03 - Feuer der Liebe
ändern.
»Ich mag es nicht, bemitleidet zu
werden«, sagte er, bevor er die Bemerkung zurückhalten konnte.
Gabby blinzelte überrascht. »Es ist
doch ein ganz natürliches Gefühl. Du hast deinen Vater geliebt und nun ist er
tot. Wie könnte es mir nicht Leid tun, dass du einen Menschen verloren hast,
der dir so teuer war?«
Quill wusste nicht, was er darauf
erwidern sollte, und so schwieg er.
Nach einem Moment brach Gabby das
Schweigen. »Quill, du musst lernen, mehr mit mir zu reden. Sonst werden wir uns
den Rest unseres Lebens schweigend gegenübersitzen und Däumchen drehen!«
»Zum Glück höre ich dich gerne
reden.« Doch sein Scherz erzielte nicht die gewünschte Wirkung.
Sie schnaubte. »Es hat keinen Sinn,
mit sich selber zu reden. Ich würde gern hören, was du zu sagen hast. Warum
bist du so schlechter Stimmung?«
Quill schwieg.
»Ich nehme an«, sagte sie mit einem
scharfen Unterton, »dass es eigentlich nicht in deiner Absicht lag, mich als
lüsterne Verführerin und dich als unschuldigen Burschen vom Lande darzustellen.«
Er blickte sie an und musste
unfreiwillig lachen. »Habe ich das?«, fragte er mit aufgesetzter
Unschuldsmiene. »Sicherlich nicht!«
»Doch, das hast du«, beharrte Gabby.
»Ich kam mir vor wie eine ... très-coquette, die dich auf der Straße
angesprochen hat.« »Was weißt du von Straßenmädchen, Gabby?«
»Sehr wenig, und das weißt du sehr
wohl. Und da dir bekannt ist, dass ich in diesen Dingen unschuldig bin, frage
ich dich, warum du mich so hingestellt hast? Als schamlose Person? Das war
nicht sehr nett von dir.«
Er blickte sie teils reumütig, teils
erschrocken an. »Verdammt, Gabby«, presste er hervor, »sagst du immer das, was
dir gerade durch den Kopf geht?«
»Ja, ich sage die Wahrheit, und zum
Teufel mit den Konsequenzen«, erwiderte Gabby. »So hält es auch mein Vater.«
»Ich entschuldige mich«, sagte er
aufrichtig. »Ich wollte dir nie das Gefühl geben, eine schamlose Person zu
sein. Ich war schlechter Laune, weil ... weil wir bis nach der Beisetzung meines
Vaters nicht das Bett teilen werden.« Er stöhnte. »Oh, verdammt, Gabby, ich
muss dir etwas sagen.«
Gabby legte die Hand auf seine, die
zwischen ihnen auf der Bettdecke lag. Er starrte einen Moment darauf und
verschränkte dann seine Finger mit ihren und hielt sie fest.
»Ich kann nicht mit dir schlafen,
Gabby«, sagte er heiser. »Ich würde alles dafür geben, jetzt mit dir auf dieses
Bett zu sinken, aber ich kann es nicht.«
Es entstand eine Pause. »Warum
nicht?«, fragte Gabby schließlich.
Quill stieß ein kurzes Lachen aus.
»Ja, warum nicht? Ich habe dich unter falschen Voraussetzungen geheiratet,
Gabby. Du könntest die Ehe annullieren lassen.« Die Muskeln in seinem Gesicht
waren angespannt.
Sie war blass geworden. »Bist du
unfähig ... Verkehr zu haben?«
»Wenn dem nur so wäre«, sagte er
bitter. »Dann würde es mir wenigstens nicht vor der Nase herumbaumeln wie die
Möhre vor einem verdammten Esel.«
»Das verstehe ich nicht.«
Seine Finger umklammerten die ihren
so fest, dass sie kein Gefühl mehr in der Hand hatte. »Wie — warum kannst du
keinen Verkehr mit mir haben, Quill?« Ihr war heiß, und sie suchte fieberhaft
nach Erklärungen, von denen keine sehr angenehm war. Begehrte er sie nicht
genug, um es zu tun? Auch davon hatten sich die Dienerinnen erzählt. Von
Männern, die ihren Teil nicht beisteuern konnten, weil ihnen ihre Frau nicht
gefiel.
Quill gab keine Antwort. Vielleicht
wollte er ihre Gefühle nicht verletzen.
Sie räusperte sich. »Hat es etwas
mit mir zu tun, Quill? Du brauchst es mir nur zu sagen, wenn ...« Sie wollte es
gleichzeitig wissen und doch nicht wissen. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr
das Herz in zwei Teile brechen. Ein quälender Schmerz schnürte ihr die Brust
zu. Offensichtlich hatte ihr Vater Gott zu Recht gedankt, dass sich ein Mann
gefunden hatte, der seine Tochter unbesehen zur Frau nehmen würde.
»Es hat nichts mit dir zu tun«,
sagte Quill schweren Herzens. »Ich habe versucht, es dir vor unserer
Hochzeit zu sagen, Gabby. Ich bin nach meinem Unfall nicht vollständig
genesen.«
»Oh«, sagte Gabby atemlos.
»Ich kann immer noch meine Pflicht
erfüllen«, sagte er verbittert, »doch es hat Konsequenzen, wenn ich mit einer
Frau schlafe.«
»Konsequenzen?«, wiederholte sie.
Trotz allem wurde es ihr leichter ums Herz.
»Hast du je von Migräne gehört?«
Gabby dachte nach. »Nein.«
»Migräne ist ein
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