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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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mir noch mal die Akten ansehen?«
    Billy nickte mit dem Kopf.
    Lennet ging in den Archivsaal und wurde dort wieder von der unsympathischen, verkniffenen Person empfangen, die er schon kannte.
    »Sie wollen den Akt erneut einsehen?« herrschte die langnäsige Archivarin den jungen Agenten an, »denselben Akt, von dem Sie damals sagten, er sei völlig wertlos? Komische Art!«
    Lennet grinste und stellte fest: »Meine Ansicht, werte Dame, hat sich nicht geändert: Was da drinsteht, hat nach wie vor keinen Wert für mich. Mich beschäftigt vielmehr, was in den Akten fehlt!«
    Der Geheimagent suchte sich noch einmal den Bericht über Direktor Bulliot heraus. Während er las, übertrug er die einzelnen Darstellungen auf seine eigenen Gedanken und flüsterte zu Clarisse: »Absolut überzeugend, was da geschrieben steht. Mr. Bulliot legt keine Bomben. Mr. Bulliot hat für gut drei Viertel aller Attentate Alibis. Während der schlimmsten Zeit der Anschläge ist Mr. Bulliot mehrfach im Ausland. Mr. Bulliot hat eine schneeweiße Weste.«
    Lennet sah Clarisse an, dachte noch einen Augenblick scharf nach und fragte dann: »Sie haben mir doch erzählt, daß Bulliot bei Ihrer Einstellung genau wußte, wer Sie waren, nicht?«
    »Ja. Er war stärkstens daran interessiert, uns zu helfen - oder tat wenigstens so.«
    »Wer hat mit ihm verhandelt, Clarisse?«
    »Mr. Beauxchamps.«
    »Hm hm, so war das. Moment mal, da seh ich noch etwas in dem Bericht, was gar nicht so ohne ist: ,Mr. Bulliot ist sehr eng befreundet mit Sir Marmaduke Thorwax-Llewellyn.' Na schön aber keine einzige Zeile, kein einziges Wort über diesen Sir Marmaduke. Ergebnis: Niemand ist bisher auf den Gedanken verfallen, den Lebenswandel des ehrenwerten Herrn zu durchleuchten. Warum auch? Sir haben eine schneeweiße Weste, Sir haben Alibis, Sir hielten sich wiederholt im Ausland auf. Immer die gleiche Leier.«
    Clarisse merkte, wie sich der Franzose in einen »heiligen Zorn" hineinsteigerte. Was er sie fragte, was sie ihm antwortete
    - das Hin und Her bewies nur, daß Lennet durch und durch verärgert war.
    Die beiden verließen wieder den Archivraum und gingen zurück zu Beauxchamps. Billy lag wie vorher auf der Holzbank und gähnte. Als der Franzose neben ihm stand, fragte er: »Na, alter Junge, ist der Fall endlich geklärt?« Lennet hielt es für überflüssig, auf die dumme Frage einzugehen, und wollte von Beauxchamps wissen, was von der Versicherungsfirma Spencer, Spencer & Spencer zu halten sei.
    »Das ist eines der seriösesten Unternehmen in London", sagte Billy und gähnte wieder.
    Der Franzose bohrte weiter: »Und wer sind diese drei Herren Spencer in Wirklichkeit? Gibt's die überhaupt?«
    »Donovan wird es genau wissen", war Billys müde Antwort.
    »Donovan? Wer ist das?«
    »Ein Fachmann für Dokumentationen. Er arbeitet für uns seit ewigen Zeiten. Ein Bursche mit unwahrscheinlich dickem Fell.«
    »Spricht er Französisch?« fragte Lennet.
    »Türkisch wäre ihm lieber", erwiderte Billy und gähnte wiederum ausgiebig.
    Der Agent sah Clarisse an und bat sie, Mr. Donovan sofort anzurufen. »Es ist drei Uhr früh!« gab die junge Engländerin zu bedenken. »Na und?« sagte Lennet ziemlich scharf, »wer wird Ihrer viktorianischen Architektur nachtrauern - ich oder Sie?«
    Clarisse Barlowe seufzte einmal kurz und ging dann zum Telefon im Flur. Der Franzose folgte ihr.
    Es dauerte fünf Minuten, bis sich Mr. Donovan dazu bequemte, seine Nachttischlampe anzuknipsen und den Telefonhörer abzuheben. Halb noch im Schlaf, hörte er, wie am anderen Ende der Strippe jemand leise zischelte: »Keine Angst, Clarisse - sagen Sie ihm, Sie rufen im Auftrag von Youyou an!«
    »Donovan hier. Was will der Colonel?«
    »Einige präzise Angaben über die Familie Spencer, die Versicherungs-Spencer", flötete die junge Engländerin sanft.
    Mr. Donovan gab bereitwillig die erbetenen Auskünfte: Die Firma sei 1892 gegründet worden, sei ein reines Familienunternehmen. Die Leitung der Gesellschaft läge zur Zeit in den Händen von Mr. Herbert Spencer, Großvater, Mr. Edward Spencer, Vater, und Mr. Roger Spencer, Sohn.
    Lennet flüsterte Clarisse zu, sie solle Donovan fragen, wer von den drei Herren die Kontakte zu »W.T.A.« pflege. »Keiner von den Spencers", erklärte Donovan. Für die Betreuung der Agentur sei ein Mr. Harold Watson zuständig, ein Sonderbeauftragter der Versicherungsfirma.
    Ob Donovan diesen Mr. Watson kenne?
    »O ja", tönte es in schläfrigem Ton vom anderen

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