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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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hast,
    kannst du sie vorher klein schneiden und mit Zwiebeln und
    Speck etwas anbraten. Du hast doch Speck, hoffe ich?«
    »Ja, bestimmt. Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du
    hierher gekommen bist, Omi.«
    Granny Next war immerhin schon 108 Jahre alt und fest überzeugt, dass sie nicht sterben könnte, ehe sie nicht die zehn
    langweiligsten Klassiker gelesen hätte. Ich hatte die Fairie
    Queene, Paradise Lost, Ivanhoe, Moby Dick, À la recherche du
    temps perdu, Pamela und A Pilgrim's Progress vorgeschlagen.
    Diese und viele andere Bücher hatte sie brav gelesen, weilte aber
    trotzdem noch unter uns. Die Dinge sind eben alle sehr relativ.
    »Wie wär's denn mit Silas Marner?«
    »Nur teilweise langweilig, genau wie Hard Times. Du wirst
    dich etwas mehr anstrengen müssen. Wenn ich du wäre, würde
    ich eine etwas größere Pfanne für mein Omelette nehmen, und
    weniger Hitze.«
    »Ach?« sagte ich und wurde allmählich ärgerlich. »Vielleicht
    möchtest du lieber kochen? Du hast ja ohnehin schon die
    meiste Arbeit gemacht.«
    »Nein, nein«, sagte Granny ganz ungerührt. »Du machst das
    doch alles sehr schön.«
    Man hörte die Tür aufgehen, und Ibb kam, dicht gefolgt von
    Obb, herein.
    »Herzlichen Glückwunsch!« sagte ich.
    »Wozu?« fragte Ibb, der nicht mehr genauso aussah wie Obb,
    sondern jetzt blond war und mindestens zehn Zentimeter
    kleiner als Obb.
    »Zu den Großbuchstaben in euren Namen.«
    »Ja!« sagte Ibb voller Begeisterung. »Es ist erstaunlich, was
    alles passiert, wenn man den Unterricht in St. Tabularasa besucht. Heute die Großbuchstaben, morgen werden wir unsere
    Gattungs-Schulung beenden, und am Ende der Woche werden
    wir in Charakter-Leistungsgruppen eingeteilt.«
    »Ich möchte gern Lehrer werden«, sagte Obb. »Unser Betreuer hat gesagt, dass man es sich manchmal aussuchen kann,
    was man für eine Figur wird und wo man eingesetzt wird.
    Machen Sie gerade Abendessen?«
    »Nein«, sagte ich, »das ist bloß eine Wärmetherapie für meine drei Lieblingseier.«
    Ibb lachte – was meiner Ansicht nach ein gutes Zeichen für
    seine Ironiekenntnisse war – und zog sich mit Obb zurück, um
    witzige Antworten und Schlagfertigkeit zu trainieren, falls sie
    irgendwo als komische Nebenfiguren eingesetzt werden sollten.
    »Ach, diese jungen Leute!« sagte Granny kopfschüttelnd. »Ich
    glaube, wir müssen ein größeres Omelette machen. Kannst du
    das vielleicht übernehmen? Ich glaube, ich brauche ein bisschen
    Ruhe.«

    Zwanzig Minuten später setzten wir uns zum Essen. Obb hatte
    sich einen Scheitel gekämmt, und Ibb trug eins von Grannys
    karierten Kleidern.
    »Hoffst du, eine Frau zu werden?« fragte ich und gab Ibb ei-nen Teller.
    »Ja«, sagte sie, »aber nicht so eine wie Sie. Ich wäre gern ein
    bisschen weiblicher und hilfloser. Von der Sorte, die immer
    gleich spitze Schreie ausstößt und gerettet werden muss, wenn
    Probleme auftauchen.«
    »Wirklich?« sagte ich und reichte meiner Oma den Salat.
    »Warum denn das?«
    Ibb zuckte die Achseln. »Weiß auch nicht. Mir gefällt die Idee, gerettet zu werden, halt sehr. Die Vorstellung, dass starke
    Arme mich wegtragen, finde ich irgendwie reizvoll. Und es wäre
    schön, wenn mir immer jemand die Handlung erklärt. Ein paar
    gute Zeilen will ich natürlich auch haben – und diesen berühmten weiblichen Instinkt, der am Schluss alles entscheidet.«
    »Ich glaube, da findet sich bald eine Rolle«, seufzte ich. »Du
    scheinst ja sehr genau zu wissen, worauf du hinauswillst. Hast
    du ein bestimmtest Vorbild?«
    »Die hier!« rief Ibb und zog ein leicht zerfleddertes Exemplar
    von Silverscreen unter dem Tisch vor. Auf der Titelseite war
    niemand anderes als Lola Vavoom zu sehen, die zum x-ten Mal
    über ihren Ehemann, ihre (wie immer heftig geleugneten)
    Schönheitsoperationen und ihren letzten Film interviewt wurde.
    »Omi!« sagte ich streng, denn es gab keinen Zweifel, woher
    das Blatt stammte. »Hast du ihr diese Zeitschrift gegeben?«
    »Na, ja –«
    »Du weißt doch, wie leicht sich Rohlinge beeinflussen lassen!
    Warum hast du ihr keine Zeitschrift mit Jenny Gudgeon auf der
    Titelseite gegeben? Die spielt wenigstens richtige Frauen – und
    eine gute Schauspielerin ist sie auch.«
    »Hast du Ms Vavoom in Gänseliesel gesehen?« fragte Granny
    empört. »Du würdest staunen! Sie ist nämlich sehr vielseitig.«
    »Sie wollten uns doch etwas über Subtext erzählen!« sagte
    Obb und nahm sich noch ein wenig Salat.
    »Ah, ja«, sagte

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