03 - Keiner wie Wir
eintreten würde, aber wenn Daniel diese Tour beibehielt, würde sie scheitern. Bereits jetzt fieberte sie dem Ende dieses Dramas entgegen und wollte endlich der einen Nacht zustimmen, die der Lohn für diese grausame Folter sein würde.
Sein Blick versprach den Himmel und blöderweise wusste sie bereits, dass der tatsächlich in greifbarer Nähe lauerte, was auch nicht sehr hilfreich war.
»Hörst du das Lied?«, erkundigte er sich nach einer Weile, wieder mit diesem Hauchen, das ihr zunehmend den Schweiß auf die Stirn trieb. Verbissen versuchte sie, wenigstens den Himmel-Schwur-Blick zu ignorieren und lauschte angestrengt.
Die willkommene Ablenkung.
Ein Schlaflied.
Es erzählte von Einsamkeit und dem Versprechen, dass der Geliebte zurückkehrt und irgendwann all die Trauer, die Wehmut und die Sehnsucht nur noch grausame Erinnerung sein würden.
»Es ist sehr traurig.«
Daniel lächelte, ohne dass seine Augen davon erreicht wurden. »Nur, wenn man es aus dieser Perspektive betrachten will. Versuche die andere ...«
Während Tina abermals lauschte, nahm er den Blick nicht von ihr – fixierte - natürlich. Ihr »Okay«, klang deshalb ein wenig heiser.
Ein sanfter Finger legte sich unter ihr Kinn und das Lächeln verschwand komplett. »Ich schenke es dir. Wenn du es ab sofort hörst, wirst du an mich denken. Egal, wo ich in diesem Moment bin ...«
Das klang zwar auch kitschig, obwohl es sich nicht so anfühlte, doch zu beunruhigend, um weiterhin in ihrer Rolle bleiben zu können. »Daniel ...?«
Er zog sie näher und die Übergänge zwischen Realität und Fiktion wurden fließend. »Ich gehe Ende Juli für sechs Wochen nach Afrika.«
»Wieder die Ärzte ohne Grenzen?«
Wortlos nickte er.» Okay ...«
»Okay ...« Ärgerlich registrierte Tina, dass jene Wehmut und Sehnsucht, von denen dieser unbekannte Titel handelte, plötzlich sie heimsuchten. Dabei bestand in diesem Zusammenhang überhaupt kein Grund!
»Wohin?«
»Ich weiß es noch nicht, das entscheidet sich relativ kurzfristig. Aber ...« Schon fiel er in die dunkle, sexy Dramenstimme zurück, »... das können wir später besprechen, Baby ...«
Damit löste er seine Hand aus ihrer und zog sie so fest an sich, bis ihre Körper nichts mehr trennte, abgesehen von der total überflüssigen Kleidung.
Sie lehnte die Stirn an seine Brust, schloss die Augen und versuchte, das Zittern ihrer Knie zu vergessen.
* * *
I rgendwann spürte sie den berühmten Finger erneut unter ihrem Kinn, und als Tina widerwillig die Lider öffnete, begegnete sie seinem ernsten Blick.
Kein fiktiver Barbesuch, nur Daniel Grant und Tina Hunt in einem schlichten Appartement.
Langsam näherte sich das verdammte / geliebte Gesicht. So vorsichtig als befürchte er, sie würde im letzten Moment noch zurückweichen. Was für ein Blödsinn, sie wartete seit gefühlten Ewigkeiten darauf, dass der Kerl endlich Ernst machte!
Wenig später hauchte er den sanftesten aller Küsse auf ihre Lippen. Instinktiv reckte Tina sich ihm entgegen, Zeit, sich zu schämen blieb nicht. Die letzte Barriere ihrer Beherrschung war soeben zu Bruch gegangen, und zwar mit einem gigantischen Dröhnen. In Anbetracht der Gesamtlage hatte sie sich bisher wirklich gut gehalten, wie sie fand. Besonders, wenn man die zahlreichen widrigen Faktoren genauer betrachtete.
Als sie jedoch den zarten, sanften Kuss zu einem leidenschaftlichen, atemlosen, sinnlichen und umwerfenden ausdehnen wollte, verschwanden seine Lippen ganz plötzlich. Und diesmal gelang es ihr nicht, das frustrierte Stöhnen zurückzuhalten. Schon, weil die Barriere ja in Trümmern lag.
Daniel schien von alledem nichts zu bemerken. »Ich kann mir noch so viel Mühe geben, bei dir bringe ich das nicht zustande«, flüsterte er an ihrem Ohr, womit sich sein Mund gute zehn Zentimeter von der Stelle entfernt befand, wo sie ihn haben wollte.
Dringend!
»Es tut mir leid. ... Möglicherweise liegt es daran, dass mir eine Nacht mit dir nicht genügen würde … auch nicht zehn … okay, nicht einmal tausend ...«
»Hmmm, hmmm ...«
Er nahm den Kopf zurück und sie registrierte erstaunt, dass der Ernst seinen Blick nicht verlassen hatte.
»Was hast du?« Mehr als ein raues Hauchen brachte Tina nicht zustande, denn sie spürte erneut diese seltsame, unerklärliche Furcht in sich aufkeimen. Seine Mimik wollte so gar nicht zu dieser besonderen Atmosphäre und zu seinen Worten passen.
»Eigentlich nichts, mir ist nur aufgegangen, wie richtig du
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