03 - Feuer der Liebe
jeden
Augenblick auseinander zu platzen. Peter war entsetzt, wie viel Busen das
Mädchen tatsächlich besaß. Frauen sollten nicht so üppig ausgestattet sein. Es
schüttelte ihn, als er sich seine Frau in einem Abendkleid vorstellte, das ihre
üppigen Rundungen nicht ausreichend bedecken würde. Als Gabby vor ihm herging,
bauschte sich der Rock um ihre Hüften und der Pelzbesatz wippte vor und zurück.
Sie macht zu große Schritte, dachte Peter. Sie geht nicht wie eine Dame.
Viel schlimmer war jedoch, wie sie
sich gegenüber der Herzogin verhielt. Sie stellte ihr weder höfliche Fragen,
noch trug sie der Tatsache Rechnung, dass sie mit einer der wichtigsten Damen
der feinen Gesellschaft sprach. Nein, sie plauderte über Indien. Indien! Peter
lief es eiskalt den Rücken hinunter. Es gab nichts Ermüdenderes als Menschen,
die über Indien redeten. Wer darüber etwas hören wollte, fand in London genug
Männer, die nichts anderes taten. Das Letzte, was man von einer Frau hören wollte,
waren weitere ermüdende Details.
Seine zukünftige Frau besaß
offensichtlich keinerlei Feingefühl. Sie begriff nicht, wie die Hierarchie der
Londoner Gesellschaft aufgebaut war. Was würden nur seine Freunde von ihr
denken! Sie würden ihn hinter seinem Rücken auslachen. Der Gedanke war ganz und
gar grauenvoll.
Gabby plauderte immer noch. Oh Gott,
nun hielt sie Ihrer Gnaden offensichtlich einen belehrenden Vortrag über die
grammatikalische Struktur des Hindi. Peter knirschte innerlich mit den Zähnen.
Bitterkeit stieg in seiner Kehle auf.
Er konnte es nicht tun.
Er konnte diese unelegante, plumpe
Schwätzerin, die weder soziale Raffinesse noch Instinkt besaß, nicht heiraten.
Es spielte keine Rolle, wie reich sie war. Mein Gott, da würde es ja leichter
sein, die Tochter eines Kaufmanns in eine Dame zu verwandeln.
Kalte Finger griffen nach ihm.
Dieses ungelenke Mädchen würde im Handumdrehen die zarte soziale Struktur
zerstören, auf der seine ganze Glückseligkeit basierte, und sie würde nicht
einmal ahnen, was sie da tat. Es war nicht fair. Es war nicht fair und es war
nicht richtig.
Es hatte sechs Jahre gebraucht, um
seine Position in der Londoner Gesellschaft zu erreichen, und er hatte sich
dafür sowohl mit höher gestellten Persönlichkeiten als auch mit unbedeutenden
Menschen angefreundet. Peter hielt wenig von denen, die höhere Sphären zu
erreichen hofften, indem sie auf niedriger Gestellten herumtrampelten oder
grausame Bemerkungen fallen ließen. Er war stets gütig und hatte Niederlagen
mit Haltung hingenommen. Im vergangenen Jahr zum Beispiel hatte Bladdington zu
Prinnys dreiundvierzigstem Geburtstag eine intime Party veranstaltet und ihn,
Peter, nicht dazu eingeladen. Die Schmach hatte in seiner Brust gebrannt, aber
bei seiner nächsten Begegnung war er zu Bladdington überaus freundlich gewesen;
denn ihm war von allen zugetragen worden, dass Prinny lauthals nach ihm gefragt
und verkündet hatte, dass ohne Dewland die Party keinen Spaß mache.
Wieder stieg Peter die Galle hoch
und er biss die Zähne zusammen. Vater hatte kein Recht, so etwas von ihm zu
verlangen.
Seine Eltern würden am Nachmittag
aus Bath zurückkehren, um ihre zukünftige Schwiegertochter zu begrüßen. Es war
ihm immer schon schwer gefallen, sich gegen seinen Vater durchzusetzen, aber
diesmal musste er es einfach tun.
Er konnte diese Ehe nicht eingehen.
Kapitel 5
Als Gabby, Peter und Phoebe zum Haus der
Dewlands zurückkehrten, erblickten sie eine elegante Reisekutsche, die soeben
vorgefahren war.
»Das ist meine neue Mama, die mich
holen kommt!«, rief Phoebe.
Peter blickte das kleine Mädchen
mitfühlend an. Er musste unbedingt diese Mrs Ewing ausfindig machen. »Ich
fürchte nicht, Phoebe. Das ist die Reisekutsche meiner Eltern. Sie sind aus
Bath zurückgekehrt, um Miss Jerningham zu begrüßen.«
Gabby zog Phoebe an sich und umarmte
sie. »Wir werden deine neue Mama finden«, sagte sie. »Und in der Zwischenzeit
denk nur an die schönen Kleider, die Madame Carême für dich anfertigt!« Denn
Phoebe hatte ebenfalls eine komplette Garderobe bestellt.
Phoebes Augen begannen zu glänzen.
»Mademoiselle Lucille sagt, ich bekomme ein Kleid mit Biesen und Puffärmeln.«
»Das stimmt«, erwiderte Gabby. »Nun,
da ist es ja gar nicht schlimm, dass Peter deine Mama noch nicht ausfindig
gemacht hat. Denn ich mag deine Gesellschaft, und deine neuen Kleider werden
erst in einigen Wochen geliefert.«
In Phoebes Augen glänzte
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