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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Dämme. Es war das gedankenlose Plappern, in dem verzweifelten Bestreben, sich für etwas zu entschuldigen, für das es keine Entschuldigung gab, resümierte er später. Daniel hätte in dieser gefährlichen Situation nicht damit beginnen dürfen. Denn kurz darauf kannte er kein Halten mehr.
    »Danke.«
    Kuss.
    »Und, sorry.«
    Kuss.
    »Bitte sei nicht mehr böse. Ich ...«
    Tiefes Luftholen und gleichzeitig der letzte verzweifelte und chancenlose Versuch, den gefürchteten peinlichen Ausbruch in letzter Sekunde zu verhindern.
    »Ich ... Gott, danke, Tina. Danke, danke, danke ...«
    Kuss auf Nase, auf Stirn, auf Auge.
    »Nie hätte ich gedacht und schon gar nicht erwartet, dass du so lange auf mich ...«
    »Wie bitte?« Strikte kleine Hände legten sich plötzlich auf seine Brust und schoben ihn von sich. Kurz darauf sah er sich mit dem nächsten bitterbösen Blick konfrontiert.
    Und damit nicht genug. Insgesamt wirkte Tina etwas bedrohlich und er verfügte derzeit nicht über die geringste Burgerimmunisierung. Das nannte man wohl Pech!
    »Was hättest du nicht gedacht und schon gar nicht erwartet?«
    Kritisch beäugte Daniel das bleiche Gesicht, das jetzt, aus der Nähe, noch um einiges fragiler wirkte. »Du konntest nicht wissen, ob ich ...«
    »Nein!« Heftig schüttelte sie den Kopf. »Das konnte ich nicht wissen, richtig! Was aber noch lange nicht bedeutet, dass ich mich zwischenzeitlich nach geeignetem Ersatz umsehe, nur für alle Fälle. Wie kannst du ...«
    »Schon gut!«, unterbrach er sie eilig. »Reg dich ab!« Damit wollte Daniel ihr Gesicht wieder zwischen die Hände nehmen, mit dem unausgegorenen, aber nichtsdestotrotz genialen Plan, sie weiterzuküssen.
    Ihre Miene wurde mit jeder Sekunde starrer, diesmal jedoch nicht, weil sie sich in einer Art Trance befand. Da brodelte echte Wut unter der Oberfläche. Oh, oh!
    »Nein!«
    »Ich meinte doch nur ...«
    »Ich weiß, was du meintest!«, unterbrach sie ihn. »Das ist ja Teil der gesamten Misere. Du hältst mich für irgendein flatterhaftes, naives, treuloses Ding, das ...«
    »Also, das habe ich dir wirklich noch nie unterstellt!«
    »Ha!«, schnaubte sie. »Vergiss es, Grant! Womit hast du denn genau gerechnet? Dass ich bereits Mrs. Phorbes-Hunt heiße oder ...«
    »Nein ...«, wisperte Daniel und beobachtete mit aufkeimendem Lächeln, wie Tina sich mehr und mehr in Rage plapperte. Längst liefen die nächsten Tränen, was den Anblick noch etwas versüßte.
    Unerträglich süß, um genau zu sein.
    »... immer behandelst du mich wie ein Kleinkind und unterstellst mir auch noch diese Denkweise!« Laut schniefte sie und nahm geistesabwesend ein Taschentuch, das er ihr reichte. Nicht, dass dieses Intermezzo Tina lange am Weiterzetern gehindert hätte. »Du haust einfach ab, weigerst dich mit deiner ewigen Arroganz, mich mitzunehmen, obwohl ich die ganze Zeit ahnte, dass ... Und dann kommst du zurück – huhu, da bin ich! - und meinst, ich hätte in der Zwischenzeit nichts Besseres zu tun gehabt, als mir den erstbesten Idioten zu suchen. Schön fett und hässlich, richtig? Nur weil der richtige Idiot mal wieder nicht anwesend ist ...«
    Die Tränen liefen stetig schneller, zunehmend war sie nur noch sehr schwer zu verstehen.
    »Ist dir bekannt, dass ich dreiunddreißig Jahre alt bin, Daniel? Warum ...« Anstatt den begonnenen Satz zu Ende zu bringen, folgte der nächste Anklagepunkt auf der offensichtlich etwas längeren Liste. »Und wie siehst du überhaupt aus? Von wegen ich bin zu dünn!«
    Behutsam, als bestünde ansonsten die akute Gefahr, dass er zerbrach, streichelte sie seine Wange, immer wieder vom grausamen Schluchzen geschüttelt. Und als wäre das nicht genug gewesen, schloss sie plötzlich stöhnend die Augen. »Oh, verdammt!«
    Die Lider flogen auf. »Ich bin so ein Miststück! Du bist bestimmt müde, oder?« Die flatternde Hand streichelte schneller – und fahriger. »Hast du Hunger, willst du ein Bad nehmen oder einfach nur schlafen? Du siehst unglaublich müde aus … natürlich, siehst du so aus, wie auch nicht … oh, ich bin so blöd ... Es tut mir leid, ich habe nur an mich gedacht. Warum hat mir denn niemand gesagt, dass du kommst? Ich hätte ...«
    Vorsichtig entfernte er die vielen kleinen perlenden Tränen auf ihren Wangen. Eine hinderte er erfolgreich, auf das erhitzte Terrain darunter zu fallen. Erst dann sah er sie an. »Ich wollte keine Hoffnungen wecken, bevor ich mir nicht sicher war. Aber das ist nebensächlich, alles ist so

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