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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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verstand es aber ausgezeichnet, sie immer wieder aufzuheitern und zu verhindern, daß sie womöglich von der Straße abkam. Die junge Engländerin bewies jetzt, daß sie ein ganz patentes Mädchen war, mit dem man bedenkenlos Pferde stehlen konnte.
    Mittags gegen halb eins wurde noch einmal eine Rast eingelegt, in Kingston. Die beiden aßen eine Kleinigkeit und setzten dann die Fahrt fort. Zwei Stunden später rollte der Sportwagen über einen Landweg bei Aldershot, und Lennet zeigte mit dem Finger auf ein nahegelegenes Grundstück: »Dort drüben - das müßte Watsons Landhaus sein!«
    Clarisse stoppte vor einer hölzernen Barriere. Auf einer bogenförmigen Tafel über der Barriere stand geschrieben:
    »Unter den Lorbeerbäumen".
    »Ich vermute, es gibt kein einziges Lorbeerblatt in seinem Garten", sagte der Franzose.
    »Aber vielleicht trägt Mr. Watson einen Lorbeerkranz auf seinem Haupt?« bemerkte das Fräulein Chauffeur.
    »Würde mich sehr wundern", brummte Lennet, »Watson dürfte ein sehr friedliches, sittsames Männchen sein, eine Art ,fleißiges Lieschen', ohne viel Phantasie.« Bei diesen Worten öffnete der junge Geheimagent die Holzbarriere und gab Clarisse das Zeichen, langsam anzufahren.
    Hinter der sorgfältig beschnittenen Hecke breitete sich ein Garten mit kleinen Sandwegen aus. Das Haus stand weiter hinten. Auf einem Rasenstück sah man einen kleinen, dicklichen Mann beim Mähen. Er trug eine Tweed-Hose, hatte die Ärmel hochgekrempelt und wischte sich gerade mit einem karierten Schnupftuch die Stirn ab.
    Als Lennet und seine Begleiterin aus dem Wagen stiegen, stellte der Mann den Rasenmäher ab und ging langsam auf die beiden zu.
    »Verzeihung, sind Sie Mr. Watson?« fragte der junge Franzose und benutzte dabei den Ton eines unschuldigen Kindes.
    »Sie werden sich rühmen können, nicht fehlgegangen zu sein, junger Mann", antwortete Watson.
    »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen. Die junge Dame hier ist meine Cousine, Mademoiselle Claire Gobain.«
    »Ich freue mich ebenfalls", murmelte Clarisse, alias Claire, als man sich die Hände gab, ,;nach allem, was ich über Ihr hohes Ansehen gehört habe!«
    Lennet lächelte in sich hinein und dachte: Bravo, Clarisse - noch weißt du so gut wie gar nichts, aber du spielst blendend Komödie!
    Mr. Watson drehte den Kopf etwas zur Seite und fragte:
    »Dürfte ich erfahren, was man Ihnen von mir erzählt hat, Mademoiselle Gobain? Vielleicht hat man berichtet, ich würde demnächst an einer Schönheitskonkurrenz für Männer teilnehmen. Das ist leider nicht wahr!«
    Mit seinem eckigen, rötlichen Kopf, seinen gut fünfzig Lenzen, seinem kugelrunden Bauch und seinen rauchgelben Händen hatte Mr. Watson wahrhaftig wenig von einem Apoll an sich.
    »Ich heiße Jean-Claude Gobain", bemerkte der Franzose, »sagt Ihnen das vielleicht etwas?«
    »Nein, bedauere sehr - der Name sagt mir überhaupt nichts.«
    »Aber ich bitte Sie, Mr. Watson, ich bin der Sohn von Charles-Edouard Gobain.«
    »Tja... ich erinnere mich nicht... Sie können machen, was Sie wollen.«

    Sie standen vor Watsons Landhaus 
    »Ich merke schon, Sie sind ein Schäker", fuhr Lennet fort, ohne mit der Wimper zu zucken, »Sie wissen genauso gut wie ich, daß die Hälfte aller französischen Versicherungsunternehmen in den Händen der Familie Gobain liegt, im Besitz meines Vaters Charles-Edouard, meines Onkels Pierre-Louis, meines Cousins Herve und meiner Tante Adele Gobain.
    Na also! Und nun zum Thema: Meine reizende Cousine Claire und ich... wir sind sozusagen die ,schwarzen Schafe' in der Familie, und andauernd kriegen wir zu hören: ,Das einzige, was ihr könnt, ist, unser sauer verdientes Geld aus dem Fenster zu werfen!' Ja, und nun haben uns die lieben Anverwandten, die ewig knausern, für die Ferien nach England geschickt, statt nach den Bahama-Inseln, wo wir eigentlich hinwollten. Ende vom Lied? Um den guten Leutchen die Mäuler zu stopfen, haben wir beschlossen, mit hervorragenden und brillanten Ideen für neue Kurse im Versicherungswesen aus England heimzukehren. Was sagen Sie, Mr. Watson ist das ein anständiger Vorsatz oder etwa nicht?«
    Mr. Watson war von Lennet schon dermaßen »überfahren"
    worden, daß er gar nichts mehr zu sagen wagte. Und schon setzte der Franzose weiter nach: ,,Um zu den besagten fortschrittlichen und bahnbrechenden Ideen zu gelangen, haben wir uns erlaubt, Sie, verehrter Mr. Watson, zu bemühen.
    Schließlich sind Sie es ja, der bei Spencer, Spencer & Spencer das

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