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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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geben, um im Tausch etwas anderes zurückzubekommen. So wie das Zusammenspiel von Natur und Mensch funktioniert,
    es auch zwischen den Menschen. Mit einem wesentlichen Unterschied: Die Pflanze gibt aus Dankbarkeit. Der Mensch aber weiß nur zu schätzen, wofür er etwas anderes hergeben musste.“
    „Sie sprechen von Geld“, erwiderte Dr. Nwosu, hinter dem nach Amaras Meinung die reichen Firmen standen. „Warum sagen Sie das nicht gleich?“
    Sein Kollege widersprach: „Nein, das tut sie nicht. Sie spricht vom Prinzip der Dankbarkeit.“
    „Junger Mann“, sagte Amara anerkennend, „Sie scheinen mich zu verstehen. Das ist in Ihrer Generation nicht selbstverständlich. Darf ich Sie etwas Privates fragen?“
    „Bitte.“ Dr. Rashid sah ihr direkt in die Augen.
    „Wer hat Ihr Studium bezahlt?“
    „Mein Onkel. Er hat in Kaduna einen Schrotthandel.“
    „Wann haben Sie ihn zuletzt besucht?“
    Dr. Rashid lächelte. „Aha! Jetzt ist alles klar. Sie sind keine Geschäftsfrau.
    Sie sind der kleine Blutbaum und Sie wollen wissen, ob ich Sie jeden Morgen gießen würde.“
    Amara blieb völlig ungerührt. Sie fixierte Dr. Rashid. „Und?“, fragte sie.
    „Wann waren Sie das letzte Mal bei Ihrem Onkel?“ Ich erinnerte mich daran, dass Rashid erwähnt hatte, er habe in Deutschland studiert. Sein Onkel musste demnach sehr viel Geld für seine Ausbildung bezahlt haben.
    „Sie haben mich ertappt“, gestand der Arzt. „Zuletzt war ich vor drei Jahren bei ihm. Bin ich nun durch Ihre Prüfung gefallen?“
    „Natürlich sind Sie das!“
    „Sagen Sie mir, was ich tun soll.“
    „Zum einen sollten Sie möglichst bald Ihren Onkel besuchen.“ Amaras prüfender Blick taxierte den Arzt.
    Zum anderen müssen wir uns darüber unterhalten, wie sie dafür sorgen können, dass unser Blutbaum nicht ver-durstet. Damit meine ich nicht Geld“, sie wandte sich bei diesen Worten an Dr. Nwosu, „sondern Hilfe für diese Farm und ihre Menschen.“
    „Wie kann die aussehen?“, fragte Dr. Nwosu.
    „So wie das Prinzip des Blutbaums. Aber ich kann Ihnen nicht sagen, was das für Sie bedeutet. Sie selbst kennen Ihre Möglichkeiten am besten“, orakelte Amara.
    Der Arzt mit der goldenen Brille erhob sich. „Darf ich mir den Blutbaum mal aus der Nähe ansehen?“ Ich begleitete ihn und Dr. Nwosu, während Amara zum Heilhaus ging. Die Sonne war inzwischen weitergewander und der Blutbaum spendete dem Auto kaum noch Schatten. Dr. Rashid betrachtete den kleinen Baum lange. sieht aus wie ein normaler Busch“, sagte der studierte Herr schließlich nachdenklich.
    Amara kehrte zu uns zurück, eine aus Gras geflochtene Tasche in der Hand. Sie war gefüllt mit getrockneten Kräutern, Rindenstücken, Blüten und Wurzeln. „Den fertigen Tee kann ich Ihnen leider nicht mitgeben“, erklärte Amara. „Denn dann kennen Sie die genaue Zusammensetzung.“
    Sie lächelte anzüglich. „Und unser Blutbaum wäre vergessen.“
    Dr. Rashid nahm die Tasche mit einer leichten Verbeugung entgegen. Dr.
    Nwosu reichte uns die Hand und stieg, von der bellenden Hope umtanzt, ins Auto. In diesem Moment trat Magdalena aus der Schultür. Dr. Rashid begrüßte sie. Da er sein Sakko über dem Arm trug, suchte er das Geld für Lapes Behandlung umständlich hervor und überreichte es ihr. „Ich wiederhole es gern noch einmal: Es tut mir Leid, was geschehen ist.“
    „Ich hoffe, Ihr Besuch bei uns war erfolgreich“, meinte Magdalena bedeutungsschwer und sah dabei mich an.
    „Das wird sich erst noch herausstellen“, erwiderte der Arzt.
    Wahrscheinlich weil meine Schwester neben mir stand, sagte Dr. Rashid nun an mich gewandt: „Ich habe
    vergessen zu erwähnen, dass ich ein Programm betreue, mit dem Aidspatienten umsonst behandelt werden. Ich könnte Sie darin sofort aufnehmen. Vielleicht entspricht das dem Prinzip des Blutbaums, Frau Egbeme. Wollen Sie nicht noch einmal darüber nachdenken?“ Er reichte Amara, Magdalena und mir die Hand. „Wir sehen uns wieder.“
    Wir blickten dem Auto mit der wippenden Antenne lange nach. „Kein schlechter Mann“, brummte Amara. „Vielleicht hat er wirklich verstanden, um was es uns geht.“
    Magdalena war irritiert. „Habt ihr nicht über deine Krankheit gesprochen, Choga?“
    „Doch, lange“, sagte ich und gab ihr einen ausführlichen Bericht.
    Mit ihrer Reaktion versuchte meine Schwester, ihre Enttäuschung nicht allzu deutlich zu zeigen. „Du willst also nichts unternehmen und einfach dem Schicksal seinen Lauf

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