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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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andere wohl schon das Schicksal erlitten
    hatten, das mir bevorstand.
    »Wir werden alle sehr traurig über deinen Tod sein«, flüsterte Mrs Passerby. »Ich hoffe, dass wir nicht allzu schnell darüber
    hinwegkommen.«
    »Warten Sie«, sagte ich. »Ich habe eine Idee.«
    »Wir wollen keine Idee, Liebling«, sagte Mr Townsperson
    und richtete wieder die Waffe auf mich. »Wir wollen Gefühle.«
    »Wie lange hält so ein Schuss vor?« fragte ich ihn. »Einen
    Tag? wie lange kann man schon um jemanden trauern, denn
    man kaum kennt?«
    Sie sahen sich gegenseitig an. Ich hatte natürlich recht. Der
    Kick, den sie sich damit verschaffen konnten, dass sie mich
    töteten und beerdigten, würde kaum bis zum Fünf-Uhr-Tee
    vorhalten.«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Ich kann euch mehr Gefühle verschaffen, als ihr verkraften
    könnt. Gefühle, die so stark sind, dass es euch umhaut.«
    »Sie lügt!« rief Mrs Passerby nüchtern. »Bringt sie endlich
    um, ich kann nicht mehr länger warten. Ich brauch meine
    Trauer!«
    »Ich gehöre zur Jurisfiktion. Ich kann mehr Aufregung in
    dieses Buch bringen, als euch tausend Blytons je verschaffen
    könnten.«
    »Das könnten Sie?« riefen die Bewohner des Städtchens. Sie
    genossen die Hoffnungen, die ich weckte.
    »Ja, und ich kann es auch beweisen. – Mrs Passerby?«
    »Ja, was ist?«
    »Mr Townsperson hat mir vorhin gesagt, dass Sie einen verdammt fetten Arsch haben.«
    »Was hat er gesagt?« fauchte sie wütend, während ihr Gesicht sich lustvoll rötete.
    »Aber so etwas würde ich nie sagen«, erklärte Mr Townsperson, und man sah geradezu, wie die Entrüstung ihm gut tat.
    »Wir auch!« riefen die Stadtbewohner aufgeregt. »Was haben
    Sie für uns für Gefühle?«
    »Gar nichts kriegt ihr, ehe ihr mich nicht losbindet!«
    Sie beeilten sich, meine Fesseln zu lösen. Glück und Trauer
    hatten sie zwar halbwegs über die Runden gebracht, waren
    inzwischen aber auch schon Routine geworden. Was ich ihnen
    zu bieten hatte, war brandneu und spannend.
    Ich verlangte meine Pistole, die mir auch ohne Murren gereicht wurde, während mich die Stadtbewohner gierig beobachteten. Sie waren wie Dodos, die auf ein paar Marshmallows
    warteten.
    Ich rieb meine Handgelenke und warf den Ehering weg. »Als
    erstes«, sagte ich, »weiß ich nicht, wer mich geschwängert hat!«
    Ein schockiertes Schweigen folgte.
    »Das ist abscheulich!« sagte der Pfarrer. »So etwas Abstoßendes ist mir ja noch nie untergekommen!« Seine Stimme triefte
    vor Lust.
    »Und was noch schlimmer ist: Wenn ihr mich umgebracht
    hättet, wärt ihr zu Doppelmördern geworden. Ihr hättet nämlich auch meinen ungeborenen Sohn mitgetötet. Von diesen
    Schuldgefühlen hättet ihr monatelang zehren können!«
    »Ja, genau!« schrie Mr Rustic. »Kommt, wir können sie immer noch umbringen!«
    Ich hob meine Waffe und hielt sie in Schach. »Es wird euch
    noch lange leid tun, dass ihr mich nicht umgebracht habt«,
    murmelte ich.
    Die Stadtbewohner verstummten. Das Gefühl, etwas versäumt zu haben, pulsierte fast sichtbar in ihren Adern.
    »Herrlich!« sagte einer der Knechte und setzte sich ins Gras,
    um die Gefühlsmischung aus Blutgier und verpasster Gelegenheit zum Doppelmord ordentlich zu genießen.
    Aber ich war noch nicht fertig mit ihnen. »Ich werde euch
    beim GattungsRat anzeigen. Ich werde davon Meldung erstatten, dass ihr mich umbringen wolltet. Das kann durchaus dazu
    führen, dass der ganze Roman aufgelöst wird. Dann werdet ihr
    zu Text gemacht.«
    Jetzt hatte ich sie endgültig. Sie hatten die Augen geschlossen
    und schwankten wehklagend hin und her.
    »Vielleicht tu ich's aber auch nicht«, sagte ich und zog mich
    leise zurück.
    Am Tor riss ich mir das Brautkleid herunter. Die Stadtbewohner lagen am Boden zwischen den Gräbern, die Augen
    geschlossen, und surften auf ihren gemischten Gefühlen. Es
    würde Tage dauern, bis sie den emotionalen Cocktail aus Angst,
    Mordlust, Aberglauben und Schuldgefühlen verdaut hatten.

    Meine Jacke und mein JurisfiktionBuch fand ich in dem Haus,
    wo man mich in das Brautkleid gezwängt hatte. Als ich wieder
    auf die Straße trat, war ich zufrieden. Ich hatte meinen Auftrag
    erfüllt, auch wenn ich beinahe ein böses Ende genommen hätte
    dabei. Beim nächsten Auftrag würde ich vorsichtiger sein.
    Ein dumpfes Knurren ertönte an meiner Seite. »Und was
    wird aus mir? Werd' ich jetzt wieder zu Text gemacht?«
    Es war Shadow.
    »Offiziell, ja.«
    »Aha. Und inoffiziell?«
    Ich

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