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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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dem
    steinigen Strand einer schottischen Insel. »Was soll das bedeuten?« fragte Lucy und sah sich mit wachsender Panik um. »Was
    ist das für ein Ort?«
    »Das ist ein Gefängnis, Miss Deane.«
    »Ein Gefängnis? Für wen?«
    »Für diese Frauen«, sagte Miss Havisham und zeigte auf eine
    Gruppe von jungen, hellhäutigen Lucy Deanes, die aus den
    Büschen gekommen waren und uns neugierig anstarrten.
    Unsere Lucy Deane sah erst uns, dann ihre identischen Schwestern und dann wieder uns an.
    »Es tut mir so leid«, sagte sie und fiel auf die Knie. »Gebt mir
    noch eine Chance – bitte!«
    »Trösten Sie sich damit, dass Sie nicht automatisch ein
    schlechter Mensch sind«, sagte Miss Havisham. »Sie haben nur
    einen WiederholungsCharakterFehler. Sie sind eine SerienTextFälscherin und die siebenhundertsechsundneunzigste Lucy
    Deane, die wir hier einsperren müssen. In weniger zivilisierten
    Zeiten wären Sie wahrscheinlich wieder zu Text gemacht worden. Guten Tag.«
    Damit verschwanden wir wieder in den Korridoren der Großen Bibliothek.
    »Herrje! Und ich dachte immer, dass sie noch der angenehmste Mensch in der Mühle am Floss ist«, sagte ich und
    schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Du wirst feststellen, dass die rechtschaffensten Figuren immer zuerst verrückt werden. Die durchschnittliche Lebensdauer
    einer Lucy Deane beträgt nur ungefähr tausend Lesungen;
    danach setzt die Selbstgerechtigkeit ein. Es konnte zuerst auch
    keiner glauben, als David Copperfield seine erste Frau umgebracht hat. Hallo, Kater!«
    Der Warrington-Kater war auf einem der oberen Regale erschienen und grinste auf uns und die gesamte Umgebung
    herunter.
    »Schau an!« sagte er. »Next und Havisham! Habt ihr Probleme mit Lucy Deane?«
    »Nur das Übliche. Kannst du bitte im Brunnen Bescheid sagen, dass der Ersatz so schnell wie möglich geschickt wird?«
    Der Kater versicherte uns, er werde sich darum kümmern,
    schien einigermaßen enttäuscht, dass ich kein MoggiliciousKatzenfutter für ihn dabeihatte, und verschwand wieder.
    »Wir müssen die Umstände von Perkins' Tod genau untersuchen«, sagte Miss Havisham. »Wirst du mir dabei helfen?«
    »Aber natürlich!« sagte ich eifrig.
    Miss Havisham lächelte seltsam. »Du erinnerst mich so daran, wie ich früher war, ehe mich Compeyson, diese Ratte, ins
    Unglück gestürzt hat.«
    Sie beugte sich etwas vor, und ihre Augen verengten sich.
    »Wir dürfen niemandem etwas sagen. Wissen kann sehr gefährlich sein. Wenn man in den Aktivitäten der Jurisfiktion herumstochert, findet man oft mehr, als einem lieb ist – denke dran,
    Mädel!«
    Sie versank für eine Sekunde in Schweigen.
    »Aber als erstes müssen wir dir die Lizenz als volle Jurisfiktion-Agentin beschaffen. Deine Möglichkeiten als Lehrling sind
    einfach begrenzt. Hast du die Multiple-Choice-Aufgaben alle
    gelöst?«
    Ich nickte.
    »Gut. Dann kannst du heute die praktische Prüfung ablegen.
    Ich werde das arrangieren, während du deinen SchleuderHelm
    zu JurisTech bringst.«
    Sie löste sich in Luft auf, und ich ging den Korridor hinunter
    zum Aufzug. Unterwegs traf ich Falstaff, der mich einlud, um
    seinen Maibaum zu tanzen. Ich sagte ihm natürlich, er solle
    abhauen, und drückte den Aufzugknopf. Die Türen öffneten
    sich bald darauf, und ich stieg ein. Ich war allerdings nicht
    allein. Mit mir in der Kabine waren Emperor Zhark und Mrs
    Tiggy-winkle.
    »Wohin?« fragte Zhark.
    »Erster Stock, bitte.«
    Er drückte mit seinem manikürten Finger auf den entsprechenden Knopf und setzte die Unterhaltung mit seiner Begleiterin fort.
    »… und dann haben die Aufständischen ein Drittel meiner
    Gefechtsstationen zerstört«, sagte er trübsinnig. »Wissen Sie,
    was so ein Ding kostet?«
    »Ach«, sagte Mrs Tiggy-winkle und stellte ihre Stacheln auf,
    »irgendwie schaffen diese Rebellen es immer wieder, Sie zu
    schlagen, nicht wahr?«
    Zhark seufzte. »Es ist, als hätten sich alle gegen mich verschworen«, murmelte er. »Jedesmal, wenn ich denke, ich könnte
    die Galaxie in aller Ruhe vernichten, kommt so ein junger
    Heißsporn daher und zerstört in letzter Minute meine teuflische
    neue Todesmaschine.«
    Er seufzte erneut, dann wurde ihm wohl bewusst, dass er in
    seiner Gesprächsführung etwas einseitig war. »Was macht denn
    das Wäschereigeschäft?« fragte er seine Begleiterin höflich.
    »Ach, die Preise für Stärke steigen ununterbrochen.«
    »Ich verstehe«, sagte Zhark und tippte auf seinen hoch aufgerichteten Hemdkragen.

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