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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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»Mir geht es genauso. Alle Kreaturen
    des Weltalls erzittern vor meinem Namen, aber ich kann einfach nicht durchsetzen, dass meine Kragen richtig gestärkt
    werden.«
    Der Aufzug hielt bei meinem Stockwerk, und ich stieg aus.

    Ich las mich in Verstand und Gefühl und machte einen großen
    Bogen um die Mündlis, die immer noch vor dem Haupteingang
    demonstrierten. Ich hatte keine Lust auf ein weiteres Spießrutenlaufen. Ich benutzte also den Hintereingang, nickte Mrs
    Dashwood zu, die gerade die Treppe herunterkam, und stieß in
    der Eingangshalle auf Harris Tweed, der mit einem schlanken,
    abenteuerlustig aussehenden jungen Mann sprach.
    Tweed unterbrach sich sofort, als ich erschien. »Ah, Thursday! Tut mir leid mit Snell; war ein guter Mann, das.«
    »Ich weiß. Vielen Dank.«
    »Wir haben jetzt den Vogel Greif zu Ihrem neuen Anwalt
    bestimmt«, sagte Tweed. »Ich hoffe, das ist Ihnen recht.«
    »Klingt gut«, sagte ich und wandte mich dem jungen Mann
    zu, der sich nervös die Finger durch die Haare zog. »Guten Tag!
    Ich bin Thursday Next.«
    »Oh, Pardon!« murmelte Tweed. »Das ist Uriah Hope aus
    David Copperfield, den ich zum Agenten ausbilden soll.«
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte Hope. »Vielleicht
    können wir bei Gelegenheit mal über die Ausbildung sprechen?«
    »Das Vergnügen ist ganz meinerseits«, sagte ich. »Ich bin eine große Verehrerin Ihrer Arbeit in David Copperfield, Mr
    Hope.«
    Ich verabschiedete mich und machte mich auf die Suche
    nach den Räumlichkeiten von JurisTech. Norland Park erwies
    sich als viel ausgedehnter, als ich bisher gedacht hatte. Die
    Korridore erschienen geradezu endlos. Schließlich klopfte ich
    einfach an eine Tür, und als niemand antwortete, trat ich ein.
    Hinter einem großen Schreibtisch saß einer der Helden aus der
    griechischen Mythologie, die ihren sehr anständigen Lebensunterhalt damit verdienten, ihre Geschichten an Psychotherapeuten und Nachwuchsautoren zu lizenzieren. Er hing gerade am
    Fußnotofon.
    »Also gut«, sagte er, »ich komme nächsten Freitag runter, um
    Eurydike abzuholen. Kann ich irgendetwas für Sie tun?« Er hob
    einen Finger, um mir zu signalisieren, dass ich nicht weggehen
    sollte. »Ich soll mich nicht umdrehen? Das ist alles? Okay, kein
    Problem. Also, bis dann. Tschüs.«
    Er legte den Hörer auf und sah mich an. »Sie sind Thursday
    Next, nicht wahr?«
    »Ja. Können Sie mir sagen, wo das JurisTech-Büro ist?«
    »Den Korridor runter die dritte rechts.«
    »Vielen Dank.«
    Ich wollte schon gehen, aber er rief mich noch einmal zurück
    und zeigte auf das Fußnotofon. »Ich hab's schon wieder vergessen – was hat er gesagt, was ich nicht tun soll?«
    »Tut mir leid, ich hab nicht zugehört.«

    Ich ging weiter, öffnete die dritte Tür und stieß auf einen Raum,
    der nichts enthielt als einen Mann, dem ein Frosch aus dem
    blanken Kopf wuchs.
    »Du meine Güte!« sagte ich. »Wie ist das denn passiert?«
    »Keine Ahnung«, sagte der Frosch. »Es fing alles mit einem
    Pickel an meinem Arsch an. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Ich suche Professor Plum.«
    »Da müssen Sie zu JurisTech. Hier sind Sie bei Alte Witze.
    Versuchen Sie's eine Tür weiter.«
    Ich bedankte mich und klopfte an die nächste Tür. Ein melodisches »Herein!« ertönte, und ich trat ein. Ich hatte ein Laboratorium oder eine kuriose Werkstatt voller merkwürdiger Dinge
    erwartet, aber nichts dergleichen – da saß einfach nur ein Mann
    in einem karierten Anzug hinter einem Schreibtisch und stu-dierte irgendwelche Papiere. Er erinnerte mich an Onkel Mycroft, nur etwas flotter.
    »Ah!« sagte er und sah auf. »Miss Next. Haben Sie den Hut
    bei sich?«
    »Ja, aber woher –?«
    »Miss Havisham hat es mir mitgeteilt«, sagte er einfach.
    Wie es schien, gab es nur wenige Menschen, die nicht mit
    Miss Havisham redeten.
    Ich zog den demolierten SchleuderHelm heraus und legte ihn
    auf den Tisch. Plum nahm ein Vergrößerungsglas aus der
    Tasche und untersuchte die gerissene Reißleine. 12

    12 »Sofija! Wo warst du? Seit Wochen versuche ich, dich zu erreichen! Sag
    schon, die Karenins – sind sie geschieden?«
    »Nein! Vielleicht wäre es besser für alle Beteiligten gewesen, wenn sie sich
    hätten scheiden lassen. Ich erinnere mich, wie sie in St. Petersburg im
    Theater waren. Ein Desaster!«
    »Warum? Was ist denn passiert? Hat sie sich zum Narren gemacht?«
    »Ja, weil sie überhaupt hinging! Wie konnte sie nur? Madame Kartasowa,
    die mit ihrem

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