03 - Feuer der Liebe
über die geplante Eheschließung nicht
besonders glücklich war. Sie war so froh gewesen, dem Haus ihres Vaters zu
entkommen, und so entzückt über Peters Porträt, dass sie keinen weiteren
Gedanken mehr an die Gefühle ihres Verlobten verschwendet hatte.
»Soll ich Gabby zu ihrem Zimmer
geleiten? Ich glaube, Mutter hat das blaue Zimmer vorbereiten lassen.« Quill
musterte seine zukünftige Schwägerin, die plötzlich wie ein trauriges, verwelktes
Pflänzchen wirkte. Sie hatte einen verkniffenen Ausdruck in den Augen und er hätte
seinem Bruder am liebsten einen Kinnhaken verpasst.
»Auf gar keinen Fall«, protestierte
Peter heftig. »Darf ich dich daran erinnern, dass Miss Jerningham eine junge
Dame von vornehmer Abstammung ist? Du wirst sie auf gar keinen Fall in den
oberen Teil des Hauses geleiten. Wir werden unverzüglich ihre Zofe rufen
lassen. Ich muss sagen, ich finde es sehr seltsam, dass Ihr Vater Ihnen
gestattet hat, ohne Gesellschafterin zu reisen, Miss Jerningham!«
»Mein Vater hält nichts von
Gesellschafterinnen oder Zofen. Er sagt, dass ...«
Aber Quill unterbrach sie, bevor sie
eine Flut von Informationen über ihren unkonventionellen Vater verbreiten
konnte. Er war
überzeugt, dass Peter keine weiteren Enthüllungen verkraften konnte.
»Gabby wird bald ein Mitglied unserer
Familie sein, Peter. Es kann nichts Ungehöriges daran sein, wenn ich meine
Schwägerin in ihr Zimmer begleite.«
»Noch ist sie nicht deine
Schwägerin!«, fuhr Peter ihn an.
Gabby sank das Herz. Peter wollte
sie nicht heiraten. Das war ihr nun klar. Sie schüttelte die Hand ab, die Quill
ihr unter den Arm geschoben hatte.
»Wünschen Sie nicht, mich zu
heiraten, Sir?« Ihre Stimme klang rauchiger als gewöhnlich, weil Tränen ihr den
Hals zuschnürten.
Peter starrte sie fassungslos an.
Lucien setzte Phoebe auf dem Boden
ab und gemeinsam zogen sie sich geräuschlos auf die andere Seite des Salons
zurück. Phoebe war zwar erst fünf Jahre alt, aber sie besaß einen untrüglichen
Instinkt für das Schickliche.
»In dem Fall könnten wir ... wir
könnten ein Arrangement treffen«, sagte Gabby unglücklich. »Ich hatte wirklich
nie die Absicht, Sie zu etwas zu zwingen.«
Quill war angesichts von Gabbys
Scharfblick entsetzt. »Natürlich wünscht Peter, Sie zu heiraten«, unterbrach
er sie rau und packte ihren Ellbogen. »Peter hat Recht. Sie sollten auf Ihr Zimmer
gehen und sich umkleiden!«
Gabby ignorierte ihn und blickte
ihren Verlobten an. »Warum haben Sie meinem Vater nicht gesagt, dass Sie mit
dem Arrangement nicht glücklich sind, bevor ich die weite Reise von Indien
nach England angetreten habe?« Ihre Stimme klang erstickt. »Der Brief Ihres
Vaters besagte, dass Sie ... dass Sie ...«
Quill warf Peter über Gabbys
gesenkten Kopf hinweg einen Blick zu, der den Jüngeren bis ins Mark
erschütterte.
Peter streckte die Hand aus und ergriff
die von Gabby. »Sie haben mich missverstanden, Miss Jerningham — Gabby. Ich
freue mich darauf, Sie zu heiraten.« Und als Peter Gabbys tränenfeuchtem Blick
begegnete, gelangte er fast zu der Überzeugung, dass er es wirklich tun konnte.
Sie sah in ihrem zerrissenen, beschmutzten Kleid wirklich Mitleid erregend
aus. Sein Blick wurde weich. Wahrscheinlich ließ sich ihre fehlende Vornehmheit
durch den Mangel an Modeschneidern in Indien begründen, nicht durch ihren
Mangel an Geschmack.
»Meine Worte klangen nur scharf,
weil mir das furchtbare Betragen unseres Butlers äußerst peinlich war — und das
ist es immer noch. Ich spürte Ihre Pein regelrecht am eigenen Leib, als mir das
Ausmaß des Missgeschicks bewusst wurde, dessen Opfer Sie geworden sind. Ich ziehe
sogar in Erwägung, mit Vater zu sprechen und dafür zu sorgen, dass Codswallop
entlassen wird. Wir können in diesem Haus keine Diener dulden, die sich auf so
verwerfliche Weise betragen. Bitte glauben Sie mir, dass meine Gefühle Ihnen
gegenüber sehr gefestigt sind. Ich kann unsere Eheschließung kaum abwarten«,
fügte er ein wenig unsicher hinzu.
Gabby tat einen tiefen, zittrigen
Atemzug. Der Anblick von Peters schlanker, weißer Hand, die mit einem
geschmackvollen Siegelring geschmückt war, hielt sie völlig gefangen.
Die Hand verschwand, als Peter der
Verdacht kam, dass sein ungebührliches Verhalten seine zukünftige Frau
womöglich überrascht hatte. Denn er hatte ihre Hand länger als die erlaubten
sechs Sekunden festgehalten.
»Ich >werde Sie zu Ihrem Zimmer geleiten«,
sagte er, nahm ihren Arm und
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