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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Erdgeschoß entsprach genau den Verhältnissen im Keller: Eingang und Treppe in der Mitte, Eßzimmer rechts, Büro links. Lennet leuchtete kurz das ganze Erdgeschoß ab, dann wagte er sich an die Treppe zur oberen Etage. Sie war aus Holz. Schritt um Schritt stieg der Franzose höher. Nicht ein einziges Knarren. Clarisse war nicht ganz so geschickt: zweimal knackste es unter ihren Füßen.
    Oben gab es drei Türen. Alle drei waren verschlossen. Der Agent kombinierte: Bad in der Mitte, rechts und links Schlafzimmer und Wohnraum.
    Lennet horchte an den Schlüssellöchern der beiden Zimmer außen - kein Atemgeräusch. Ein kurzer Lichtblitz durch das Schlüsselloch des rechten Raumes genügte, um festzustellen: das Zimmer diente als Rumpelkammer. Und links? Der Franzose nahm einen anderen, kleineren Dietrich und drehte, Millimeter um Millimeter, den Bart des Nachschlüssels um. Dann schob er den Türflügel langsam nach innen. Leeres Schlafzimmer...
    Der Raum war schlicht eingerichtet. Nur ein Bett stand drin.
    Watson ist Junggeselle, sagte sich Lennet.
    Clarisse steckte den Kopf durch den Türspalt. »Das Haus gehört uns", meinte der junge Agent, »jetzt aber schnell an die Arbeit, Fräulein! Hat man Ihnen beigebracht, wie eine Hausdurchsuchung vorgenommen wird?«
    »Man hat", antwortete die Engländerin.
    »Also los! Sie nehmen das Zimmer hier, und ich schau mich in der Rumpelkammer und im Bad um.«
    »Darf man wissen, was wir suchen?« fragte Clarisse etwas schnippisch.
    »Man darf", erwiderte Lennet, »wir suchen nach allem, was verdächtig erscheint. Nach Waffen. Nach ,W.T.A.'-Unterlagen.
    Nach Briefmarken aus Ländern des Nahen Ostens. Vielleicht entdecken wir auch ein paar nette Päckchen, etwa so groß wie Ziegel, ausgestattet mit einem Einstell-Mechanismus, der meist aus zwei verschiedenfarbigen Knöpfen besteht.«
    »Wollen Sie mich ärgern?« fragte Clarisse.
    »Im Gegenteil, meine Liebe. Sobald Sie auf irgend etwas Verdächtiges stoßen, sagen Sie mir sofort Bescheid, ja?«
    Clarisse und Lennet suchten jeden kleinen Winkel ab, faßten hierhin und dorthin, drehten um, was sich nur umdrehen ließ und der Erfolg nach zweistündiger Wühlarbeit in der oberen Etage? Nichts Verdächtiges. Gar nichts!
    Sie stiegen ins Erdgeschoß und machten dort weiter. Sie waren müde zum Umfallen, hielten aber wacker durch. Draußen wurde es schon hell.
    Der Sonntagmorgen war angebrochen. Mit übermüdeten Augen, zittrigen Händen und wackligen Knien standen sich Clarisse und Lennet in der Diele des Watsonschen Hauses gegenüber und lächelten. Es war reiner Galgenhumor.
    »Im Hemdenbestand und in den Kochtöpfen des Hausherrn kenn ich mich jetzt bestens aus", sagte die junge Clarisse ging, als sie mit der Sichtung des Eßzimmers fertig war, in die Küche, und der Franzose wechselte vom Büro- und Bibliotheksraum zur Waschküche im Keller Engländerin. »Watsons Bücherschatz ist auch nicht zu verachten", meinte der Franzose, »er scheint eine Schwäche für Kipling zu haben.«
    »Eine wahrlich sensationelle Entdeckung, mein Lieber", bemerkte Clarisse etwas ironisch.
    Lennet machte noch einmal eine Runde durch das Erdgeschoß, sah, sich im Eßzimmer um und ging in die Küche, da sah er einen flachen, runden Gegenstand auf dem Tisch liegen!
    »Was mag das sein?« fragte er Clarisse.
    »Ein Stück Käse natürlich.«
    »Klar, ein Stück Ziegenkäse. Ganz trocken. Ohne Schachtel.
    Ohne Hinweis auf die Marke. Sagen Sie, Freundin, haben die Sorten von Ziegenkäse in England immer diese gleiche Form?«
    »Nein", erwiderte Clarisse, »manchmal sind die runden Stücke etwas kleiner. Es gibt da keine festen Vorschriften. Sie werden ja wohl Mr. Watson nicht aufhängen wollen, wenn der Gute eine Schwäche für Kipling hat und von Ziegenkäse in Sonderformat schwärmt - oder?«
    »Nein, nein", sagte der Franzose und war etwas nachdenklich,
    »der Käse bringt mich nur auf allerlei tolle Ideen. Also dann, ziehen wir los! Wir wollen irgendwo frühstücken, ja? Hinterher geht es mit Rückenwind nach Aldershot!«
    Clarisse seufzte, sah Lennet nicht gerade freundlich an und meinte: »Es heißt immer, wir Engländer seien dickköpfig - und was sind Sie?«
    »Ich bin nur eigensinnig", sagte der Geheimagent und blieb todernst.

Der merkwürdige Mr. Watson
    Die beiden verließen Leyton, aßen sich in einem ländlichen Gasthof satt und fuhren dann weiter in Richtung Aldershot.
    Clarisse war nach dem Frühstück noch müder als vorher. Der Franzose

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