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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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bis zur Brust aufgefressen. Sein
    Rückgrat war säuberlich abgenagt, und ein Unterschenkel war
    lässig zur Seite geschnippt worden. Ich musste würgen und
    spürte einen Knoten in meiner Kehle aufsteigen. Bradshaw
    fluchte, drehte sich um und richtete sein Gewehr auf die Tür,
    um den Fluchtweg zu sichern. Snell kniete sich hin, um seinem
    toten Partner die Augen zu schließen, die mit einem Ausdruck
    des Schreckens ins Nichts starrten. Miss Havisham legte Snell
    eine Hand auf die Schulter.
    »Es tut mir so leit, Akrid. Perkins woar ein guter Mann.«
    »Ich kann gaa nicht glaum, dass er so dum gewesen sein
    soll«, murmelte Snell verbittert.
    »Wir solten lieba gehen«, sagte Bradshaw. »Jets wissen wir,
    dass ein Minotour los ist. Wir müssn bessa bewaffnet und mitt
    meer Leuten zurückkomm!«
    Snell stand auf. Hinter seiner MV-Maske sah ich Tränen in
    seinen Augen. Miss Havisham zupfte mich am Ärmel und wies
    auf ihre Karotte, die bereits Frackschwänze trug. Es würde ein
    ganzes Reinigungs-Team kommen müssen, um das Infektionsgebiet abzuriegeln. Snell zog seine Jacke aus, um seinen toten
    Partner damit zu bedecken, und folgte uns durch die Tür.
    »Zurük nach Norland?«
    »Ich habe früher schon Minotour gejagt«, sagte Bradshaw,
    dessen Instinkte geweckt waren. »Stalingrad, 1943. Si entfernen
    sih ni weit von der Beute.«
    »Bradsho-!« sagte Miss Havisham warnend, aber der Commander ließ sich von niemandem etwas befehlen, nicht mal von
    Miss Havisham.
    »Ih vestehe das niht«, murmelte Snell, als wir wieder im Laboratorium waren. »Das bisschen Vyrus da untn am Boden
    genükt doh niht, um solhe Probleme zu machn.«
    »Wass wollen Sie damit sagn?«
    Bradshaw spähte auf den Burghof hinaus. »Alles klar«, sagte
    er und winkte uns zu kommen.
    »Fiileicht ist da noh meer Vyrus«, sagte Snell. »Wass ist da in
    diisem Schrank?«
    Er ging zu einer kleinen Vitrine, die ringsum mit Seiten aus
    einem Telefonbuch verklebt war.
    »Waaten Si!« rief Bradshaw und kam mit großen Schritten
    vom Eingang zurück. »Lassn Si mih das machn.«
    Er griff bereits nach dem Türknopf, als mir etwas auffiel. Die
    Vitrine war nicht mit Telefonbuch-sondern mit Wörterbuchseiten verklebt. Sie war gepanzert.
    Ich versuchte noch, einen Schrei auszustoßen, aber es war
    schon zu spät. Bradshaw öffnete die Vitrine und war sofort in
    rotem Licht gebadet. Das Schränkchen enthielt mindestens zwei
    Dutzend gesprungene Gläser, aus denen der ansteckende Vyrus
    heraustropfte.
    »Ahhh!« schrie der Commander und stolperte rückwärts.
    Sein Geweih fiel zu Boden, während sich seine Karotte in einen
    laut tönenden Pavarotti verwandelte. Aber sein jahrelanges
    Training war nicht umsonst gewesen. Instinktiv griff er nach
    seiner Reißleine und verschwand mit einem lauten Knall.
    Der Raum veränderte sich schlagartig unter dem Einfluss des
    Vyrus. Der Boden wölbte sich zu einem weichen Busen, Wände
    wurden zu Wellen. Ich warf Miss Havisham einen nervösen
    Blick zu und stellte fest, dass auch ihre Karotte zum Pavarotti
    geworden war. Der beleibte Sänger saß auf ihrer Schulter, sah
    mich mit einem schmelzenden Blick an und sang dazu Holde
    Aida.
    »Hau ab!« schrie sie, zog ihre Reißleine und verschwand auf
    ähnliche Weise wie Bradshaw. Ich packte den Handgriff und
    zog. Aber statt mich hinwegzubefördern, riss bloß der Strick.
    Ich warf ihn zu Boden, wo er augenblicklich zu einem Strich
    wurde.
    »Hiir«, sagte Snell und nahm seinen eigenen Helm ab.
    »Nehmen Si meinen.«
    »Aber der Vyrus!«
    »Zur Hölle mit dem Vyrus, Nekst – haun Si ab!«
    Er sah mich nicht mehr an, sondern ging zu der Vitrine mit
    den gesprungenen Gläsern. Langsam schloss er die Türen,
    wobei sich seine Hände in Länder verwandelten, mit kompletten kleinen Wäldern, Flüssen und Bergen, als er der vollen
    Wirkung des Vyrus ausgesetzt war. Ich rannte nach draußen,
    warf den nutzlosen Homburg beiseite und versuchte mir Snells
    Hut umzuschnallen. Es war nicht einfach. Ich stolperte über
    einen herabgestürzten Teil des Burgfrieds und fiel voll aufs
    Gesicht – direkt vor zwei große gespaltene Huf e.
    Vorsichtig hob ich den Kopf. Der Minotaurus hockte
    sprungbereit vor mir. Der gewaltige Stierkopf saß auf einem
    starken männlichen Körper. Der Hals bestand ausschließlich
    aus Muskeln. Messerscharfe Zähne glänzten in seinem Maul,
    und die langen, spitzen Hörner zeigten angriffslustig nach
    vorne. Fünf Jahre lang hatte er Joghurt gefressen. Joghurt

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