03 Die Auserwählten - In der Todeszone
dachte, das wäre in eurem Sinne.«
Natürlich wollte Thomas das auch. Um alles in der Welt.
Gally zuckte mit den Schultern, als keine Antwort kam. »Viel zu verlieren haben wir nicht. Da können wir genauso gut etwas versuchen.«
Thomas fragte: »Gally, weißt du irgendwas über Teresa, die zusammen mit einer größeren Gruppe auch gestern entkommen ist?«
Gally nickte. »Ja, die haben wir auch aufgespürt. Denen haben wir dasselbe gesagt wie euch. Was meinst du denn, wer mein Vögelchen ist?«
»Teresa«, flüsterte Thomas. Ein Funken der Hoffnung flammte in ihm auf – Teresa musste sich an all die Dinge über ANGST erinnert haben, als ihre Gedächtnisblockade aufgehoben wurde. War es wirklich möglich, dass sich ihre Einstellung durch die Operation verändert hatte? Gehörte ihr ewiges Mantra »ANGST ist gut« endlich der Vergangenheit an?
»Ganz recht. Teresa sagte mir, dass sie nicht mit ansehen konnte, dass der ganze Testzyklus wieder von vorne anfangen soll. Sie meinte irgendwas, sie wolle dich finden. Eine Sache gibt es aber noch.«
Thomas stöhnte. »Ich kann’s kaum abwarten.«
Gally zuckte die Achseln. »Ich weiß, gute Neuigkeiten sind rar heutzutage. Einer unserer Leute, der nach euch Ausschau hielt, hat ein seltsames Gerücht aufgeschnappt. Er meinte, es habe mit den vielen Menschen zu tun, die aus dem ANGST-Hauptquartier geflüchtet seien. Ich bin mir nicht sicher, ob man euch orten kann oder nicht. Aber scheinbar haben sie erraten, dass ihr nach Denver kommen würdet.«
»Warum?«, fragte Thomas. »Was ist das für ein Gerücht?«
»Ein Riesenkopfgeld wurde auf einen Mann namens Hans ausgesetzt, der früher dort gearbeitet hat und jetzt hier wohnt. Die Leute von ANGST glauben, dass ihr seinetwegen hergekommen seid. Und sie wollen ihn tot.«
Brenda stand auf. »Wir gehen. Sofort. Kommt schon.«
Jorge und Minho und Thomas kamen ebenfalls auf die Füße. Jetzt war klar, dass Brenda doch Recht gehabt hatte. Hans zu finden war das Allerwichtigste. Der Ortungsmechanismus musste raus aus ihren Köpfen, und wenn Hans auf der Abschussliste stand, dann mussten sie umgehend zu ihm, bevor es zu spät war. Thomas sagte: »Gally. Schwörst du, dass alles, was du uns erzählt hast, die reine Wahrheit ist?«
»Ja, alles.« Der Junge war auf dem Boden sitzen geblieben. »Der Rechte Arm will loslegen. Sie planen schon eine große Aktion. Aber sie brauchen mehr Informationen über ANGST, und wer kann uns da besser helfen als ihr? Wenn wir auch noch Teresa und die anderen hätten, wäre es noch besser. Wir brauchen jede Unterstützung, die wir kriegen können.«
Thomas beschloss, Gally zu vertrauen. Klar, sie hatten sich nie leiden können, aber jetzt hatten sie den gleichen Feind, und deswegen mussten sie als Team zusammenarbeiten. »Was müssen wir tun, wenn wir mitmachen wollen?«, fragte er. »Sollen wir wieder hierherkommen? Oder woandershin?«
Gally grinste. »Kommt wieder hierher. Eine Woche bin ich noch hier, jeden Tag vor neun Uhr morgens. Ich glaube, vorher werden wir nicht losschlagen.«
»Losschlagen?« Thomas konnte seine Neugier kaum zügeln.
»Ihr wisst schon mehr als genug. Wenn ihr mehr Infos wollt, kommt ihr wieder. Ich bin hier.«
Thomas nickte und streckte dann die Hand aus. Gally schüttelte sie.
»Ich gebe dir keine Schuld«, sagte Thomas. »Nachdem du die Verwandlung durchgemacht hattest, wusstest du darüber Bescheid, welche Rolle ich bei ANGST gespielt hatte. Ich hätte mir auch nicht über den Weg getraut. Und ich weiß jetzt, dass du Chuck nicht ermorden wolltest. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir von jetzt an die besten Kumpel sind.«
»Beruht ganz auf Gegenseitigkeit.«
Brenda war schon an der Tür und wartete auf ihn. Doch bevor Thomas ging, hielt Gally ihn am Ellbogen fest. »Die Zeit läuft ab. Aber wir können etwas tun.«
»Ich komme wieder«, sagte Thomas und folgte seinen Freunden. Er hatte keine Angst mehr vor der unbekannten Zukunft. Es gab wieder Grund zur Hoffnung.
Erst am nächsten Tag fanden sie endlich Hans.
Jorge besorgte ihnen ein Zimmer in einer billigen Absteige, nachdem sie Kleidung und Essen gekauft hatten. Thomas und Minho setzten sich im Zimmer an den Computer und suchten im Netblock, während Jorge und Brenda bei Unmengen von Leuten anriefen, von denen Thomas noch nie gehört hatte. Nach mehrstündigen Bemühungen hatten sie endlich seine Adresse, vom »Freund eines Freundes eines Feindes eines Feindes«, wie Jorge sagte. Aber zu dem
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