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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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hatte sich für eine ölige Substanz entschieden, die mich für eine Weile kaum noch etwas erkennen ließ. Sobald es nachließ, untersuchte ich meine Augen vor dem Spiegel. Rote Äderchen durchzogen sie, sie brannten wie Feuer und die Tränensäcke waren geschwollen. Für einen Moment überlegte ich, ob ich noch mal zu Amara ins Heilhaus hinübergehen sollte. Aber als Heilerin hatte ich mit so vielen Kranken zu tun gehabt und ihre Ungeduld zu spüren bekommen; Naturmedizin wirkt nun mal sehr langsam. Obwohl es gerade erst dunkel geworden war, entschied ich mich deshalb dafür, lieber früh schlafen zu gehen.
    Kaum lag ich im Bett, als ich draußen Amaras Pick-up vorfahren hörte: Magdalena war von ihrem Besuch bei Rose in Jeba zurück. Wenig später klopfte es; nur meine deutsche Umgangsformen liebende Schwester tat das.
    Alle anderen platzten nach afrikanischer Sitte einfach ins Zimmer, wenn ihnen etwas auf dem Herzen brannte.
    „Komm rein, Magdalena!“, rief ich.
    Ich entzündete eine Kerze, die so schwaches Licht spendete, dass es mich nicht in den Augen schmerzte. Meine Schwester setzte sich zu mir aufs Bett.
    Sie fuhr sich nervös durch das Haar. „Ich wusste nicht, dass du schon schläfst“, entschuldigte sie sich. „Ich bin so aufgewühlt, dass ich mit dir einfach sprechen muss“, sagte sie. „Wir haben wirklich ein Problem mit Rose!“
    „Bisi erzählte mir, dass du versuchen wolltest, ihr unser Vorgehen mit Lape in Ruhe zu erklären“, erwiderte ich. „Sie war einigermaßen zuversichtlich, dass Rose auf dich hören würde.“
    Meine Schwester ballte die Fäuste. „Choga, ich sitze in einer ziemlichen Zwickmühle!“ Ihre innere Unruhe ließ sie nun im Zimmer auf und ab gehen. „Du hast mir vorhin erklärt, warum ihr Lape geholt habt. Ich verstehe, dass du nicht anders handeln konntest. Nur - Rose durfte ich das nicht so sagen.“
    „Wie hast du es denn gesagt?“, fragte ich.
    „Dass wir sie aus dem Krankenhaus holen mussten, weil sie dort nicht richtig versorgt wurde. Und dass du jetzt wieder hier bist, um dich um Lape zu kümmern. Von Lape gehe aber keine Ansteckungsgefahr aus, weil sie die Heilstation ohnehin nicht mehr verlässt.“ Magdalena lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Tür. „Was hätte ich sonst sagen sollen? Ich fand, das sei eine vernünftige Argumentation.“

    „Aber Rose hat das nicht gereicht?“
    „Nein, leider nicht. Ich glaube, bei ihr kommen zwei Dinge zusammen. Zum einen die Angst vor Ansteckung.“ Sie hob abwehrend die Hände. „Ich weiß, was du sagen willst: Das ist völliger Unsinn. Aber jemandem wie Rose kannst du nicht mit Vernunft kommen. Was glaubst du, Choga, was gesunde Menschen über diese Farm denken mögen, auf der immerzu junge Leute sterben?“, fragte Magdalena. „Die Leute haben Angst vor dem Tod.
    Sie wissen, dass sie ihm nicht entkommen können. Also meiden sie alle, die sie mit dem Tod in Verbindung bringen. Jetzt ist Lape aber hier. Und sie wird sterben. So furchtbar das auch ist, so wahr ist es dennoch.“
    „Und zum anderen?“, fragte ich gefasst.
    Magdalena suchte meine Nähe und setzte sich wieder auf mein Bett. „Es tut mir Leid, dir das sagen zu müssen, Schwesterchen: Aber Rose hasst dich.
    Sie glaubt, dass du ihre Kinder verhexen willst.“
    „Was?“ Ich musste lachen. Das war ja nur noch albern! „Ich habe ihre Kinder niemals angerührt! Nicht mal angesehen. Es sind deine Schülerinnen. Was gehen sie mich an?“
    „Das weiß ich doch!“ Magdalena griff nach meiner Hand und hielt sie fest.
    „Sieh mal, Schwesterchen, du bist Afrikanerin. Und ich bin Deutsche. Jetzt sitze ich hier und habe die unerfreuliche Aufgabe, dir klar zu machen, wie eine Landsmännin von dir denkt. Obwohl ich es selbst nicht begreife. Ich kann nur wiederholen, was sie gesagt hat: Du hättest einen bösen Blick und wolltest das Schlimme, das dir geschehen ist, an andere weitergeben.
    Darum hättest du Lape geholt.“ Sie schüttelte traurig den Kopf. „Ach, sie hat noch eine Menge anderes Zeugs geredet, das ich dir lieber erspare.“
    Ich lehnte mich zurück und schloss die brennenden Augen, um nachzudenken. Dass der Glaube an Hexerei und schwarze Magie in meinem Land sehr lebendig war, wusste ich durchaus. Obwohl die Menschen in die Kirchen oder Moscheen gingen. In Bibel und Koran fanden sie wohl nicht die Antwort auf Aids. Die angeblich überzeugte Christin Rose hätte sie dort gewiss gefunden. Es war allerdings bequemer, eine Hexe

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