03 - Hinter dunklen Spiegeln
Rolle der Hailey und deren Probleme flüchten. Mit Arbeit hatte Car- rie schon andere persönliche Krisen überstanden.
Doch heute war Samstag, und da die Dreharbeiten zügig vorangingen, hatte sie frei. Normalerweise genoss sie es, an diesen Tagen lange im Bett zu bleiben. Aber um sieben Uhr war sie wach. Miss-mutig verordnete sie sich, wieder einzuschlafen. Um Viertel nach sieben starrte sie immer noch an die Decke, und ihre Gedanken waren nicht gerade dazu angetan, ihr innere Ruhe zu bringen. Von schönen, im Rampenlicht stehenden Frauen wurde
angenommen, sie schliefen bis Mittag und verwöhnten sich dann mit Massagen und Schön-heitspflege. Carrie selbst hätte das wohl auch geglaubt, wenn sie nicht schon so lange die Kehrseite der Medaille gekannt hätte.
Sie warf die Decke zur Seite und ging in ihr Arbeitszimmer. Vom ganzen Haus zeigte allein dieser Raum die andere Seite von ihr. Die Einrichtung, wenn auch geschmackvoll, war einfach und entsprach den Gesichtspunkten der
Nützlichkeit, und sie benutzte den Raum auch.
Gewiss, Carrie hatte Leute, die für sie arbeiteten, doch sie würde ihre Angelegenheiten nie vollständig in deren Hände legen. Sie kannte ihre
Vermögensverhältnisse, wusste, was ihr
Fototermine einbrachten, sie hatte die Kopien aller Verträge fein säuberlich abgeheftet ... die sie nicht nur unterschrieben, sondern auch gelesen hatte.
Von ihrem Schreibtisch nahm sich Carrie einen dicken Stoß Papiere und ging damit zurück zu ihrem Bett. Es waren drei neue Manuskripte. Die Dreharbeiten für „Strangers" würden nicht ewig dauern. Es wäre also gut, sich jetzt schon Gedanken über das nächste Projekt zu machen.
Das erste Manuskript konnte sie schnell zur Seite legen. Es sah hauptsächlich Nacktszenen mit ihr und eine leidenschaftliche Umarmung nach der anderen vor. Nicht, dass sie prüde war, sie war nur nicht bereit, ihren Körper zur Verkaufssteigerung eines mittelmäßigen Projekts einzusetzen. Sie war es sowieso satt, immer nur den Vamp oder das Opfer zu spielen.
Das nächste Manuskript packte sie ab der ersten Seite. Eine Komödie. Endlich einmal eine intelligente Geschichte, die sich nicht darauf verließ, dass sich durch Carries Sexappeal das Ganze verkaufen lassen würde. Die Dialoge waren witzig, und eine Intrige und Verwicklung löste die andere ab. Es gab nicht nur Wortspiele, sondern auch Situationskomik.
Die Carrie zugedachte Rolle verfiel immer wieder der Lächerlichkeit. Am Ende lag sie mit dem Gesicht im Schlamm. Carrie musste laut lachen.
Dank dir.; Matt. Er wusste, wie gern sie einmal etwas machen würde, das dem Image von ihr, das sie lange sorgfältig aufgebaut hatten, widersprach.
Es war ein Risiko. Würde das Publikum sie mit Schlamm im Mund sehen wollen?
Glücklich wie seit Wochen nicht mehr, bestellte sie über die Sprechanlage ihr Frühstück und nahm sich erneut das Drehbuch vor. Als es an der Tür klopfte, antwortete sie gedankenversunken und musste wieder lachen, als die weibliche Hauptfigur, ihre Rolle, sich
wieder einmal mit Haken und Ösen aus einer problematischen Situation zu helfen wusste.
„Das scheint aber sehr komisch zu sein", bemerkte Kirk.
Carrie blickte abrupt auf. Der amüsierte Ausdruck in ihrem Gesicht verwandelte sich sofort in Verärgerung. Zu schade, dachte sie, warum muss er auch so verdammt gut aussehen. „Welch ein Jammer, dass ich die Pistole nicht geladen habe."
„Du würdest doch nicht auf einen Mann schießen, der dir das Frühstück ans Bett bringt?" Er kam näher, stellte das Tablett auf ihren Schoß und machte es sich selbst neben ihr auf dem Bett bequem. Er trug ein T-Shirt und verblichene Jeans und schien sich nichts daraus zu machen, dass seine Turnschuhe auf der kostbaren Uberdecke lagen. „Was liest du da?" Entspannt streckte er seine Glieder und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
„Den Börsenbericht."
„Ja, davon komme ich auch immer in Schwung."
Den Kissen haftete ihr verführerisch sinnlicher Duft an. Das Haar fiel ihr, vom Schlaf zerzaust, über die Schultern und ihren Rücken hinunter. Selbst im grellen Morgenlicht gelang es ihm nicht, auch nur einen Makel in ihrem Gesicht zu entdecken. Über ihre Schultern liefen zwei dünne Träger, und ein Hauch von Spitze bedeckte ihre Brüste. Er erinnerte sich daran - was er besser nicht getan hätte -, wie er sie an sich gespürt und sie geküsst hatte. Hastig nahm er sich einen Toast.
„Bedien dich ruhig", meinte sie spöttisch, ohne sich danach zu
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