03 - Feuer der Liebe
keinen Fall belasten. Ich freue mich so
sehr darauf, Sie zur Schwiegertochter zu bekommen!«
Gabby beugte sich nach vorn und gab
ihr einen Kuss auf die Wange. »Peter gehört Ihnen, solange Sie ihn brauchen,
Lady Dewland.«
Kitty legte Gabby einen Augenblick
die Hand an die Wange. »Wir haben Glück, Sie hier zu wissen, meine Liebe. Ich
sehe, Sie werden mir in Zukunft ein großer Trost sein.« Diese Bemerkung war der
einzige Hinweis darauf, dass die Viscountess die Möglichkeit in Betracht zog,
Thurlow würde sein Bett womöglich nicht in einer Woche verlassen.
Gabby sah Lady Dewland und Peter,
die in der Reisekutsche davonfuhren — nachdem Peter elf Taschen auf das Dach
hatte türmen lassen —, mit einem Anflug von Neid hinterher. Es störte sie
nicht, dass Lady Dewland sich so über Peters Begleitung freute; aber es störte
sie ein wenig, wie sehr sich Peter darauf freute, seine Mutter zu begleiten.
Sie selbst hatte er in den vergangenen zwei Tagen nicht ein einziges Mal mit so
eifriger Aufmerksamkeit angesehen.
Du hast es eben nicht verdient,
ermahnte Gabby sich. Er liebt seine Mutter und irgendwann wird er auch dich
lieben.
Quill stand neben ihr auf dem
Bürgersteig und bemerkte sofort, dass Gabbys Mundwinkel ein wenig nach unten
hingen.
»Was würden Sie heute Nachmittag
gern tun?«, hörte er sich überrascht fragen. Er unternahm tagsüber niemals
Ausflüge. Er hatte viel zu viel Arbeit, und sogar in diesem Moment spürte er
die wachsende innere Anspannung, für die seine unzähligen unerledigten
Berichte sorgten. Aber es missfiel ihm, dass Gabby wegen der Abreise seines
Bruders so betrübt war. Immerhin weinte sie nicht. Quill konnte Frauen, die
ständig weinten, nämlich nicht ausstehen.
»Ich würde gern eine kleine
Rundfahrt durch London unternehmen«, erwiderte Gabby. »Aber Sie brauchen mich
nicht zu begleiten, Quill. Ich werde eine Droschke mieten. Das ist doch der
richtige Ausdruck, nicht wahr?« Gabby hatte Margaret am Morgen nach den
Transportmöglichkeiten in London gefragt.
»Das kommt gar nicht in Frage«,
versetzte Quill. »Ich werde Sie begleiten.«
»Ich würde es vorziehen, diesen Ausflug
allein zu machen.« »Nein.«
Gabby wartete, aber er schien keine
weitere Erklärung äußern zu wollen.
»Wie ich schon sagte«, wiederholte
sie höflich, »würde ich es vorziehen, allein zu fahren. Darf ich mir Ihre
Kutsche borgen?«
Quill seufzte. »Gabby, eine Dame
reist niemals allein — egal, wohin. Wenn Sie sich in London etwas besser
auskennen, dürfen Sie die Kutsche zu einem kurzen Einkaufsausflug benutzen oder
jemandem einen Besuch abstatten. Aber das ist auch schon alles, was eine Dame
allein unternehmen darf.«
»Zum Glück bin ich keine vollwertige
Engländerin«, erwiderte Gabby freundlich. »Vielleicht ist es meine
französische Seite, die mich davon überzeugt, dass ich den Nachmittag
unbeschadet allein verbringen kann. Ich möchte Sie nicht von Ihrer Arbeit
abhalten.«
Quill hatte eben noch an die Papiere
gedacht, die auf seine Unterschrift warteten; nun änderte er seine Meinung
sofort. »Ich habe heute Nachmittag nicht geplant zu arbeiten. Ich werde Sie
begleiten.«
Gabby hegte plötzlich den Verdacht,
dass Quill wegen der traurigen Neuigkeiten über seinen Vater nicht allein sein
wollte. Es war bedauerlich, dass seine Mutter ganz offensichtlich den einen
Sohn dem anderen vorzog. Wahrscheinlich fühlte sich Quill vernachlässigt.
Sie drehte sich um und ging ins Haus
zurück, wo sie Codswallop gedankenverloren den Schal übergab.
Quill schluckte. Was für ein Kleid
hatte Gabby da bei Madame Carême erstanden? Er hatte in seinem Leben noch nie
eine so verführerische Kreation gesehen. Es erinnerte ihn an das Kleid einer
Kurtisane. Von hinten konnte er sehen, wie es perfekt die Rundung ihres Popos
umschmeichelte. Und diese Rundung schien Quill geradezu anzuflehen, sie mit
seiner Hand zu umschließen.
Das Oberteil war noch schlimmer. Der
duftige Musselinstoff schien mit ihrer Brust zu verschmelzen.
»Ich habe Mrs Ewing ausfindig
gemacht«, sagte er schroff. »Großartig! Ist sie in London?«
»Ja.«
»Sie hat den Brief aus Indien wohl
nicht erhalten. Ich werde ihr sofort eine Nachricht zukommen lassen«, rief
Gabby. »Wir können nicht einfach mit einem Kind und so schlimmen Neuigkeiten
über ihre Schwester vor ihrer Tür erscheinen.«
Quill nickte nur. »Ich wüsste gern,
wohin Sie heute Nachmittag möchten.«
Gabby schwieg hartnäckig.
Quill trat vor sie hin und
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