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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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irgendwo im Heck des
    Flugboots herumschluchzte.
    »Junge Liebe!« sagte eine Stimme hinter mir. »Achtzehn gefühlvolle Jahre in eine einzige Woche gepackt – das ist sicher
    nicht einfach, was meinst du?«
    »Omilein!« sagte ich und drehte mich um. »Seit wann bist du
    denn wieder zurück?«
    »Gerade angekommen«, sagte sie, legte ihren karierten Hut
    und ihre karierten Handschuhe ab und drückte mir etwas Geld
    in die Hand.
    »Was ist das?«
    »Ach, weißt du, D-3-Rohlinge nehmen alles immer so
    schrecklich wörtlich. Ich hab den Taxifahrer gebeten, mich
    hierher zurückzubringen. Da ist er die ganze Zeit rückwärts
    gefahren, der Taxameter ist rückwärts gelaufen, und am Ende
    hat er mir Geld geschuldet. Wie geht's denn?«
    »Tja«, sagte ich. »Es ist so ähnlich, als hätte man zwei Teenager im Haus.«
    »Na, dann hast du ja gleich ein prima Training für deine eigenen Kinder.« Granny setzte sich an den Tisch und nippte an
    meinem Kaffee.
    »Omi?«
    »Ja?«
    »Wie bist du hergekommen? Ich meine, du bist doch hier,
    oder nicht? Du bist nicht bloß eine Erinnerung oder so was?«
    »Nein, nein«, lachte sie. »Ich bin ganz real. Du brauchst jemand, der auf dich aufpasst, bis wir mit Aornis fertig sind.«
    »Aornis?«
    »Ja«, seufzte Granny. »Denk mal einen Augenblick gründlich
    nach.«
    Ich grübelte über den Namen nach, und richtig, nach ein
    paar Sekunden trat Aornis hervor wie ein Schiff aus dem Nebel.
    Aber der Nebel war tief, und es war noch vieles verborgen
    darin, das spürte ich deutlich.
    »Oh, ja«, murmelte ich. »Diese Aornis. Woran sollte ich mich
    noch erinnern?«
    »Landen.«
    Auch der trat jetzt aus dem Nebel. Der Mann auf der Zeichnung. Ich setzte mich und stützte den Kopf auf die Hände. Ich
    konnte es nicht fassen, dass ich ihn vergessen hatte.
    »Ich denke, es ist so ähnlich wie Masern«, sagte Granny und
    klopfte mir auf die Schultern. »Wir werden dich schon von ihr
    heilen, mach dir keine Sorgen.«
    »Aber dann muss ich sie noch in der wirklichen Welt bekämpfen, nicht wahr?«
    »Auf der physischen Ebene sind Mnemonomorphen immer
    leichter unter Kontrolle zu bringen. Wenn du sie in deinem
    Kopf besiegt hast, sollte der Rest kein Problem sein.«
    Ich hob den Kopf und sah sie an. »Erzähl mir von Landen.«
    Und das tat sie auch, eine ganze Stunde lang, bis ich in die
    Stadt fahren musste, um Mary Jones zu vertreten.

    Ich fuhr in Marys BMW nach Reading. Wie beim ersten Mal
    überholte ich rote Minis, blaue Morris Marinas und die allgegenwärtigen Lieferwagen von Dr. Spongg's Fußpflege. Ich hatte
    das wirkliche Reading in meinem SpecOps-Leben oft genug
    besucht, und obwohl das Reading von Caversham Heights ein
    ganz brauchbares Abbild war, fehlte doch manches Detail. Die
    meisten Straßen fehlten, die Bibliothek war ein Supermarkt, der
    Stadtteil Caversham trug Züge von Beverly Hills, und die heruntergekommene Innenstadt wirkte ein bisschen wie New
    York in den siebziger Jahren. Ich konnte mir schon vorstellen,
    wo der Autor seine Anregungen hernahm. Aber die dichteri-sche Freiheit konnte man ihm wohl lassen, sie trug dazu bei, die
    Spannung zu steigern.
    Ich blieb im Stau stecken und trommelte mit den Fingern
    ungeduldig aufs Lenkrad. Die Untersuchung im Mordfall
    Perkins war noch nicht weit gediehen. Bradshaw hatte das
    ausgeglühte Vorhängeschloss und den dazugehörigen Schlüssel
    in den Überresten des Burggewölbes gefunden, aber das half
    uns nicht viel. Miss Havisham und ich waren bei unseren
    Ermittlungen auch nicht viel weitergekommen. Unsere zweitägigen diskreten Nachforschungen hatten lediglich zwei wichtige
    Ergebnisse erbracht: Zum einen hatten lediglich acht Jurisfiktion-Agenten Zugang zum Sword of the Zenobians, zum anderen
    war einer dieser Agenten Vernham Deane. Das erschien uns
    deshalb bemerkenswert, weil er nach einem Einsatz im Ulysses,
    wo er nach der zum Teil gestohlenen Interpunktion suchen
    sollte, nicht wieder aufgetaucht war. Mehrere Überprüfungen
    erbrachten keinerlei Nachweise dafür, dass er das kritische
    letzte Kapitel des Ulysses je aufgesucht hatte.
    Da es keine anderen Hinweise gab, hatten Miss Havisham
    und ich darüber nachgedacht, ob Perkins das Schloss vielleicht
    selbst abgemacht hatte, um den Käfig zu säubern oder dergleichen, aber das schien uns nicht sehr wahrscheinlich. Und was
    war mit der Sabotage an meinem SchleuderHelm? Auch dafür
    gab es keine Erklärung, denn ich war – wie Miss Havisham mir
    immer wieder genüsslich

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