03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure
Gedankengut des Modernen, des Mutes und der weisen Voraussicht pflegt.«
»Wer hat Ihnen das von mir gesagt, Monsieur Gobain?« wollte Watson wissen und sah Lennet mißtrauisch an.
»Bitte, würden Sie freundlicherweise dafür Verständnis haben, daß wir den Namen des Betreffenden verschweigen. Wir sind von Haus aus sehr diskret.«
»Nun ja", nahm Mr. Watson wieder den Faden auf, »ich habe natürlich geschäftlichen Kontakt mit französischen Häusern, aber ich muß leider gestehen, daß mir der Name Gobain...«
»Ach wissen Sie, Mr. Watson...«, fiel der Agent dem Engländer sehr geschickt ins Wort, »meine Verwandten haben selbstredend eine ganze Anzahl von ,Strohmännern' -Sie können sich schon denken, wegen der Steuer und so. Wahrscheinlich haben Sie deshalb mit meinem Vater, meinem Onkel, meiner Tante und meinem Vetter noch niemals direkte Verbindung gehabt - sehr gut möglich. Aber dies, Mr. Watson, steht ja auch nicht zur Debatte. Was wir, meine Cousine Claire und ich, auf dem Herzen haben, ist folgendes: Würden Sie so nett sein, uns über Ihre Ideen auf dem Gebiet der Gruppenversicherung ein wenig aufzuklären?«
»Meinen Sie den Bereich der Genossenschaften?«
»O ja, ich meine auch die Genossenschaften, aber ebenso die touristischen Unternehmen, und was sonst noch so in Frage kommt.«
Mr. Watson war sich unschlüssig. Er schwankte. Er überlegte, ob er weiter Rasen mähen - oder seiner beruflichen Eitelkeit nachgeben und den jungen Leuten etwas erzählen sollte. Was tun?
Er entschloß sich, Lennets Bitte zunächst eine Weile »schmoren" zu lassen, und sagte: »Hätten Sie vielleicht Lust, den Pudding eines Junggesellen zu probieren? Ich will Ihnen nicht nahetreten, Mademoiselle Gobain, aber wissen Sie: Nachdem ich der Kunst des Puddingkochens langsam nähergerückt bin, zweifle ich immer mehr an der Notwendigkeit, in diesem ,Tal der Tränen' ein weibliches Wesen um mich haben zu müssen.«
»Och - Sie sind ein ,Muffel'",' sagte Clarisse, alias Claire, zu Watson, »aber bitte, wenn Ihr Pudding wirklich gut ist: ich bin für so was gern zu haben.«
Die drei gingen ins Haus. Die Einrichtung bestand zum größten Teil aus unechten Chippendale-Möbeln.
»Entschuldigen Sie mich für einige Augenblicke", sagte Mr. Watson, »ich muß schnell den Tee bereiten.«
Kaum war der Herr des Hauses aus dem Zimmer, fragte Clarisse leise: »Sehen wir uns um?«
»Noch nicht", flüsterte der Franzose, »er ist schon mißtrauisch.«
»Warum, denken Sie?«
»Weil er uns reingebeten hat. Würde er uns nicht mißtrauen, hätte er uns längst ,abserviert' und weggeschickt.« Lennet hatte richtig kombiniert: Watson erschien bereits wieder in der Tür und erkundigte sich: »Langweilig, warten zu müssen, nicht?«
»Aber keineswegs, Großpapa", erwiderte der Agent.
Wie in Sekundenschnelle weggezaubert, war Watson aus der Tür verschwunden und in die Küche zurückgegangen.
»Will mal sehen, ob ich irgendwo Zigaretten finde", sagte der Franzose und stand auf. Clarisse ging mit nach nebenan. Die beiden sahen sich flüchtig im Salon um, entdeckten aber nichts Auffälliges. Kaum waren sie wieder an ihren Plätzen, steckte Watson den Kopf durch die Tür: »Ob Sie mir ein bißchen helfen könnten? Ich habe etwas Mühe mit dem Geschirr und dem Pudding.«
Clarisse und Lennet sagten nicht nein.
»Wenn etwas kaputtgeht", meinte der Franzose gönnerhaft,
»können Sie Papa die Rechnung schicken!«
Als Produkt eines Junggesellen war der Tee ganz ausgezeichnet.
Mr. Watson ließ sich nicht ein zweitesmal bitten. Er begann jetzt freiwillig damit, von seinem beruflichen Steckenpferd zu sprechen - von Gruppenversicherungen. Es wurde ein breiter, ausführlicher Vortrag. Hin und wieder machte der Engländer eine kurze Pause, sah die beiden »Gobains" an und fragte:
»Verstehen Sie alles? Können Sie gut folgen?«
»Nicht so einfach" oder »ziemlich kompliziert" erwiderte dann Lennet, schloß aber diesmal seine Antwort mit der braven Bemerkung ab: »Hauptsache ist ja, verehrter Mr. Watson, daß wir viel von Ihnen lernen dürfen.«
Der Gastgeber erklärte gerade mit kühnem Schwung, wie sich ein gemeinschaftlicher Versicherungsschutz auswirken kann, da unterbrach ihn der Geheimagent und sagte: »hör ich recht? Hat da nicht eben eine Ziege gemeckert?«
»Sehr wohl, Monsieur Gobain", erwiderte Watson,
»Versichern ist mein Beruf, und die Herstellung von Ziegenkäse ist mein Hobby. Wollen Sie meine lieben Tierchen einmal
Weitere Kostenlose Bücher