Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
Vom Netzwerk:
gedrückte Stimmung. Ich wollte es niemandem zu schwer machen, indem ich nun noch einmal an das Verantwortungsgefühl der beiden einstigen Schwestern appellierte, doch zu bleiben. Amara erklärte sich bereit, die vier bis nach Jeba zu fahren. Dort würden sie ein Taxi nehmen, das sie nach Jos brachte, von wo aus sie mit Bussen an ihren Zielort reisen würden, eine Großstadt im Südwesten Nigerias. Abidem, Jumoke und Yetunde hatten ebenso wie Josh, Dayo und Ijaba Tränen in den Augen, als der Pick-up aus dem Hof fuhr. Hope rannte noch ein Stück bellend hinter dem Auto her. Es sah fast so aus, als ob sie die Abfahrt verhindern wollte. Dann gab sie auf und kehrte hechelnd zurück.
    Bisi wischte sich Tränen aus dem Gesicht. „Zuna und Baina sind wirklich süße Geschöpfe. Möge Gott sie beschützen.“
    Von Charity und Chinne sowie den Mädchen hörte ich nie wieder etwas.
    Vielleicht war das ein gutes Zeichen und sie wurden bei Charitys Tante glücklich.
    Magdalena bemühte sich, so zu tun, als ob alles wie gewohnt weiterginge, und bat die verbliebenen drei Kinder in die Schule.
    Der kleine Klassenraum wirkte gespenstisch leer ohne Roses vier Mädchen, die erst eine Stunde später erwartet wurden. Unsere Kinder waren in der ersten Reihe zusammengerückt, die übrigen Bänke waren leer. Der Anblick machte mir richtig klar, dass Magdalena wohl Recht hatte: Wir brauchten die Gesellschaft anderer Menschen. Zusehen zu müssen, wie wir allmählich weniger wurden, war eine wesentlich erschreckendere Alternative. Vor allem, wenn ich daran dachte, dass Josh schon bald nicht mehr dort wäre ..
    Ich traute mich kaum, Abidem, Jumoke und Yetunde anzusehen, die mit verschränkten Armen hinter mir standen und ebenso wie ich auf die kläglich geschrumpfte Versammlung blickten.
    „Kommt, lasst uns auf die Felder gehen!“, rief Ada und suchte die Schaufeln und Hacken zusammen.
    „Ich mache auch mit!“ Bisi, die wegen ihres Alters selten auf dem Feld arbeitete, gesellte sich nun zu Ada und den jungen Frauen. Die Energie meiner Lieblingsmamas, mit der sie bewiesen, dass sie sich nicht unterkriegen lassen wollten, steckte meine drei Schwestern an. Ich sah ihnen nach, wie sie zum Tor hinausgingen. Sie waren eine Gemeinschaft, zwar kleiner als zuvor, aber sie hielten zusammen.
    Die aufgehende Sonne schmerzte in meinen entzündeten Augen. Ich sah zu, dass ich im Heilhaus verschwand. Amara hatte mir bereitgestellt, womit ich Lape versorgen sollte. Ich führte den Tee an Lapes Lippen und sie trank langsam und unter Schmerzen. Danach sank sie erschöpft zurück. Ich wollte nach nebenan gehen, um mir im Heilhaus meine Augentropfen selbst zu verabreichen, bevor ich mich endgültig zu ihr gesellte. Doch Lape hielt mich mit einer sanften Berührung meines Armes zurück.
    „Choga“, sagte sie ganz leise, „ich habe gehört, was Charity gestern Abend zu dir gesagt hat.“
    Während die Todkranke nach Luft schnappte, erwiderte ich: „Das tut mir Leid. Du hättest das nicht mitbekommen sollen. Aber jetzt sind Charity und Chinne fort.“ :
    „Das ist besser so“, meinte Lape. „Sie waren nicht „ mehr gern hier.“ Ihr matter Blick musterte mich fragend. „Dir geht es immer schlechter?“ Ich stimmte schweigend zu. „Warum bist du dann nicht bei Ezira geblieben?“
    Am liebsten hätte ich geantwortet: Deinetwegen. Doch f das wäre ihr gegenüber unfair gewesen. Und es stimmte eigentlich nicht. Ich durfte nicht Lapes Schicksal als Ausrede missbrauchen. Es war ein Anlass, jedoch kein Grund gewesen. Das verstand ich inzwischen besser als eine Woche zuvor.
    Der wahre Grund lag mittlerweile über 13 Jahre zurück. Lape hatte ich zu jener Zeit noch f nicht gekannt, und ich erzählte ihr jetzt diese Geschichte, die mich für immer geprägt hatte:
    Bisis Sohn Jo, der schon ein erwachsener Mann gewesen war, und ich gingen damals jeden Samstag zum Markt in Jeba. Dort verkauften wir Farmprodukte und Schnitzereien. Anfangs konnten wir einen Traktor benutzen. Doch der ging kaputt und wir beluden eine Handkarre. Jo zog, ich schob. Doch mein Hüftleiden verursachte unerträgliche Schmerzen; ich wollte aufgeben. Da hob Jo mich auf die Karre und zog die Last mit mir darauf in die Stadt. Zwei Wochen lang machten wir es so. Dann beobachtete meine Mutter uns. „Jo ist nicht dein Diener“, ermahnte mich Mama Lisa streng. „Ich kann verstehen, dass dir das Laufen Schmerzen bereitet. Dennoch: So geht es nicht.“ Ich durfte nicht mehr zum Markt.
    Meiner

Weitere Kostenlose Bücher