Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
Vom Netzwerk:
»Anfällen«, wie Orion sie genannt hatte, einherging. Sie fragte sich, wie es wohl für ihn gewesen sein musste, unter solchen Umständen aufzuwachsen.
    Orion ließ Helen los und wandte sich von ihr ab, um sich verstohlen mit dem Handrücken über die Augen zu fahren. Helen griff nach seiner anderen Hand. Schließlich ließ er sie mit einem Nicken wissen, dass er sich wieder im Griff hatte. Dann ging er mit ihr noch einmal auf das Haus zu.
    »Du hast doch gesagt, sie wäre tot«, flüsterte Helen. Orion schüttelte den Kopf.
    »Du hast angenommen, dass sie tot sein muss, als ich dir sagte, dass ich der Anführer des Hauses von Rom bin, aber der Tod ist nicht der einzige Grund, um die Führung eines Hauses weiterzugeben.« Er schaute weg. »Ich kannte dich damals noch nicht gut genug und habe mich auch geschämt, es dir zu erzählen …«
    Helen nickte, um ihn aufzuhalten. Er brauchte sich vor ihr nicht zu rechtfertigen. »Es ist okay«, sagte sie leise.
    Im Haus ging ein weiteres Licht an und Helen und Orion starrten durchs Fenster.
    Helen sah eine Frau mit langen rotbraunen Haaren, die in einem Morgenmantel hektisch die Treppe hinunterstürmte. Sie lief barfuß und ihre Haare waren vom Schlaf zerzaust, aber irgendwie wirkte sie dadurch noch attraktiver. Sie war bestimmt schon über vierzig, sah aber trotzdem noch aus wie ein Model. Ihre seidigen Locken wippten ihr auf eine Weise um den Kopf, für die andere Frauen Stunden mit einem Lockenstab und einem Fön hantieren mussten. Es waren Orions Locken und ihre langen, wohlgeformten Arme und Beine waren genauso perfekt proportioniert wie seine.
    Helen war sich sicher, dass diese Frau selbst dann noch verführerisch ausgesehen hätte, wenn sie Hals über Kopf die Treppe heruntergefallen wäre. Sie war eine kleinere, weibliche Version von Orion und entsprach damit dem perfekten Schönheitsideal des anderen Geschlechts. Alles an ihr machte deutlich, dass sie Leda war, eine Tochter der Aphrodite und Orions Mutter.
    »Er ist hier!«, keuchte sie und stürzte ans Fenster. Orion zog Helen aus dem Lichtkegel. Im Haus sprang Daedalus auf und zerrte Leda weg, bevor sie einen Blick aus dem Fenster werfen konnte. Selbst aus der Entfernung konnte Helen den wilden Ausdruck in ihrem Gesicht sehen. Ihre Augen waren extrem weit aufgerissen. Sie erinnerten Helen an die eines scheuenden Pferdes und sie schauderte unwillkürlich.
    »Da draußen ist niemand, Liebes«, sagte Daedalus mit müder Stimme und drehte Leda an den Schultern vom Fenster weg.
    »Adonis! Ich kann dich da draußen riechen!«, kreischte die Frau hysterisch und wehrte sich erbittert gegen den Griff ihres Ehemanns. »Ich lasse nicht zu, dass du mein Baby umbringst!«
    Inzwischen war auch Daphne auf den Beinen und packte Daedalus an den Schultern, sodass die beiden mit ihren Körpern eine Art Käfig um Leda bildeten. Sie übten von beiden Seiten Druck auf sie aus und hielten Ledas Arme am Körper, damit sie nicht ihr eigenes Gesicht zerkratzen oder sich die Haare ausreißen konnte. Dabei gingen sie zwar sanft, aber auch routiniert vor, was Helen vermuten ließ, dass Daedalus und Daphne Leda schon oft auf diese Weise ruhiggestellt hatten.
    »Wenn du meinem Baby was tust, bringe ich dich um!«, heulte Leda schluchzend, und der Wahnsinn ließ ihre Stimme schrill klingen. »Ich töte dich mit meinen eigenen Händen!«
    »Adonis ist tot, Leda! Dein Bruder ist tot!«, schrie Daphne auf Leda ein, bis die verwirrte Frau endlich aufhörte, sich zu wehren und sich in ihren Armen entspannte.
    »Mein kleiner Bruder«, sagte Leda, deren Verwirrung sie einen Moment lang ruhiger werden ließ. »Mein kleiner Sohn. Mein kleiner Bruder. Aber welcher ist welcher? Ich weiß, ich habe einen von beiden getötet. Für welchen habe ich mich entschieden?«
    Leda begann vor und zurück zu schaukeln und wiederholte die Worte »Mein kleiner Sohn. Mein kleiner Bruder« leise immer wieder und wieder, während Daedalus und Daphne sie zu beruhigen versuchten. Doch jedes Mal, wenn sie ihr bedauernswertes Mantra wiederholte, wurde sie etwas lauter, bis sie es schließlich schrie.
    »Bring mich hier weg, Helen«, sagte Orion mit zittriger Stimme. Helen sah ihn an und musste feststellen, dass ihm Tränen über die Wangen strömten.
    Sofort legte sie die Arme um ihn und sie schossen hoch in die Luft und ließen Ledas untröstliches Klagen hinter sich zurück. Orion vergrub sein Gesicht an Helens Hals. Sie spürte seine warmen Tränen über ihre Haut laufen

Weitere Kostenlose Bücher