnte sich auf dem Stuhl zurück und seufzte laut auf. »Na, das ist ja gar nicht so schlecht gelaufen.«
Ja, der richtig unangenehme Teil kommt jetzt , dachte Thomas. Er war erleichtert, dass Hans ihnen helfen wollte, aber je länger er sich umschaute, desto nervöser wurde er. Er wollte einem Fremden erlauben, in einer schmutzigen, alten Wohnung an seinem Gehirn rumzufuhrwerken?
Minho schmunzelte. »Hast du Muffensausen, Tommy?«
»Vergiss nicht, muchacho «, sagte Jorge zu ihm. »Du kommst auch unters Messer. Der nette Herr Doktor hat fünf Minuten gesagt, also mach dich bereit.«
»Je schneller, desto besser«, meinte Minho nur.
Thomas stützte die Ellbogen auf den Tisch und ließ den Kopf, der ihm schon wieder schrecklich wehtat, in die Hände sinken.
»Thomas?«, flüsterte ihm Brenda ins Ohr. »Ist alles in Ordnung?«
Er blickte auf. »Ich muss nur gerade –«
Er verschluckte sich, als ein durchdringender Schmerz wie ein Messerschnitt an seinem Rückgrat nach unten raste. Doch so schnell das Stechen aufgetaucht war, so schnell war es wieder verschwunden. Verschreckt richtete Thomas sich auf seinem Stuhl auf; dann erfasste ein Krampf seine Arme, die sich vor ihm waagerecht in die Luft streckten, seine Beine traten um sich, sein Körper verrenkte sich, so dass er vom Stuhl
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