03 - Feuer der Liebe
drehte sich um. »Was ist denn? Ich habe noch etliche
Vorkehrungen zu treffen.«
Sie stand auf und ging mit zittrigen
Knien auf ihn zu. Dann blieb sie dicht vor ihm stehen, legte ihre Hände auf
seine Brust und spreizte die Finger gegen die Wärme seiner Haut.
»Ich denke, wir sollten die
Unterhaltung fortsetzen«, sagte sie vorsichtig und ignorierte das nervöse
Gefühl in ihrem Magen. »Nicht darüber« — sie schüttelte den Kopf, als er zu
einem Protest ansetzte —, »nicht darüber, wann wir die Ehe vollziehen. In
dieser Angelegenheit habe ich keine Einwände gegen deinen Plan.«
Sie verzog den Mund zu einem leisen
Lächeln. »Ich bin keine Sirene, Quill, die dich in ihr Bett locken will, obwohl
dich der Kummer über deinen Vater quält.« Sie schwieg einen Moment. Quill sagte
nichts, sondern starrte sie nur finster an.
»Manchmal kann man Kummer besser
ertragen, wenn man ihn mit jemandem teilt.« Sie senkte den Blick und drehte an
den versilberten Knöpfen seiner Jacke. »Mein Vater lebt noch, daher kann ich
deine Gefühle nicht ganz nachvollziehen. Aber ich habe als Kind einen teuren
Freund verloren. Sein Name war Johore und ich liebte ihn sehr. Und nachdem er
gestorben war ...«
Quill hörte ihr gar nicht zu. Gabbys
Freund war an einem Fieber gestorben, so weit konnte er ihren Worten folgen.
Doch sie stand zu dicht vor ihm, um einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Er
konnte den verheißungsvollen Duft nach Jasmin riechen, der ihrer köstlichen
Haut entströmte.
»Verstehst du«, sagte sie liebevoll,
»wir sind verheiratet, Quill. Es spielt keine Rolle, wann wir die Ehe
vollziehen, aber es spielt eine Rolle, dass wir ohne Zorn miteinander reden.«
Er schüttelte den Kopf. Wie zum
Teufel hatte Gabby die Unterhaltung in einen Diskurs über die Ehe verwandelt?
»Wenn man wütend ist, dann spricht man im Zorn«, sagte er.
»Es ist aber besser, den Zorn da zu
lassen, wo er hingehört«, erwiderte Gabby. Ihre wunderschönen, braunen Augen
waren voller Wärme und Mitgefühl. »Du bist nicht wirklich wütend auf mich,
Quill, und doch klangst du zornig, so als hätte ich etwas falsch gemacht.«
Quill kam sich vor wie ein
fünfjähriger Junge, der vor seine Gouvernante zitiert wurde, um seine Fehler zu
beichten. Aber sein gesunder Menschenverstand musste ihr zustimmen. »Du hast
wahrscheinlich Recht«, unterbrach er die Stille. »Ich hätte nicht im Zorn mit
dir sprechen sollen, Gabby, und ich entschuldige mich dafür.«
Er trat einen Schritt nach hinten.
Ihre Hände lagen nicht länger auf seiner Brust und hinterließen einen Moment
lang eine unwillkommene Kälte. Er machte eine Verbeugung. »Bitte nehmen Sie
meine Entschuldigung an, Madam.«
»Madam? Warum nennst du mich so?«
Verwirrt nagte sie an ihrer Unterlippe, wodurch diese sich verlockend kirschrot
färbte.
Quill zuckte die Achseln und
versuchte an seiner Selbstbeherrschung festzuhalten. »Du bist nun eine
verheiratete Frau. Du bist nun Viscountess Dewland.«
»Ja«, räumte Gabby ein, »aber du
brauchst mich nicht so anzureden, Quill.«
Er zuckte erneut die Achseln, wich
zurück und tastete hinter seinem Rücken nach dem Türknauf. »Haben wir nun genug
geredet?«
Gabby zögerte. Es stand immer noch
etwas zwischen ihnen, aber sie konnte ihn schließlich nicht zwingen, sich mit
ihr zu unterhalten. Sie schluckte. Sie konnte es immerhin noch einmal
versuchen. Ihr Vater hatte sie nicht grundlos stur geschimpft.
»Nein, wir haben noch nicht genug
geredet.« Sie drehte sich um und setzte sich auf die Bettkante. Dabei wich sie
seinem Blick aus. Quill würde nicht so unhöflich sein und das Zimmer verlassen,
ohne sich von ihr zu verabschieden.
Er spürte, wie es unfreiwillig um
seine Mundwinkel zuckte.
Seine frisch gebackene Ehefrau war
wirklich äußerst störrisch. Sie würde ihm nicht gestatten, in männlicher
Empörung aus dem Zimmer zu stürmen.
Seine Stiefel polterten über den
Holzboden, als er zu ihr hinüberging. Einen Augenblick stand er nur da und
blickte auf sie hinunter, doch dann nahm er ebenfalls auf der Bettkante Platz.
Seine Vernunft warnte ihn laut und deutlich davor, sich mit Gabby auf ein Bett
zu setzen.
Sie musterte ihn voller Mitgefühl.
Quill unterdrückte einen Anflug von Verärgerung. Es hasste es, bemitleidet zu
werden. Aber sie war seine Frau. Andererseits würde sie ihn wahrscheinlich den
Rest seines Lebens bemitleiden, wenn sie erst einmal das Ausmaß seiner
Verletzung kannte. Und daran konnte er nichts
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