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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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ich nicht bitten, uns in den Regenwald zu begleiten. Eziras Welt und ihre passten einfach nicht zusammen. Immer wenn ich über dieses Thema nachdachte, verschlechterte sich meine Laune noch mehr. Denn jede Lösung, die ich erwog, würde jemandem wehtun.
    Am sechsten Tag begann der Kreislauf der Nachtwachen von vorn: Charity war wieder an der Reihe. Sie betrat das Krankenzimmer, als ich auf einer Matte am Boden neben Lape lag, einen Kräuterumschlag auf den Augen.
    „Na, Heilerin“, meinte sie, und ihr eiskalter Tonfall ließ mich frösteln, „du scheinst ja selbst deine beste Patientin geworden zu sein.“
    „Meine Augen werden nicht besser“, gestand ich, denn es gab keinen Grund, daraus ein Geheimnis zu machen. Ich nahm den Umschlag von den Augen und richtete mich auf, konnte die Besucherin jedoch zunächst nur ; schemenhaft erkennen - wie einen bunten, großen Farbklecks. Sie, Chinne, Yetunde, Jumoke und Abidem klei- ' deten sich in weite Tücher, doch Charity wählte immer besonders leuchtende Farben. Wie den anderen einstigen Frauen von Felix war auch ihr nicht anzusehen, dass sie das Virus in sich trug. Wer sie und die anderen nicht kannte, wäre nicht auf die Idee gekommen, dass sie HIV-positiv waren.
    „Als du bei deiner Lehrerin im Regenwald warst, habe ich von meiner Tante einen Brief bekommen“, sagte Charity und lehnte sich gegen den Türrahmen. Sie wirkte, als wollte sie gleich wieder gehen. „Sie schrieb mir, dass sie wieder geheiratet hat. Heute habe ich sie angerufen und sie gefragt, ob ich bei ihr leben kann. Sie ist einverstanden!“
    Während Charitys letzte Worte einem Jubelschrei glichen, erschrak ich.
    „Du willst fort?“, fragte ich über- rascht. „Wann denn?“
    „Morgen“, gab sie zurück.
    „Weiß denn schon jemand davon?“, erkundigte ich ; mich erstaunt.
    Schließlich musste das mit allen abgesprochen werden.
    „Ja, ich habe es eben Bisi gesagt.“

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    „Eben erst? Und morgen willst du uns nach zwei Jahren einfach so verlassen? Ist das nicht ein wenig plötzlich?“, fragte ich mit aufsteigender Verärgerung. „Und deine Kinder? Als Mutter hast du ihnen gegenüber eine Verantwortung. Sie brauchen regelmäßig Medizin. Hast du das bedacht?“
    „Meine Tante wird sich auch um meine Töchter kümmern. Zuna und Baina geht es im Moment ja ganz gut!“
    „Das kann sich schnell ändern, wenn sie den Tee nicht mehr bekommen.
    Charity, du bringst sie in große Gefahr! Auch du musst sicher sein, dass deine Behandlung fortgesetzt wird.“
    „Ach, der Mann meiner Tante hat sehr viel Geld. Er wird für uns sorgen.
    Dort sind wir sicher. Was man von der Farm wohl nicht mehr sagen kann, wenn die Heilerin selbst Aids hat.“
    Charitys schonungslose Offenheit, die mich völlig unvorbereitet traf, überforderte mich. Wir standen direkt neben der vor sich hin dämmernden Lape, deretwegen ich zurückgekehrt war. Und Charity wollte genau in dem Augenblick abreisen, wo die Tage ihrer Freundin gezählt waren. Das überstieg mein Verständnis vollkommen. Am liebsten hätte ich Charity aus dem Raum gezerrt, um zu verhindern, dass die sterbenskranke Lape unser Gespräch mit anhörte.
    Während meine Gefühle Verrat schrien, redete Charity ungerührt weiter:
    „Übrigens nehme ich Chinne mit. Sie kennt meine Tante und wird sich bei ihr wohl fühlen.“
    Ich spürte eine heiße Welle in mir aufsteigen, die mich kaum noch vernünftig denken ließ. „Charity, du benimmst dich unverantwortlich. Wir sind damals gemeinsam hierher gegangen, um uns gegenseitig zu helfen.
    Das war ein Versprechen! Du kannst nicht einfach gehen, ohne dich mit uns auszusprechen. Ich erwarte von
    dir, dass du wenigstens so lange bleibst, bis wir uns alle, beraten haben. Das bist du uns schuldig!“
    Doch Charity fertigte mich mit einer schnippischen; Antwort ab: „Wir können ja morgen früh noch mal kurz reden. Aber jetzt muss ich packen.“
    Sie zog die Tür von außen zu. Ich stand verdutzt da und wusste zunächst nicht, was ich tun sollte. Ihr Verhalten war mir unerklärlich. Ging es um Lape? Ertrug Charity es nicht, die Freundin sterben zu sehen? Oder wollte sie meinetwegen weg? Ich warf einen raschen Blick auf unsere Patientin, stellte fest, dass sie unverändert ruhte, und eilte hinaus.
    Hinter dem Schleier der Tränen
    Charity pumpte gerade Wasser aus dem Brunnen, um sich einen Krug aufs Zimmer mitzunehmen. „Warum läufst du davon?“, fragte ich, bemüht, meine Enttäuschung zu verbergen. Ich wollte ihre

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