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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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langweilen.«
    »Joghurt?«
    »Natürlich mit einer Beimischung von Kleie. Aber die ewigen
    griechischen Jungfrauen konnten wir einfach nicht mehr bezahlen. Sie waren zu teuer.«
    »Hat ihn nicht Theseus erschlagen?« fragte ich, als sich im
    Hintergrund des Gewölbes ein dunkler Schatten bewegte und
    ein dumpfes Grollen ertönte. Trotz der Gitterstangen war mir
    recht unbehaglich.
    »Meistens ja«, sagte Perkins. »Aber irgendwelche übermütigen Rohlinge haben 1943 einige Exemplare aus einer vergessenen Frontausgabe von Schwab's Sagen des klassischen Altertums
    befreit und in Stalingrad ausgesetzt. Ein kluger JurisfiktionAgent hat mitgekriegt, was passiert ist, und wir haben ihn ein
    paar Monate später wieder eingefangen – seitdem ist er hier.«
    Perkins füllte den großen Eimer zur Hälfte mit Joghurt und
    rührte Weizenkleie aus einem Papiersack hinein. Dann stellte er
    den Eimer über einen Meter entfernt von den Gitterstäben ab
    und schob ihn mit einem Besenstiel ganz in den Käfig.
    Der Minotaurus erschien aus der Dunkelheit des Gewölbes,
    und ich spürte, wie meine Nackenhaare sich sträubten. Sein
    großer muskulöser Körper war schmutzig, und die langen,
    spitzen Hörner an seinem zottigen, schwarzen Kopf wirkten
    schrecklich gefährlich. Er ging wie ein Gorilla und ließ die
    Arme pendeln, um das Gleichgewicht zu halten. Mit haarigen
    Händen griff er nach seinem Eimer und zog sich damit in den
    Hintergrund des Gewölbes zurück. Ich sah seine Zähne blitzen
    und ein paar tief liegende gelbe Augen, die mich hungrig und
    böse anfunkelten.
    »Ich dachte, ich nenne ihn Norman«, murmelte Perkins.
    »Kommen Sie, ich will Ihnen etwas zeigen.«
    Wir verließen das dunkle Gewölbe und kehrten ins Laboratorium zurück, wo Perkins ein großes ledergebundenes Buch
    aufschlug, das auf dem Tisch lag.
    »Das ist das Jurisfiktion-Bestiarium«, sagte er und zeigte auf
    das Bild eines Grammasiten.
    »Ein Adjektivor«, sagte ich. »Den kenne ich aus den Großen
    Erwartungen.«
    »Sehr gut. Im Brunnen der Manuskripte sehr häufig. Wurde
    zeitweilig sogar als Nutztier gehalten. In der Bibliothek aber
    völlig unter Kontrolle.«
    Er schlug die Seite um und zeigte auf eine Art Anglerfisch,
    der allerdings keine Lampe, sondern einen unbestimmten
    Artikel vor seinem Maul trug.
    »Das ist ein Nounfish«, erklärte Perkins. »Er schwimmt an
    den Rändern der TextSee herum und hofft, verirrte Substantive
    zu fangen, die einen Satz anzufangen versuchen.«
    Er blätterte weiter und zeigte mir eine zierliche Made.
    »Ist das ein Bücherwurm?« fragte ich, obwohl ich das Tier-chen sofort erkannt hatte.
    »In der Tat. Kann man eigentlich gar nicht als Ungeziefer
    bezeichnen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der BuchWelt. Sie
    fressen Wörter und scheiden neue Bedeutungen aus. In der
    Außenwelt habt ihr Regenwürmer, die den Boden auflockern.
    Bücherwürmer machen hier so etwa das Gleiche.«
    Ich nickte.
    »Ohne die Bücherwürmer«, fuhr Perkins fort, »hätten alle
    Wörter nur eine Bedeutung. Und jede Bedeutung hätte nur ein
    Wort. Ihr eigentlicher Lebensbereich sind die Wörterbücher,
    aber ihr segensreiches Wirken wird in der ganzen BuchWelt
    verspürt.«
    »Warum werden sie dann überhaupt als Ungeziefer betrachtet?«
    »Nun, sie haben auch Nachteile. Wenn man zu viele Bücherwürmer in seinem Roman hat, wird die Sprache ganz
    schrecklich blumig.«
    »Solche Bücher hab' ich früher ganz gern gelesen«, musste
    ich zugeben.
    Er blätterte weiter, und ich entdeckte die Grammasiten, denen ich vor einigen Stunden begegnet war.
    »Verbisoide«, sagte er seufzend. »Die müssen rücksichtslos
    bekämpft werden. Wenn sie das Verb fressen, brechen die
    meisten Sätze zusammen; und wenn das ein paar Mal zu oft
    passiert, ist der ganze Roman hin.«
    »Warum tragen sie eigentlich bunte Westen und Ringelsocken?« fragte ich.
    »Weil ihnen sonst kalt ist, nehme ich an.«
    »Aha. Und was ist mit dem Mispeling Vyrus?«
    »Speltificarious molesworthian«, murmelte Perkins und ging
    zu einem Beistelltischchen, auf dem eine Reihe von Wörterbüchern um ein kleines Glasgefäß herumstanden. Er hob den
    Behälter auf und zeigte ihn mir. Im Inneren war ein rötlicher
    Nebel erkennbar, der unbestimmt vor sich hin waberte.
    »Das ist die letzte Kultur des alten Mispeling Vyrus«, sagte
    Perkins. »Den Rost mißten wirr zerstöhren. Schaun Sie!«
    Er nahm einen langen silbernen Ohrring und tauchte ihn
    vorsichtig in den Vyrus. Ich sah, wie

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