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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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und
    immer nur Joghurt. Da hätte man genauso gut einen Tiger mit
    Drops füttern können.
    »Lieba guta Minotaur«, sagte ich beruhigend und grabbelte
    nach meiner Automatik, die neben mir ins Gras gefallen war.
    »Schöna, staaker Minotaur.«
    Er machte einen Schritt auf mich zu. Seine Hufe hinterließen
    im Gras tiefe Abdrücke. Er starrte mich an und schnaubte
    heftig, wobei der Schleim aus seinen Nüstern sprühte. Er machte einen weiteren Schritt. Seine tief liegenden, gelb unterlaufenen Augen starrten mich hasserfüllt an. Meine Finger berührten
    eben den Kolben meiner Pistole, als der Minotaurus sich vorbeugte und seine mit langen Klauen bestückte Hand nach mir
    ausstreckte. Ich zog die Waffe langsam zu mir heran, während
    der Minotaurus sich bückte und – zu meiner Überraschung –
    Snells SchleuderHelm aufhob. Er drehte den Helm in den
    Händen und leckte mit seiner armdicken Zunge nachdenklich
    an der Krempe. Ich hatte genug gesehen. Ich hob meine Automatik und feuerte im selben Augenblick, in dem sich die klauenbewehrte Hand des Minotaurus in der Reißleine verfing und
    den SchleuderHelm aktivierte. Der mythologische Stiermensch
    verschwand mit einer lauten Detonation, während meine Kugel
    harmlos ins Nichts zischte.
    Ich atmete auf, rollte aber hastig beiseite, denn in diesem
    Moment fiel eine Bücherkiste vom Himmel und landete kra-chend im Gras. Eigentum von Jurisfiktion stand darauf. Sie war
    aufgeplatzt, und als ich näher trat, sah ich, dass sie Hunderte
    von Wörterbüchern enthielt. Während ich noch überlegte, was
    das nun wieder bedeuten sollte, landeten drei weitere Kisten im
    Burghof.
    Dann erschien Bradshaw. »Warum sind Sie nicht gesprungen, Sie kleine Idiotin?«
    »Mein Helm hatt vasagt.«
    »Und wo ist Snell?«
    »Der is noh drin.«
    Bradshaw setzte seine MV-Maske auf und stürmte ins Laboratorium, während ich Deckung vor den Bücherkisten suchte,
    die mit wachsender Geschwindigkeit vom Himmel fielen.
    Harris Tweed erschien, und hinter ihm segelten drei Kompanien von schwarz gekleideten Haushälterinnen mit weißer Haut
    und hohlen Augen vom Himmel. Tweed bellte seine Befehle,
    und die Haushälterinnen, die alle Mrs Danvers hießen, begannen eine Mauer aus Wörterbüchern rund um den Burgfried zu
    bauen.
    »Wo ist der Minotaurus?« fragte Miss Havisham, die plötzlich neben mir stand.
    »Der hat sih mit Snells SchleuderHelm selbst weggesprengt«,
    sagte ich, und sie verschwand ohne ein weiteres Wort.
    Bradshaw kehrte aus dem Burgfried zurück und zerrte Snell
    hinter sich her. Der Gummi an Akrids MV-Maske hatte sich in
    Schimmel verwandelt, und sein Anzug war nur noch Abschaum.
    »Ih bring ihn auf die Krankenstation«, sagte Bradshaw. Die
    beiden Männer verschwanden, aber dafür kehrte Miss Havisham wieder zurück.
    Gemeinsam sahen wir zu, wie die Mauer aus Wörterbüchern
    rings um das Laboratorium wuchs. An der Basis hatte sie einen
    Durchmesser von über zwanzig Fuß, und sie wuchs so schnell,
    dass sie den Burgfried bald überragte. Der Kuppelbau, unter
    dem das Gebäude schließlich verschwand, war eine architektonische Meisterleistung, aber die Mrs Danvers waren unglaublich fleißig und der Vorrat an Wörterbüchern unendlich.
    »Harn Sie den Minotaurus gefunden?« fragte ich Miss Havisham.
    »Der war lengst weg. Wir werden eine Menge Ärger haben,
    wegen dieser Geschichte, das kann ich dir sagen!«
    Als unsere Karotten wieder frische Mohrrüben waren und
    die letzten Spuren von Pavarottismus verschwunden waren,
    zogen Miss Havisham und ich unsere Vyrus-Masken aus und
    warfen sie weg. Die Wörterbuchfilter waren praktisch erschöpft.
    »Und was passiert jetzt?« fragte ich.
    »Es wird alles verbrannt«, sagte Tweed, der sich zu uns gesellt
    hatte. »Das ist die einzige Methode, um den Vyrus zu stoppen.«
    »Was ist mit dem Beweismaterial?« fragte ich.
    »Beweismaterial?« fragte Tweed. »Von welchem Beweismaterial reden Sie?«
    »Perkins«, sagte ich. »Wir wissen noch nicht genau, unter
    welchen Umständen er starb.«
    »Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass er vom Minotaurus getötet und gefressen wurde«, sagte Tweed in einem
    Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Da noch mal reinzugehen ist viel zu gefährlich, selbst wenn wir es wollten. Ich
    möchte lieber jetzt den Turm verbrennen, als das Risiko einzugehen, dass sich der Vyrus verbreitet. Sonst müssen wir später
    das ganze Buch vernichten. Wissen Sie, wie viele Geschöpfe hier
    leben?«
    Er spritzte

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