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03 - Feuer der Liebe

03 - Feuer der Liebe

Titel: 03 - Feuer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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würde es erfahren.
    Schnell zog sie sich den
Morgenmantel über und fasste ihr Haar mit einem Band zusammen. Sie zögerte
einen Moment, spritzte sich Wasser ins Gesicht und bürstete sich die Zähne. Der
Garten lockte sie, aber sie verabscheute den Geschmack, den man nach dem
Aufstehen im Mund hatte.
    Schließlich schlüpfte sie in ihre
Halbstiefel, die unter dem weißen Nachthemd noch schäbiger und schmutziger
aussahen. Dann verließ sie auf Zehenspitzen das Zimmer, schlich die breite
Treppe hinunter — und blieb zögernd stehen. Wie sollte sie den Garten finden?
Wenn sie aus der Haustür trat, würde sie auf die Straße gelangen, und von dort
gab es bestimmt keinen Zugang zum Garten.
    Am Ende der Eingangshalle befand
sich eine mit Messing beschlagene Tür — die Tür, durch die Codswallop gestern
mit ihren Mänteln verschwunden war. Sie führte also offensichtlich in den
Dienstbotentrakt. Und Gabby wusste, dass der Salon mit den Tigertischen nicht
in den Garten führte. Also drehte sie leise den Knauf der Tür, die noch übrig blieb.
Einen Moment später stieß sie eine der hohen Türen zum Garten auf und schlüpfte
hinaus. Im ersten Moment fröstelte sie ein wenig, als ein Schwall kühler
Morgenluft sie empfing.
    Der Himmel war von einem blassen
Blau, das so ganz anders aussah als das heiße, intensive Blau des Himmels in
Indien. Und die Luft roch ebenfalls anders, kräftig und erfrischend, als atme
sie den Regen aus. Gabby schwebte in den Garten wie ein Geist. Sie blickte auf
ihre zierlichen Stiefel hinunter und merkte, wie das Material über ihren Zehen
feuchte Flecken bekam und sich dann mit Morgentau vollsog.
    Der Garten erstreckte sich in drei
Richtungen. Sie spazierte einen Pfad entlang, der von Blumen gesäumt war, die
kokett ihre letzten Blüten festhielten — intensive kirschrote Rosen und zarte,
muschelrosafarbene Varianten, die in dichten Trauben wuchsen. Die Luft roch
hier ebenfalls anders, würzig, wie das Apfelmus, das sie am Vorabend zum ersten
Mal probiert hatte. Gabby streckte die Hand aus, um eine Blüte zu pflücken,
aber sie waren zu schön und auch zu nass, so dass sie die Hand wieder
zurückzog.
    In der Ferne hörte sie die Geräusche
des erwachenden Londons. Das Rumpeln der Karren drang über die hohe Mauer und
vermischte sich mit dem morgendlichen Gesang der Vögel. Sie ging weiter und
musste an die prächtigen Orchideen denken, die am Haus ihres Vaters wuchsen,
und an das Geschrei der Vögel, die sich in den Blüten versteckten. Hier bargen
die Hecken nur zartes Zwitschern und kleine Lieder, erste Triller, die an
Übungsstücke für Jungvögel erinnerten.
    Ihre Stiefel bewegten sich mit einem
leisen Schleifen über den Steinweg. Sie passierte eine lang gezogene Biegung —
und blieb überrascht stehen.
    Vor ihr auf einer Steinbank saß ihr
zukünftiger Schwager. Er hatte die Beine lang ausgestreckt, den Kopf nach
hinten gelehnt und die Augen geschlossen. Schlief er? Gabby zögerte, ihn aufzuwecken.
Er verbrachte anscheinend eine Menge Zeit im Garten. Die Sonne hatte seinem
Teint eine dunkle honigbraune Tönung verliehen. Ihr war sofort aufgefallen, wie
blass die Menschen in England waren. Die Gesichter glänzten wie Kreide oder
Perlen nun, genau wie ihr eigenes Gesicht. Ihr Vater hatte ihr niemals
erlaubt, das Haus ohne Haube zu verlassen. Er hatte immer behauptet, dass er
sie nicht auf dem Heiratsmarkt verkaufen könne, wenn ihr Gesicht von der Sonne
gebräunt wäre.
    Die Haut ihres zukünftigen Mannes —
Peter — war noch blasser als ihre eigene. Peter war perfekt, angefangen bei
seinen adrett geschnittenen Locken bis hin zu seiner hellen Haut. Bei diesem
Gedanken lief ihr ein köstlicher Schauer durch den Körper.
    Quills Hautfarbe war viel dunkler.
Sogar im Morgenlicht konnte man in seinem Haar weinfarbene Strähnen ausmachen,
einen mahagonifarbenen Schimmer, der im sanften rosafarbenen Licht leuchtete
und zu dem warmen Ton seiner Haut passte. Er braucht einen Haarschnitt, dachte
Gabby. Quill braucht jemanden, der sich um ihn kümmert. Sie würde dafür
sorgen, dass er eine Frau fand, sobald sie in London Bekanntschaften geschlossen
hatte.
    Leise schlich sie nach vorn und
setzte sich neben ihn auf die Bank.
    Zu ihrem Leidwesen schreckte er mit
einem erstickten Keuchen hoch. »Es tut mir Leid«, sagte Gabby. »Ich dachte, Sie
würden nur tagträumen.«
    Quill blickte sie schweigend an.
Seine Lider waren schwer und seine Augen so dunkel, dass sie die Farbe nicht
erkennen

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