03 - Feuer der Liebe
war.
Stattdessen wechselte sie das Thema. »Phoebe muss ins Bett.« Die Aufregungen
des Tages hatten bei ihrer jungen Freundin ihren Tribut gefordert, denn die
Kleine war in ihrem Schoß eingeschlafen.
»Mrs Farsalter hat eine Dienerin
beauftragt, sich um das Kind zu kümmern«, sagte Quill. Hilflos beobachtete er,
wie Phoebe den Kopf an Gabbys Brust schmiegte. »Soll ich sie in ihr Zimmer
tragen?«
Gabby musterte ihn zweifelnd. »Wird
Ihr Bein Ihnen dabei keine Schmerzen bereiten? Vielleicht können wir Phoebe
gemeinsam tragen. Sie ist nicht sehr groß, und wenn Sie ihren Kopf und ihre
Schultern nehmen, könnte ich die Beine tragen.«
Quill starrte sie wütend an. »Ich trainiere
jeden Tag mit Hanteln, Miss Jerningham. Ich bin sehr wohl in der Lage, ein
kleines Kind in den Nebenraum zu tragen.«
»Hanteln? Was ist das?«
»Kurze Stangen, die an der Seite mit
Gewichten beschwert sind. Nach meinem Unfall hatte ich Schwierigkeiten, meine
Gliedmaßen zu bewegen. Wir fanden einen deutschen Arzt, einen gewissen
Trankelstein, der die Theorie vertritt, dass man verletzte Gliedmaßen durch
Hanteltraining wieder beweglich machen kann. Er hat sie extra für diesen Zweck
angefertigt.«
Gabbys mitfühlender Blick ruhte
einen Moment lang auf ihm wie eine Liebkosung. Quill spürte, wie ein Schauer
seinen Körper durchlief. Warum störte es ihn nicht, wenn Gabby sein in
Mitleidenschaft gezogenes Bein erwähnte, während er fuchsteufelswild wurde,
wenn es ein anderer tat? Er nahm das kleine Mädchen auf die Arme und trug es in das angrenzende Schlafzimmer.
Während Gabby sich mit der Dienerin
bekannt machte und ihr Anweisung gab, Phoebes Kleider reinigen und flicken zu
lassen, blieb Quill im Türrahmen stehen, unfähig, sich loszureißen.
Sie war eine lästige, unbeholfene,
plumpe und unordentliche Frau.
Sie war ein verführerisches
Weibsbild, dessen dunkle dichte Wimpern und wunderschönes Haar nach Küssen
verlangten.
Sie war ein unordentliches Gör, das
sich mit einer Lüge aus einer unangenehmen Situation herausmanövriert hatte.
Sie war die erste Frau seit Jahren,
die mit ihm sprach, als sei sein lahmes Bein eine bloße Unannehmlichkeit.
Er sollte sie um jeden Preis meiden.
Er richtete sich auf und verließ
ohne ein Wort des Abschieds den Raum. Ein grober Verstoß gegen die Regeln der
Höflichkeit, dachte er auf dem Weg nach unten.
Doch manchmal war so ein Verstoß für
den Selbsterhaltungstrieb eines Mannes unerlässlich.
Quill marschierte mit der blinden
Entschlossenheit eines erschöpften Ackergauls auf dem Weg zum Stall in sein
Arbeitszimmer. Er stürzte sich auf seine vernachlässigten Berichte und studierte
die Zahlenreihen, die ihm die Gründe darlegten, warum er Anteile an Mortlake
& Mudland, dem königlichen Lebensmittellieferanten, erwerben sollte.
Als jedoch ein Lakai die Tür öffnete
und einen Besucher ankündigte, zögerte er nicht. Mortlake & Mudland waren
ihm schlicht und ergreifend schnurzegal. Ein bitteres Gefühl der Einsamkeit
hatte sich um sein Herz gelegt und machte es ihm unmöglich, sich zu
konzentrieren. Es drohte ihn sogar ins Selbstmitleid zu treiben. Quill hatte
schon vor Jahren, als er immer wieder mit mitleidigen Blicken konfrontiert
wurde, erkannt, dass Selbstmitleid für ihn die Hölle auf Erden war.
Überrascht las er die Karte seines
Besuchers. Lord Breksby war der Außenminister und stand kurz vor der
Pensionierung, zumindest behauptete man das. Die beiden kannten sich nur
äußerst flüchtig.
Breksby betrat geschäftig den Raum,
rieb sich die Hände und sah ganz und gar nicht aus wie jemand, der bald in
Pension geht. »Guten Tag, Sir! Ich hoffe, mein Besuch kommt Ihnen nicht allzu
ungelegen?«
Quill bat ihn, Platz zu nehmen, und
wunderte sich nicht wenig, was Breksby aus seinem eleganten Büro in der
Downing Street zu ihm geführt hatte.
»Ich bin im Grunde hier, um mit
Ihrem Vater zu reden. Ich wusste nicht, dass er nicht in der Stadt ist.«
Quill nickte. »Ich schicke ihm gerne
eine Nachricht. Wenn Ihr Besuch jedoch vertraulicher Natur ist, kann ich Ihnen
auch problemlos die Adresse meines Vaters in Bath nennen, Lord Breksby.«
»Mein Besuch ist nicht geheim«,
sagte Breksby jovial. »Ich wollte Ihrem Vater zur bevorstehenden Vermählung des
jungen Mr Peter gratulieren. Habe gehört, dass Sie Jerninghams Tochter schon
bald in London begrüßen werden. Mit Jerningham meine ich natürlich Richard
Jerningham, den jüngeren Bruder des verstorbenen Herzogs.« Almand, Herzog
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