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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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fetten, kahlköpfigen Ehemann in der Loge daneben saß, hat
    eine Szene gemacht. Sie hat irgendeine laute Beleidigung ausgestoßen und
    rauschte hinaus. Wir haben es alle gesehen. Anna versuchte es zu ignorieren, aber sie hat es natürlich gemerkt."
    »Warum haben sie bloß keine Scheidung verlangt, diese Dummköpfe?«
    »Vronskij hat sie ständig dazu gedrängt, aber sie hat es immer wieder
    hinausgeschoben. Sie sind nach Moskau gezogen, aber da war sie auch
    nicht glücklich. Vronskij hat sich in die Politik gestürzt, aber sie war
    überzeugt, er treibt sich mit anderen Frauen herum. Sie war nur noch eine
    eifersüchtige, gefallene Frau, eine Schande! Schließlich hat sie es nicht mehr
    ausgehalten und hat sich am Znamanka-Bahnhof vor den Zug geworfen.
    Der Acht-Uhr-Zug nach Obiralovka hat sie zerschmettert!«
    »Nein!«
    »Oh, verdammt!« sagte ich. »Jetzt geht das schon wieder los!«
    »Was?«
    »Ach, diese gestörten Fußnotofonverbindungen in meinem
    Kopf!«
    »Ich kann das gern überprüfen. Hier, setzen Sie mal diesen
    galvanisierten Topf auf.«
    »Ach, jetzt noch nicht. Ich möchte erst wissen, wie's ausgeht.«
    »Ganz, wie Sie wünschen.«
    Also lauschte ich dem Geplapper von Sofija und Vera, während Plum meinen SchleuderHelm untersuchte.
    »Tja«, sagte er schließlich. »Sieht so aus, als ob sie durchgescheuert war. Der Mk VII ist ein altes Modell – ich bin überrascht, dass er immer noch eingesetzt wird.«
    »Also war es einfach ein Materialfehler? Ist er nicht richtig
    gewartet worden?« fragte ich einigermaßen erleichtert.
    »Ein Materialfehler, der ein Menschenleben gerettet hat, ja.«
    »Was soll das heißen?« fragte ich alarmiert.
    Jetzt klappte er den Homburg auf und zeigte mir das Innere
    des Geräts. Es enthielt allerlei Drähte, blinkende Lämpchen und
    Schaltkreise, die alle sehr eindrucksvoll aussahen.
    »Irgendjemand hat den Retextualisierungshemmer mit dem
    ISBN-Prüfer kurzgeschlossen. Wenn die Reißleine funktioniert
    hätte, wären die Antriebs-Spulen stark überhitzt worden.«
    »Überhitzt? Heißt das, ich hätte eine heiße Birne gekriegt?«

    »Doch – aber du darfst es niemand erzählen – es ist ein Geheimnis zwischen uns beiden! Komm doch am Dienstag zum Abendessen – es gibt
    Runkelrüben à l'Orange – ich habe eine fabelhafte neue Köchin. Bis dahin,
    liebe Freundin, adieu!«
    »Heiß ist gar kein Ausdruck. Es wäre genug Energie freigesetzt worden, um ungefähr vierzehn Romane zu schreiben.«
    »Ich bin nur ein Lehrling, Professor Plum, könnten Sie's mir
    vielleicht etwas deutlicher sagen?«
    Er warf mir einen ernsthaften Blick zu. »Es wäre nicht viel
    übrig geblieben von diesem Hut – und von seiner Trägerin auch
    nicht. Das kommt bei den Mk VII gelegentlich vor. Es wäre als
    Unfall eingestuft worden. Aber zum Glück ist ja die Leine
    gerissen.«
    Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Saubere Arbeit. Da hat jemand genau gewusst, was er tat.«
    »Das ist sehr interessant«, sagte ich langsam. »Können Sie
    mir eine Liste der Leute geben, die technisch in der Lage zu so
    etwas wären?«.
    »Das könnte ein paar Tage dauern.«
    »Das ist es mir wert. Ich melde mich wieder.«

    In der Einsatzzentrale stieß ich auf Miss Havisham und den
    Protokollführer.
    Er nickte mir zu und konsultierte sein allgegenwärtiges
    Klemmbrett. »Sieht aus, als ob das ein Hundstag wäre, meine
    Damen.«
    »Thurber oder Thomas Mann?«
    »Weder noch. Mansfield Park. Lady Bertrams Mops ist überfahren worden und muss ersetzt werden.«
    »Schon wieder?« sagte Miss Havisham. »Das ist doch bestimmt schon der sechste. Sie sollte wirklich ein bisschen vorsichtiger sein.«
    »Der siebte. Sie können ihn vielleicht im Depot abholen und
    auf dem Heimweg vorbeibringen.«
    Er wandte seine Aufmerksamkeit mir zu. »Miss Havisham
    hat mir gesagt, Sie wären jetzt bereit, den praktischen Teil der
    Großen Dienstprüfung abzulegen?«
    »Ja, ich bin bereit«, sagte ich, obwohl ich das Gefühl hatte,
    keineswegs vorbereitet zu sein.
    »Ich bin sicher, Sie werden uns nicht enttäuschen«, sagte der
    Protokollführer nachdenklich, »obwohl es tatsächlich ein bisschen früh ist. Ich glaube, wenn Mrs Nakijima nicht gerade jetzt
    in Ruhestand gegangen wäre, hätten wir die Ausbildung ruhig
    noch ein paar Monate verlängern können. Aber«, seufzte er,
    »das ist nun mal nicht zu ändern. Ich habe mir den Dienstplan
    angesehen, und ich glaube, ich bin auf einen Auftrag gestoßen,
    der geeignet ist, Ihr

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