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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ihn innig. »Ach, Heathcliff, mein Liebling, ich hab'
    dich ja so vermisst!«
    »Pah!« rief Edgar und fuchtelte wütend mit seinem Spazierstock. »Stell sofort meine Frau wieder hin, sonst werde ich, bei
    Gott –«
    »Sonst wirst du was?« fragte Heathcliff. »Du läppischer Lackaffe! Mein Hund hat ja mehr Saft in seinem Schwanz als du in
    deinem ganzen Körper! Und du, Linton, was hattest du gerade
    über mich zu sagen?«
    »Nichts«, sagte Linton leise.
    »Mr. Heathcliff«, sagte Miss Havisham streng. »Es bringt
    nichts, wenn man zu spät zu den Sitzungen kommt und dann
    seine Mit-Figuren beleidigt.«
    »Der Teufel soll Ihre Sitzungen holen, Miss Havisham«,
    knurrte Heathcliff. »Wer ist eigentlich der Star in diesem Ro-man? Wenn sie das Buch aufschlagen, wen wollen die Leser
    sehen? Wer hat siebenundsiebzig Mal hintereinander den
    BuchWeltPreis in der Kategorie Schwierige Liebhaber gewonnen? Ich. Ich ganz allein. Ohne mich ist Wuthering Heights eine
    zähe provinzielle Schnulze ohne besonderen Reiz. Ich bin der
    Star dieses Buches, meine Dame, und werde genau das tun, was
    mir passt. Das können Sie auch dem Protokollführer, dem
    GattungsRat und dem Großen Panjandrum mitteilen! Das ist
    mir völlig egal.«
    Er drückte mir ein signiertes Hochglanzporträt von sich
    selbst in die Hand und zwinkerte dreist. Das Merkwürdige war,
    dass ich ihn tatsächlich erkannte. Er hatte in Hollywood unter
    dem Namen Buck Stallion ein paar sehr erfolgreiche Filme
    gedreht, was vielleicht erklärte, wo er sein Geld herhatte. Mit
    seinen Gagen hätte er Thrushcross Grange und Wuthering
    Heights gleich dreimal kaufen können.
    »Der GattungsRat hat beschlossen, dass Sie an den Sitzungen
    teilnehmen, Heathcliff«, sagte Miss Havisham kalt. »Wenn
    dieses Buch überleben soll, müssen wir die Gefühle unter Kontrolle bringen, die darin toben. Der Roman ist jetzt schon
    dreimal brutaler als bei der ersten Niederschrift. Wenn wir die
    Dinge einfach treiben lassen, nehmen Mord und Totschlag bald
    überhand. Erinnert ihr euch noch, was aus Titus Andronicus
    geworden ist? Früher war es ein mildes Sittenstück, und jetzt ist
    es Shakespeares blutigstes Schlachtfest. Wenn ihr eure Wut
    nicht unter Kontrolle bringt, kann sich Wuthering Heights ganz
    genauso entwickeln.«
    »Ich will kein Hackbraten werden!« jammerte Linton.
    »Wohl gesprochen«, sagte Heathcliff ironisch. »Sehr tapfer.«
    Er beugte sich vor, aber Miss Havisham ließ sich nicht einschüchtern. »Ich möchte Ihrer kleinen Gruppe mal etwas sagen:
    Es ist mir völlig egal, was aus Wuthering Heights und seinen
    Bewohnern wird. Der Roman hat seinen Zweck erfüllt. Ich habe
    darin die feine Kunst der Täuschung und Rache erprobt – aber
    jetzt bin ich größer als dieses Buch und größer als jeder von
    euch. Es gibt bessere Romane, die auf mich warten. Romane, in
    denen ein Charakter von meinem Tiefgang besser bedient
    wird!«
    Die Versammelten zuckten erschrocken zusammen bei dieser Drohung. Ohne Heathcliff würde es kein Wuthering Heights
    geben, und ohne den Roman würden sie alle verschwinden.
    »Sie würden es nicht mal bis zu Paddingtons Sommerfest
    schaffen ohne die Erlaubnis des GattungsRats«, knurrte Miss
    Havisham. »Versuchen Sie, Wuthering Heights zu verlassen,
    und Sie werden wünschen, man hätte Sie niemals geschrieben.«
    Heathcliff lachte. »Unsinn! Der GattungsRat sucht solche
    Charaktere wie mich. Mich in den Klassikern verrotten zu
    lassen, wo mich bloß gelangweilte Schüler studieren, ist eine
    Verschwendung. Ich bin einer der attraktivsten romantischen
    Helden der Literatur, und Sie können mir glauben, dass der Rat
    alles tun wird, mir eine größere Leserschaft zu verschaffen. Er
    wird sich einem Transfer nicht widersetzen und sonst auch
    niemand, das verspreche ich Ihnen.«
    »Was wird dann aus uns?« hustete Linton am Rande der
    Tränen. »Wir werden aufgelöst und in die TextSee geschüttet.«
    »Das Beste, was euch passieren kann!« knurrte Heathcliff.
    »Ich werde am Ufer stehen und eurem letzten erstickten Schrei
    lauschen, wenn ihr in den Wellen ersauft.«
    »Und ich?« fragte Catherine.
    »Du kommst mit mir«, sagte Heathcliff mit einem Lächeln.
    »Wir werden in einem modernen Roman weiterleben, ohne
    diese ganze steifleinene viktorianische Rechtschaffenheit. Ich
    dachte, wir könnten vielleicht in einem Thriller wohnen mit
    hübschen Ikea-Möbeln und einem Dalmatiner mit Schlappohren –«
    Man hörte eine laute Explosion, und die

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