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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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viel schwerer. Auf der Seite war
    ein kleines Etikett mit Bestellnummer, Strichcode und Gebrauchsanleitung. »Plötzlich fiel ein Schuss! FAD/167945«, las
    ich vor. »Was bedeutet das?«
    »Das ist ein gefriergetrocknetes Handlungselement. Man
    macht es auf, und Peng! nimmt die Handlung einen anderen
    Verlauf. Gestohlen, natürlich.«
    »Woher wissen Sie, dass es gestohlen ist?«
    »Das Gütesiegel des GattungsRats fehlt. Ohne dieses Siegel
    ist das Ding wertlos. Tragen Sie's als Beweismittel ein, wenn Sie
    ins Hauptquartier kommen.«
    Er nippte an seinem Drink, fing an zu husten und starrte
    verblüfft in sein Glas. »W-was ist das?«
    »Keine Ahnung, aber meins ist genauso schlimm.«
    »Das ist gar nicht möglich. Hallo, Kaiserliche Hoheit, kennen
    Sie Thursday Next? Thursday, das ist Emperor Zhark.«
    Ein hochgewachsener, bleicher Mann mit aufgestelltem Kragen war an unseren Tisch getreten. Er hatte hohe Backenknochen und trug einen kleinen, markanten Kinnbart. Seine linke
    Augenbraue war hochgezogen, und seine kalten, schwarzen
    Augen musterten mich arrogant.
    »Seid gegrüßt«, sagte er gleichgültig. »Ihr müsst die reizende
    Miss Havisham von mir grüßen! Snell, wie steht es um meinen
    Prozess?«
    »Nicht allzu gut, Euer Gnadenlosigkeit«, sagte Snell. »Die
    totale Vernichtung aller Planeten im Cygnus-Cluster war vielleicht keine so gute Idee.«
    »Das war doch nur wegen der blöden Rambosianer«, sagte
    Zhark wütend. »Sie haben mein Reich bedroht. Wenn ich keine
    ganzen Sternensysteme auslöschen würde, hätte doch keiner
    Respekt mehr vor mir. Es geht um den galaktischen Frieden,
    wissen Sie. Es geht um Stabilität. Und was hab' ich schon davon,
    dass ich allesvernichtende Todesstrahlen besitze, wenn ich sie
    nicht einsetzen darf?«
    »Also, das behalten Sie in der Verhandlung lieber für sich!
    Können Sie nicht behaupten, es wäre beim Waffenputzen
    passiert, oder so?«
    »Von mir aus«, sagte Zhark brummig. »Ist das ein Kopf in
    dem Sack da?«
    »Ja. Wollen Sie ihn mal sehen?«
    »Nein, danke. Sonderangebot, was?«
    »Wie bitte?«
    »Sonderangebot. Sie wissen schon: Ausverkauf. Wie viel haben Sie dafür bezahlt?«
    »Ach, nur … hundert«, sagte Snell und warf mir einen Blick
    zu. »Genau genommen noch etwas weniger.«
    »Da sind Sie ja schön reingelegt worden«, lachte Zhark. »Bei
    Crime Scene Inc. kosten sie zur Zeit nur vierzig das halbe
    Dutzend – und doppelte Payback-Punkte dazu!«
    Snells Gesicht wurde rot, und er sprang auf. »Dieser Drecksack!« rief er. »Dem werd ich's zeigen! Finden Sie allein wieder
    raus, Thursday?«
    »Klar.«
    »Gut«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Seh'
    Sie später!«
    »Warten Sie!« rief ich, aber es war schon zu spät. Snell war
    verschwunden.
    »Probleme?« fragte Zhark hochnäsig.
    »Nein«, sagte ich langsam und hielt den schmutzigen Sack
    hoch. »Er hat bloß seinen Kopf vergessen. Und außerdem
    möchte ich Sie darauf hinweisen, Kaiserliche Hoheit, dass sich
    eine fleischfressende Pflanze an Sie heranmacht.«
    Zhark drehte sich um und fixierte den Triffid, der sofort seine Schösslinge einzog und sich wieder zu seinen Freunden
    begab, die ihre Wurzeln an der Theke kühlten.

    Zhark verließ mich, und ich sah mich um. Am Nebentisch war
    inzwischen eine vierte Katze eingetroffen, in diesem Fall offensichtlich ein Kater. Er war größer als die drei anderen und
    zeigte die Spuren bestandener Kämpfe. Ein Auge fehlte, und
    beide Ohren waren von Krallenhieben zerfetzt. Sie leckten sich
    alle die Lippen, als der Kater leise sagte: »Wollen wir sie fressen?«
    »Noch nicht«, sagte die erste Katze. »Wir warten noch auf
    Big Martin.«
    Sie nippten an ihren Milkshakes, ohne ihre gierigen sieben
    Augen von mir abzuwenden. Ich fühlte mich wie eine Maus.
    Nach weiteren zehn Minuten beschloss ich, dass ich mich nicht
    von vier überdimensionierten Haustieren einschüchtern lassen
    würde, stand auf und griff nach Snells Kopf. Die Katzen standen
    ebenfalls auf und folgten mir in den schmutzigen Korridor. Die
    Läden hier verkauften Waffen, teuflische Pläne für die Weltherrschaft, neuartige Konzepte für Mord, Rache, Erpressung
    und andere Schandtaten. Die Katzen maunzten aufgeregt, und
    ich beschleunigte meine Schritte, bis ich an eine hellere Stelle
    kam, wo die Holzbauten links und rechts etwas zurückwichen.
    Der Grund für die Erweiterung des Korridors wurde bald
    sichtbar: Auf einer alten Verpackungskiste saß eine weitere
    Katze. Eine

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