03 - Feuer der Liebe
für bezaubernde
Blumen, Miss!«
»Ja, sind sie nicht wunderschön?«,
erwiderte Gabby fröhlich.
»Dein Name ist Margaret, hast du
gesagt? Das ist wirklich ein sehr englischer Name. Wir haben in Indien keine
solchen Blumen. Dieser Zweig hier stammt von einer Goldregenkassie, und das
klingt ebenfalls sehr englisch, findest du nicht auch?«
Fasziniert von Gabbys freundlichen
Augen machte sich Margaret eifrig daran, das Zimmer aufzuräumen und ein Feuer
anzuzünden. Sie bemerkte nicht einmal den nassen Stoff von Gabbys Stiefeln,
obwohl sie sich die Schuhe unter den Arm klemmte, damit sie später gesäubert
und poliert wurden. Und sie dachte auch nicht weiter über den frisch
gepflückten Blumenzweig nach, der inzwischen in einem Glas neben dem Bett der
jungen Dame stand. Sie hatte noch nie zuvor eine so freundliche vornehme Dame
getroffen. Sie behandelte sie, Margaret, beinah so, als wären sie Freundinnen.
Als Gabby mit Phoebe an der Hand im
Frühstückszimmer erschien, hatte Margaret Gabbys Haar zu sanften Locken
frisiert, die mit einem Stirnband aus dem Gesicht gehalten wurden.
Zu Quills immenser Verärgerung
begann Gabbys Gesicht zu leuchten, als sie Peter im Frühstückszimmer erblickte.
»Guten Morgen, Peter!«, sagte sie
glücklich. Und dann fügte sie hinzu: »Hallo, Quill.«
»Guten Morgen, Miss Jerningham, Miss
Phoebe«, erwiderte Peter etwas kühler. Der Morgen war nicht gerade seine bevorzugte
Tageszeit. Aber er hielt es für seine Pflicht, sich zu dieser unheilvollen
Tageszeit aus dem Bett zu quälen und seine Verlobte zu einer Schneiderin zu
begleiten. Er würde sich die Pulsadern aufschlitzen, wenn einer seiner Freunde
seine zukünftige Frau in den Sachen sah, die sie derzeit trug.
Peter wartete, bis Gabby und Phoebe
von einem Lakaien ihr Frühstück erhalten hatten. »Nach dem Frühstück werde ich
Sie zu dem Etablissement von Madame Carême begleiten«, verkündete er.
»Wie bezaubernd«, sagte Gabby und
bediente sich großzügig an der Marmelade. »Wissen Sie, das ist der köstlichste
Toast, den ich je im Leben gegessen habe. Was für eine Sorte Marmelade ist das,
Phillip?«
Zu Peters Entsetzen waren ihre Worte
an den Lakaien gerichtet. Und besagter Lakai erwiderte ihr Lächeln, als wären
sie Gleichgestellte. »Das ist Brombeermarmelade, Miss.«
Phillip nahm hastig seine Position
an der Wand ein, da er instinktiv Peters wütenden Blick spürte.
»Mmh«, sagte Gabby verträumt. »Ich
liebe Brombeermarmelade. Was meinst du, Phoebe?«
Phoebe blickte die Marmelade
misstrauisch an. »Meine ayah hat mir nie erlaubt, gezuckerte Dinge auf
meinem Toast zu essen. Wenn ich dick werde, wird mich niemand heiraten.«
»Deine ayah war eine
Tyrannin! Koste mal, Herzchen.«
Peter runzelte die Stirn. Seiner
Meinung nach war Gabby diejenige, die gezuckerte Dinge meiden sollte. Es konnte
natürlich an ihrem Kleid liegen, aber sie sah plumper aus, als es in
Anbetracht der französischen Mode, die man in London gerade trug, ratsam war.
Dieses Thema sollte er jedoch besser unter vier Augen zur Sprache bringen.
Gabby wandte sich wieder an ihn und
leckte sich die Unterlippe. Die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer.
Quill hingegen erhob sich nach einem
Blick auf Gabby abrupt vom Tisch und verließ ohne ein Wort des Abschieds den
Raum. Wenn sogar sein Bruder Gabbys unzivilisiertes Benehmen bemerkte, dann
musste man wirklich dafür sorgen, dass sie sich besserte.
»Ist Madame Carême eine Freundin von
Ihnen?«
»Was?« Peter konnte der Frage zuerst
nicht ganz folgen. »Madame Carême. Sie sagten, wir würden sie nach dem Frühstück
besuchen.«
»Nein, Madame Carême ist eine
Damenschneiderin, eine modiste, wie man in Frankreich sagt. Angeblich
die beste in London. Wir müssen Ihnen so schnell wie möglich eine Garderobe
besorgen, daher habe ich eine Anprobe vereinbart.«
»Oh, das ist nicht nötig«, erwiderte
Gabby arglos. »Wir haben in Indien zwanzig dieser Kleider anfertigen lassen.
Ich habe sie aus einer brandneuen Ausgabe von Le Beau Monde kopieren lassen.
Das ist ein Modemagazin«, fügte sie als Erklärung hinzu.
»Ich kenne Le Beau Monde sehr
wohl«, sagte Peter. Er war mehr als einmal darin erwähnt worden. »Aber der
Schnitt passt nicht zu Ihnen.«
»Nicht?« Plötzlich spürte Gabby, wie
jemand an ihrem Ärmel zupfte, und als sie nach unten schaute, blickte sie
direkt in Phoebes bettelnde Augen. Sie erinnerte sich, wie sehr sich Phoebe für
ihr zu kurz geratenes Kleid schämte.
»Na gut«,
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