Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Preises für den Schwierigsten Romantischen
    Liebhaber. Die Kandidaten stellt Ihnen niemand anderes vor als
    Wort-Meister Xavier Libris, der sich eigens von TextGrandCentral hier herbemüht hat!«
    Es gab lauten Beifall, was ich nicht erwartet hatte – TextGrandCentral war nicht allzu populär. Plötzlich überfielen mich
    Zweifel. Hatte Deane sich womöglich geirrt? Aber dann dachte
    ich an Perkins, Snell und Miss Havisham, und meine Entschlossenheit kehrte zurück. Die Mörder meiner Freunde und meiner
    Lehrerin mussten entschieden bekämpft werden. Ich griff nach
    meiner Handtasche und stand auf. Aus den Augenwinkeln sah
    ich, wie Legree vom Onkel-Toms-Hütte-Tisch aufstand und
    hektisch in seinen Ärmel hineinflüsterte. Als ich zum Ausgang
    ging, folgte er mir in einigem Abstand.
    »Vielen, vielen Dank!« sagte Libris und hob die Hände, um
    den Applaus zu beenden und das Publikum wieder zur Ruhe zu
    bringen. Hamlet, Jude Fawley und Heathcliff saßen direkt vor
    der Bühne, ohne sich anzusehen, und warteten begierig darauf,

    dann zurück. Quasimodo, der hier unten endlich eine sichere Zuflucht
    gefunden hatte, grunzte und befestigte ein schweres Buchpaket an den
    Gitterstäben. Es waren Das Kapital und Mein Kampf, die durch Gummibänder zusammengepresst und nur durch eine dünne Metallplatte getrennt
    waren. Er verknotete die Zündschnur mit einer Öse an der Metallplatte und
    rollte sie vorsichtig ab, während er sich etwa fünfzig Meter im Tunnel
    zurückzog und schließlich in einer wenig benutzten Abzweigung Deckung
    nahm, die unter der Überschrift River Kwai stand. Dann wartete er auf das
    Signal.
    zum Sieger erklärt zu werden und die vergoldete Trophäe
    kassieren zu können. Aber Libris hatte andere Pläne. »Ehe wir
    zur Preisverleihung kommen«, sagte er, »würde ich gern ein
    paar Worte über unser neues Betriebssystem sagen.«
    Er holte tief Luft. »Über UltraWord™ ist schon viel Gutes geschrieben worden«, erklärte er. »Und ich kann Ihnen sagen: Es
    ist alles wahr! Die Vorteile sind nicht zu übersehen, und alle
    Angehörigen der BuchWelt werden davon profitieren, vom
    bescheidensten D-10 in einem billigen Taschenbuch bis zum
    edelsten A-1 in der Hochliteratur.«
    Ich ging zu den Schwingtüren neben der Bühne, die in die
    Gästelounge führten. Legree folgte mir, aber die Witwe von
    Mathias stand hinter der Tür und brachte ihn mit einem kleinen Tritt zu Fall. Während sie ihm einen Huf auf die Brust
    stellte, packte Mrs Hubbard einen Arm und Miss Muffet den
    anderen. Sie knebelten ihn, fesselten seine Hände und beförderten ihn in eine der Abstellkammern, die es in der Fiktion zum
    Glück immer gibt, wenn sie gebraucht werden. Das alles geschah so rasch und geräuschlos, dass es niemand bemerkte.
    »Die Nonfiktion wird immer beliebter, sie besetzt traditionelle Bereiche der Belletristik. Diese Entwicklung muss dringend
    gestoppt werden. Zu diesem Zweck wurde UltraWord™ geschaffen, ein Betriebssystem, das uns mehr Auswahl, mehr Ideen,
    mehr Plotts und mehr Gestaltungsmöglichkeiten bietet als
    jemals zuvor. Mit dieser Technik werden wir alle gemeinsam
    eine neue Belletristik hervorbringen, die so reich und sinnlich
    ist, dass uns die Leser zu Hunderttausenden zufliegen. Uns steht
    eine große Zukunft bevor – und diese Zukunft heißt UltraWord™.«
    »Na, wo wollen Sie denn hin, Missy?« fragte Uriah Heep und
    stellte sich mir in den Weg.
    »Mach Platz, Uriah!«
    Er griff nach seiner Pistole, hielt aber jäh inne, als eine Stimme sagte: »Wissen Sie eigentlich, was so ein Ratschefummel aus
    einem A-7 wie Ihnen macht, Heep?«
    Bradshaw trat hinter einem eingetopften Triffid hervor. Er
    hielt sein altvertrautes Jagdgewehr in der Faust.
    »Sie würden niemals wagen, eine durchgestaltete Dickensfigur umzubringen, Mr Bradshaw!« sagte Heep in einem Versuch, Bradshaws Drohung zu entkräften.
    Bradshaw spannte den Hammer. »Wirklich? Haben Sie sich
    je gefragt, was aus Edwin Drood geworden ist, Heep?«
    Uriahs Augen fielen ihm fast aus dem Schädel. Feigling, der
    er war, ließ er die Pistole fallen und bettelte um sein Leben.
    Mrs Bradshaw band seine Daumen zusammen, knebelte ihn
    und ließ ihn unter einem Tisch verschwinden.
    »Drood?« sagte ich überrascht. »Haben Sie den erledigt?«
    »Ach was!« lachte Bradshaw. »Ich habe Heep doch bloß gefragt, ob er je darüber nachgedacht hat, was mit Drood passiert
    ist. – Aber jetzt los, Mädchen! Sie haben zu tun!«
    Ich stieß erneut die

Weitere Kostenlose Bücher