03 - Feuer der Liebe
und schlenderte auf
die Tür zu. »Sie haben einen Besucher. Codswallop sagte mir, er habe Lady
Sophie, die Herzogin von Gisle, in den Gelben Salon geführt.« In ihrer Stimme
schwang eine unausgesprochene Frage mit.
»Ich habe die Herzogin gestern bei Madame
Carême kennen gelernt«, sagte Gabby und presste die Handflächen gegen ihre
heißen Wangen.
»Dann hören Sie auf, sich wie ein
ertapptes Hausmädchen aufzuführen, und lassen Sie uns in den Gelben Salon
gehen«, sagte Lady Sylvia. »Ich kenne die Herzogin nicht persönlich, aber ich
bewundere ihren Stil. Das war auch so eine, die nichts gegen ein paar Küsse
einzuwenden hatte!«
Quill marschierte indes in sein
Zimmer. Er schämte sich zutiefst und die ganze Angelegenheit war ihm furchtbar
peinlich. Was hatte Gabrielle Jerningham nur an sich, dass er sich wie ein
kompletter Idiot aufführte? Die Braut seines Bruders zu küssen! Man könnte
meinen, er wäre eifersüchtig. Wo er doch, wie er sich eifrig einredete,
Erleichterung verspürte statt Eifersucht.
Er streifte seine Kleider ab und
betrat, nur mit Unterhosen angetan, sein Ankleidezimmer. Er hatte diesen Raum
vor Jahren vollständig leer räumen lassen und nun befanden sich darin nur noch
Trankelsteins Geräte. Mit einer zornigen Bewegung nahm er eine der seltsam geformten
Hanteln des deutschen Arztes und stemmte sie immer wieder in die Luft. Nach
einer Weile verlangsamte er die Bewegung und fand seinen tröstenden und
vertrauten Rhythmus wieder.
Eine Stunde später glänzte seine
Haut vor Schweiß und sein rechtes Bein schmerzte vor Erschöpfung. Er warf einen
gequälten Blick auf das Gerät, das in der Ecke stand. Es war eine pferdeähnliche
Vorrichtung, ebenfalls von Trankelstein entworfen. Quill arbeitete gern mit
Trankelsteins Hanteln, doch die Zeit, die er auf dem Pferd zubringen musste,
war ihm unerträglich. Der Plan des Arztes, dass die schaukelnden Bewegungen ihn
an die eines echten Pferdes gewöhnen würden, hatte bisher wenig Früchte
getragen. Quills pedantische Natur verbot ihm jedoch, die Maschine völlig zu
ignorieren.
Seufzend rieb er seine Hände an
einem Handtuch trocken und kletterte auf das Pferd. Er kam sich vor wie auf
einem Kinderspielzeug. Die kräftigen Muskeln an seinen Oberschenkeln spannten
sich um den Rumpf, als er das Gerät in einen schaukelnden Gang trieb, der ihm
einen stechenden Schmerz durch die Hüfte jagte und ein koddriges Gefühl im
Magen auslöste. Schmerzhafte Versuche hatten ihn gelehrt, dass er nicht länger
als fünf Minuten auf dem Pferd bleiben konnte, ohne einen Migräneanfall zu
bekommen.
An diesem Tag ertrug er die fünf
Minuten mit zusammengebissenen Zähnen und hörte erst auf, als in seinen
Augenwinkeln lilafarbene Blitze aufzuckten. Es war nicht der richtige Zeitpunkt
für Experimente; nicht, wenn er für Gabby den Gastgeber spielen musste.
Kapitel 7
Am nächsten Morgen traf Phoebe gleichzeitig mit Lucien
Boch ein. Als Gabby eilig den Salon betrat, saßen die beiden beieinander,
während Lady Sylvia sie müßig vom Lehnstuhl aus beobachtete.
»Meine neue Mama«, sagte Phoebe gerade,
»ist eine wichtige Person. Sie entscheidet, was die Leute in London tragen.«
Lucien erhob sich, als Gabby den
Raum betrat. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Miss Jerningham? Wie Sie sehen,
hatte ich das Vergnügen, meine Bekanntschaft mit Miss Phoebe zu erneuern.«
Gabby machte einen hastigen Knicks
vor dem gut aussehenden Franzosen. »Es ist schön, Sie wiederzusehen, Sir.«
Dann wandte sie sich an Phoebe. »Wie geht es dir, Schätzchen?«
»Es geht mir sehr gut, ich danke der
Nachfrage«, sagte Phoebe und gab sich große Mühe, erwachsen zu klingen. Aber
dann warf sie sämtliche Förmlichkeit über Bord. »Meine neue Mama ist furchtbar
wichtig! Und Tante Louise hat einen Teekessel, in dem möglicherweise ein Geist
lebt, und sie flucht — sehr oft sogar! Einmal sagte sie >Mist< und meine
Mama ermahnte sie, dass sie vor mir ihre Zunge im Zaum halten soll. Und dann
sagte Tante Louise dazu auch >Mist!< und Mama wurde wirklich wütend.«
Gabby lachte. »Du meine Güte, hast
du aber ein Glück!« Phoebe nickte. Sie schien die unnatürliche Förmlichkeit abzustreifen,
die ihre ayah ihr beigebracht hatte. »Mama hat meinen Saum
herausgelassen, sehen Sie?« Sie streckte den Fuß vor. »Deine Mama hat den Saum
selbst herausgelassen?«
»Oh ja«, sagte Phoebe. »In unserem
Haus gibt es nicht so viele Dienstboten wie in Ihrem, Miss Gabby. Es gibt nur
die Köchin und
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