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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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die Literatur nicht ganz so gut
    wie sonst, aber das merkte meist keiner. Nur manchmal zeigte
    sich jemand enttäuscht, dass ein hochgelobtes Buch nicht ganz
    so hervorragend war, wie er gehofft hatte. Die Ursache dafür
    war meistens, dass der Betreffende das Buch während der
    Bookies gelesen hatte.
    »Der nächste Preis, meine Damen und Herren und, äh, sonstige Lebewesen und Rohlinge, wird von einer JurisfiktionAgentin verliehen, die unserer Polizeitruppe nach einer glänzenden Karriere im Außenland erst vor kurzem beigetreten ist.
    Meine Damen und Herren, hier kommt – Thursday Next!«
    Beifall ertönte, und ich betrat – pflichtschuldigst lächelnd –
    die Bühne. Ich schüttelte dem Conférencier die Hand und sah
    ins Publikum hinaus.
    Der Saal war gewaltig. Wirklich gewaltig. Der Starlight Room
    war der größte je in einem Buch beschriebene Saal. Ein glitzernder Kronleuchter strahlte über jedem der hunderttausend
    Tische, und als ich in den Saal hinaussah, blickte ich auf ein
    endloses Firmament heller Sterne. Sieben Millionen literarische
    Gestalten waren anwesend, aber dank der hochmodernen
    Raum-Verdrängungstechnologie, die von den Science-Fiction-Jungs stammte, hatte jeder im Publikum einen Tisch direkt an
    der Bühne und konnte uns ohne Schwierigkeiten sehen und
    hören.
    »Guten Abend!« sagte ich und sah in das Gesichtermeer hinaus. »Ich bin beauftragt, Ihnen die Nominierungen für den
    Besten Kapitelanfang vorzustellen.«
    Schon jetzt wurde mir heiß unter den Scheinwerfern. Ich
    holte den Umschlag hervor und las von der Rückseite ab. »Nominiert worden sind Der Fall des Hauses Usher von Edgar Allan
    Poe, Wiedersehen in Brideshead von Evelyn Waugh und A Tale
    of Two Cities von Charles Dickens.«
    Ich wartete, bis der Applaus sich wieder gelegt hatte, dann
    machte ich den Umschlag auf.
    »And the winner is … Brideshead Revisited!«
    Donnernder Applaus. Ich lächelte pflichtschuldigst, während
    der Conférencier sein Mikrofon hob.
    »Wunderbar!« sagte er enthusiastisch, während der Beifall
    verebbte. »Wollen wir uns das kurz einmal anhören?«
    Er legte den kurzen Absatz auf das Gedankenübertragungsgerät, das auf der Bühne stand, und der Anfang von Wiedersehen in Brideshead wurde direkt ins Bewusstsein des Publikums
    übertragen.
    »… Ich war schon einmal hier gewesen, vor mehr als zwanzig
    Jahren, an einem wolkenlosen Junitag, als die Wiesen von Mädesüß glänzten und die Luft von den Gerüchen des Sommers erfüllt
    war; es war ein besonders strahlender Tag, und obwohl ich
    seither noch oft hier gewesen war, in den verschiedensten Stimmungen, kehrte mein Herz doch immer wieder zu dieser ersten
    Begegnung zurück …«
    Wieder brandete Beifall auf, und als der Text schließlich auslief, erklärte der Conférencier: »Mr Waugh kann heute Abend
    leider nicht bei uns sein, deshalb haben wir Sebastian gebeten,
    den Preis an seiner Stelle entgegenzunehmen.«
    Ein Trommelwirbel ertönte, unterstützt von Fanfaren, als
    Sebastian Flyte von seinem Tisch aufstand, die Stufen zur
    Bühne heraufkam, mir links und rechts ein Bussi gab und dem
    Conférencier innig die Hand schüttelte.
    »Mein Gott, ist das alles aufregend!« sagte er und nahm einen
    hektischen Schluck aus dem Glas, das er mit auf die Bühne
    gebracht hatte. »Es ist eine große Ehre, den Preis im Namen von
    Mr Waugh entgegenzunehmen. Ich weiß, dass er sich gewünscht hätte, dass ich Charles danke, aus dessen Mund wir
    alle entspringen, und Lord Marchmain für seine tolle Sterbeszene, und meiner Mutter natürlich und –«
    So ging es fast zwanzig Minuten lang weiter, bis er sich die
    Bookie-Statue endlich in die Hand drücken ließ und an seinen
    Tisch zurückkehrte. Der Conférencier dankte mir und entließ
    mich hinter die Bühne.
    »Und nun zur nächsten Kategorie«, sagte er. »Der Unverständlichste Plott dieses Jahres. Ich freue mich, einen Mann
    begrüßen zu können, der seine grausame Herrschaft über das
    Universum für ein paar Stunden unterbrochen hat, um Ihnen
    die Kandidaten zu präsentieren. Verehrte Damen und Herren
    und sonstige Lebewesen, ich bitte um angemessenen Beifall für
    seine Heiligkeit Emperor Zhark!«
    »Sie sind dran«, sagte ich zu unserem galaktischen Kaiser,
    der sein Lampenfieber mit einer schnellen Zigarette in den
    Kulissen zu beruhigen versuchte.
    »Wie sehe ich aus?« fragte er. »Furchterregend genug, um
    Millionen von Lebensformen in Schrecken zu halten?«
    »Absolut. Haben Sie Ihren

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