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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Das am häufigsten falsch geschriebene Wort, was
    immer ein sehr umstrittener Gegenstand war. Im Jahre 1879
    gab es über sechshundert Kategorien, aber weder die Dauer
    der Veranstaltung noch der Stimmfälschungs-Skandal im
    Jahre 1964 hat der Preisverleihung ihren Glanz genommen.
    Die Bookies werden auch in Zukunft das beliebteste gesellschaftliche Ereignis im Jahreslauf sein.
    COMMANDER TRAFFORD BRADSHAW, CBE
    – Bradshaws Führer zur BuchWelt

    Ich stand hinter der Bühne im Starlight Room in einer langen
    Reihe von anderen zweitklassigen Prominenten, die darauf
    warteten, die Nominierungen zu verlesen. Die Gästelounge, in
    der wir uns auf unseren Auftritt vorbereitet hatten, war so groß
    wie ein Fußballfeld, und das Gebabbel der aufgeregten Stimmen
    war wie ein Wasserfall. Ich war Tweed den ganzen Tag aus dem
    Weg gegangen, aber jedesmal wenn ich ihn abgehängt hatte,
    hatte Heep sich an meine Fersen geheftet. Und es gab noch
    andere. Bradshaw hatte mich speziell auf Orlick und Legree
    hingewiesen, zwei Assistenten von Tweed, die nicht ungefährlich waren, wie er mir sagte.
    Heep war der Ungeschickteste. Seine Fähigkeiten als Beschatter war höchst kümmerlich.
    »Tja!« sagte er, als ich ihn dabei erwischte, wie er mich anstarrte. »Jetzt warten wir beide auf einen Preis, Sie und ich!« Er
    rieb sich die Hände und klappte die Fingerspitzen zusammen.
    »Schon erstaunlich, oder? Wo ich so ein Kümmerling bin und
    Sie eine Außenländerin. Dank des Mispeling-Zwischenfalls bin
    ich vorgeschlagen worden als Jämmerlichster DickensCharakter. Und Sie? Wofür sind Sie nominiert worden?«
    »Ich werde keinen Preis erhalten, ich werde einen überreichen«, erklärte ich ihm. »Und warum laufen Sie mir dauernd
    nach?«
    »Entschuldigung, Ma'am«, sagte er und faltete die Hände, um
    seine Finger am Zappeln zu hindern. »Mr Tweed hat mich
    gebeten, Sie im Auge zu behalten, falls jemand ein Attentat
    unternimmt.«
    »Ach ja?« erwiderte ich, weil die lahme Cover-Story mich
    wenig beeindruckte. »Wer sollte denn so etwas tun?«
    »Leute, die Ihnen übel wollen, natürlich. ProCaths, Bowdlerizer, sogar die Stadtbewohner aus Shadow. Ich bin fest überzeugt, dass die es waren, die Sie bei Salomon umbringen wollten.«
    Leider hatte er recht. Seit Deanes Verhaftung hatte es zwei
    Mordanschläge auf mich gegeben. Beim ersten war ein Tiger in
    Kenneth' Wartezimmer ausgesetzt worden. Erst dachte ich, dass
    mich Big Martin nun doch noch erwischt hätte, aber so war es
    zum Glück nicht. Bradshaw hatte das Tier eingefangen und auf
    direktem Weg in das Bestiarium befördert. Das zweite war ein
    Auftragskiller. Aber Heeps Schrift war so schlecht, dass an
    meiner Stelle Thursby aus dem Maltesischen Falken erschossen
    wurde. Dass ich noch am Leben war, verdankte ich auch der
    Tatsache, dass ich eine Außenländerin war. Wäre ich ein Fiktionär gewesen, hätte mich TextGrandCentral einfach an der
    Quelle wegredigiert.
    »Mr Tweed sagt, Außenländer müssen zusammenhalten«,
    erklärte Heep.
    »Das ist wirklich sehr lieb von ihm«, sagte ich, »aber ich kann
    schon für mich selbst sorgen. Und viel Glück mit Ihrer Nominierung! Ich bin ganz sicher, Sie werden gewinnen!«
    »Danke!« sagte er und zappelte noch eine Weile herum, ehe
    er ein Stück wegging und mich weiter auf seine ungeschickte
    Weise beobachtete.
    Dann wurde ich auf die Bühne gerufen, wo der Conférencier
    gerade die vorhergehende Preisverleihung zu Ende abwickelte.
    Er erinnerte mich lebhaft an Adrian Lush – ein eitler Dauerlächler ohne jeglichen Tiefgang.
    »Also«, sagte er gerade, »der Preis für die Unwahrscheinlichste Vorstellung geht dieses Jahr an die Teleportation aus der
    Science-Fiction. Ich danke allen Kandidaten und speziell Ginger
    Hebblethwaite, der den Preis überreicht hat.«
    Das Publikum klatschte Beifall, und ein sommersprossiger
    junger Mann in einer Fliegerjacke kam von der Bühne. Er
    zwinkerte mir zu, als er an mir vorbeiging.
    Der Conférencier holte tief Luft und warf einen Blick auf seine Liste. Im Gegensatz zu Preisverleihungen zu Hause in England gab es hier keine Fernsehberichterstattung, denn in der
    BuchWelt hatten die Leute gar keine Fernseher. Man brauchte
    sie einfach nicht. Die Rohlinge, die als Notbesatzung in den
    Büchern geblieben waren, wurden über eine spezielle Fußnotofon-Leitung live über die Ereignisse im Starlight Room unterrichtet. Da die üblichen Hauptfiguren während der Preisverleihung nur gedoubelt wurden, war

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