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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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ein großer Wagen in den Hof, eine lange Antenne auf dem Kofferraumdeckel. Magdalena hatte gerade begonnen, die Kinder zu unterrichten, meine Schwestern und die Mamas arbeiteten auf den Feldern, und ich half Mama Funke im Kochhaus, das Mittagessen vorzubereiten. Hope sprang bellend an den Türen hoch. Im Wagen saßen zwei Männer. Erst als sie ausstiegen und auf mich zukamen, erkannte ich Dr. Rashid. Ein mir unbekannter Mann begleitete ihn. Trotz der Wärme trugen beide dunkle Anzüge. Ich rief Hope vergeblich zurück.
    „Lassen Sie nur, Frau Egbeme. Ich mag Hunde“, sagte Dr. Rashid und reichte mir freundlich lächelnd die Hand. Außerhalb seines sterilen Büros wirkte Dr. Rashid einnehmender, und mir fiel erst jetzt auf, dass er nicht größer war als ich. Als Hope ihn beschnüffelte, tätschelte er freundlich ihren Hals. Seinen Kollegen stellte Rashid als Dr. Nwosu vor. Der Mann war einen halben Kopf kleiner als Dr. Rashid und sein Blick huschte ständig umher. Er wehrte Hopes neugierige Begrüßung ab. Noch etwas unschlüssig, wie ich mich verhalten sollte, standen Wir an dem Auto.
    Magdalena wollte ich nicht rufen; meine Position den Ärzten gegenüber wäre noch schwieriger geworden. Rashid erkundigte sich zunächst höflich nach Lape. Als ich erzählte, dass sie noch viele Wochen in unserer Obhut gelebt hatte, sagte er: „Sie war gewiss sehr glücklich, wieder nach Hause zu dürfen.“
    Das klang in meinen Ohren wie blanker Hohn. „Bei uns bekam sie die Aufmerksamkeit, die eine Sterbende verdient“, erwiderte ich spitz.
    Der Arzt spürte meine Reserviertheit. „Als mich Ihre Schwester vor kurzem in der Klinik aufsuchte, habe ich mich dafür bereits entschuldigt.
    Inzwischen haben meine Mitarbeiter überprüft, wer in jenem Bett lag, das Ihrer Freundin zugedacht war. Für diese Frau war nichts bezahlt worden; sie war mit einer inzwischen entlassenen Krankenschwester verwandt. Für sie hat sie Ihre Freundin einfach abgeschoben.“ Aus seiner Anzugtasche holte er ein Bündel Geldscheine, das er mir nun hinhielt: „Das gehört Ihnen.“
    Zwar verwies ich auf Magdalena, der er diesen Betrag schuldete, doch meine Einstellung zu Rashid änderte sich allmählich. Er hatte bestätigt, was meine Schwester von Anfang an vermutet hatte: Die in Nigeria weit verbreitete Bestechlichkeit hatte wieder einmal alles verdorben. Egal wie ich zu Rashids Heilmethoden stand, er mochte durchaus Gutes im Sinn gehabt haben. Ich entschloss mich, die Männer auf die Veranda zu bitten, wo wir an unseren Tischen Platz nahmen. Hope legte sich hechelnd zu meinen Füßen nieder. s
    Dr. Rashid wechselte in fehlerfreies Deutsch: „Ich habe in Berlin studiert.
    Deutschland ist ein schönes Land. Vermissen Sie nicht Ihre Heimat?“
    „Ich war noch nie in Deutschland. Nigeria ist meine Heimat“, antwortete ich. Doch ich blieb beim Englischen. Mutters Sprache hatte für mich immer etwas Intimes. Ich benutzte sie lediglich, um mit Magdalena Ver- trauliches zu besprechen. Aus Rashids Mund klangen die deutschen Worte irgendwie anbiedernd.
    „Sie hatten nie den Wunsch, in das Land Ihrer Mutter zu fahren?“
    „Als Kind schon. Aber es hat sich nicht ergeben.“
    Ich spürte deutlich, dass ich der gewandten Gesprächsführung des Arztes nicht gewachsen war. „Warum sind Sie gekommen?“, fragte ich. Obwohl ich den Grund ahnte, wollte ich erst mal herausfinden, wie der Arzt ihn benennen würde. Ging es ihm noch um den Tee? Oder hatte Magdalena ihn nur meinetwegen um Hilfe gerufen?
    Statt einer direkten Antwort bat Dr. Rashid: „Sehen Sie mich bitte mal an.“
    Er bewegte seinen Finger seitwärts vor meinen Augen hin und her und forderte mich auf, ihm zu sagen, wann ich den Finger aus dem Blickwinkel verlöre. Der Arzt runzelte die Stirn. „Ihr Gesichtsfeld ist stark eingeschränkt. Das müsste ich natürlich wesentlich genauer untersuchen als mit dieser simplen Methode.“ Er blickte mich direkt an. „Haben Sie Flecken auf der Haut, die sie erst vor kurzem entdeckt haben?“
    „Ja“, erwiderte ich. „Und ich weiß, was das bedeutet.“
    Rashids Kollege beugte sich zu mir vor. „Umso dringender brauchen Sie eine starke antiretrovirale Therapie. Und zwar sehr schnell. Eigentlich sofort!“
    „Verstehen Sie, was Dr. Nwosu Ihnen damit sagen will?“, hakte Dr. Rashid nach.
    „Ich kenne diesen Begriff nicht“, räumte ich ein. „Aber er bedeutet gewiss nichts anderes, als dass ich ins Krankenhaus müsste.“
    „Zumindest zeitweise“,

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